Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
gegeben, der erste Satz wäre an sich wahr;
so folgte doch der andere nicht daraus, daß
nemlich die dritte Person nothwendig eine
Mutter müste genennet werden. Dann
gleichwie es dem allweisen GOtt frey gestan-
den hätte, sich unter dem Bild eines Mannes
und Vaters nach der andern und ersten Per-
son, kennbar zu machen; also würde man ihm

auch
da muß er sein Weib versorgen. Und es
ist nicht nothwendig daß das Weib auch
zugleich, und weil es einen Mann hat,
darneben noch einen versorgenden Vater,
und eine pflegende Mutter haben müsse.
Umgekehret, weil sie nun ein Weib ist,
und einen Mann hat, so höret die Va-
ter- und Mutterpflege eben deswegen
auf. Diese war nöthig, da sie noch ein
minderjährig Kind war. Jetzt ist sie ei-
ne Ehefrau, die keine Erziehung mehr
von ihrem Vater und Mutter er-
wartet.
Dieses sage ich, um zu zeigen, wie miß-
lich es gehandelt seye, wenn man mit
sinnlichen Bildern handelt, und die Un-
terschieds-Zeichen der göttlichen Perso-
nen darauf gründen will. Zinzendorf
nimt eine Ehe des Lammes mit der
glaubigen Seele
zum Grund. Da ist
das Lamm ihr Ehemann. Nun will er
ein gantzes machen, und meinet, weil ei-
ne

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
gegeben, der erſte Satz waͤre an ſich wahr;
ſo folgte doch der andere nicht daraus, daß
nemlich die dritte Perſon nothwendig eine
Mutter muͤſte genennet werden. Dann
gleichwie es dem allweiſen GOtt frey geſtan-
den haͤtte, ſich unter dem Bild eines Mannes
und Vaters nach der andern und erſten Per-
ſon, kennbar zu machen; alſo wuͤrde man ihm

auch
da muß er ſein Weib verſorgen. Und es
iſt nicht nothwendig daß das Weib auch
zugleich, und weil es einen Mann hat,
darneben noch einen verſorgenden Vater,
und eine pflegende Mutter haben muͤſſe.
Umgekehret, weil ſie nun ein Weib iſt,
und einen Mann hat, ſo hoͤret die Va-
ter- und Mutterpflege eben deswegen
auf. Dieſe war noͤthig, da ſie noch ein
minderjaͤhrig Kind war. Jetzt iſt ſie ei-
ne Ehefrau, die keine Erziehung mehr
von ihrem Vater und Mutter er-
wartet.
Dieſes ſage ich, um zu zeigen, wie miß-
lich es gehandelt ſeye, wenn man mit
ſinnlichen Bildern handelt, und die Un-
terſchieds-Zeichen der goͤttlichen Perſo-
nen darauf gruͤnden will. Zinzendorf
nimt eine Ehe des Lammes mit der
glaubigen Seele
zum Grund. Da iſt
das Lamm ihr Ehemann. Nun will er
ein gantzes machen, und meinet, weil ei-
ne
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0226" n="210"/><fw place="top" type="header">Herrnhuterey in ihrer Schalkheit</fw><lb/>
gegeben, der er&#x017F;te Satz wa&#x0364;re an &#x017F;ich wahr;<lb/>
&#x017F;o folgte doch der andere nicht daraus, daß<lb/>
nemlich die dritte Per&#x017F;on nothwendig eine<lb/><hi rendition="#fr">Mutter</hi> mu&#x0364;&#x017F;te genennet werden. Dann<lb/>
gleichwie es dem allwei&#x017F;en GOtt frey ge&#x017F;tan-<lb/>
den ha&#x0364;tte, &#x017F;ich unter dem Bild eines Mannes<lb/>
und Vaters nach der andern und er&#x017F;ten Per-<lb/>
&#x017F;on, kennbar zu machen; al&#x017F;o wu&#x0364;rde man ihm<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/><note next="#seg2pn_42_3" xml:id="seg2pn_42_2" prev="#seg2pn_42_1" place="foot" n="*">da muß er &#x017F;ein Weib ver&#x017F;orgen. Und es<lb/>
i&#x017F;t nicht nothwendig daß das Weib auch<lb/>
zugleich, und weil es einen Mann hat,<lb/>
darneben noch einen ver&#x017F;orgenden Vater,<lb/>
und eine pflegende Mutter haben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
Umgekehret, weil &#x017F;ie nun ein Weib i&#x017F;t,<lb/>
und einen Mann hat, &#x017F;o ho&#x0364;ret die Va-<lb/>
ter- und Mutterpflege eben deswegen<lb/>
auf. Die&#x017F;e war no&#x0364;thig, da &#x017F;ie noch ein<lb/>
minderja&#x0364;hrig Kind war. Jetzt i&#x017F;t &#x017F;ie ei-<lb/>
ne Ehefrau, die keine Erziehung mehr<lb/>
von ihrem Vater und Mutter er-<lb/>
wartet.<lb/>
Die&#x017F;es &#x017F;age ich, um zu zeigen, wie miß-<lb/>
lich es gehandelt &#x017F;eye, wenn man mit<lb/>
&#x017F;innlichen Bildern handelt, und die Un-<lb/>
ter&#x017F;chieds-Zeichen der go&#x0364;ttlichen Per&#x017F;o-<lb/>
nen darauf gru&#x0364;nden will. Zinzendorf<lb/>
nimt eine <hi rendition="#fr">Ehe des Lammes mit der<lb/>
glaubigen Seele</hi> zum Grund. Da i&#x017F;t<lb/>
das Lamm ihr Ehemann. Nun will er<lb/>
ein gantzes machen, und meinet, weil ei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ne</fw></note><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210/0226] Herrnhuterey in ihrer Schalkheit gegeben, der erſte Satz waͤre an ſich wahr; ſo folgte doch der andere nicht daraus, daß nemlich die dritte Perſon nothwendig eine Mutter muͤſte genennet werden. Dann gleichwie es dem allweiſen GOtt frey geſtan- den haͤtte, ſich unter dem Bild eines Mannes und Vaters nach der andern und erſten Per- ſon, kennbar zu machen; alſo wuͤrde man ihm auch * * da muß er ſein Weib verſorgen. Und es iſt nicht nothwendig daß das Weib auch zugleich, und weil es einen Mann hat, darneben noch einen verſorgenden Vater, und eine pflegende Mutter haben muͤſſe. Umgekehret, weil ſie nun ein Weib iſt, und einen Mann hat, ſo hoͤret die Va- ter- und Mutterpflege eben deswegen auf. Dieſe war noͤthig, da ſie noch ein minderjaͤhrig Kind war. Jetzt iſt ſie ei- ne Ehefrau, die keine Erziehung mehr von ihrem Vater und Mutter er- wartet. Dieſes ſage ich, um zu zeigen, wie miß- lich es gehandelt ſeye, wenn man mit ſinnlichen Bildern handelt, und die Un- terſchieds-Zeichen der goͤttlichen Perſo- nen darauf gruͤnden will. Zinzendorf nimt eine Ehe des Lammes mit der glaubigen Seele zum Grund. Da iſt das Lamm ihr Ehemann. Nun will er ein gantzes machen, und meinet, weil ei- ne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/226
Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/226>, abgerufen am 29.04.2024.