"welches unstreitig einer und derselbe ist, pie "meditire."
§. 9.
"Damit aber niemand denke, als ob dis nur "so ein Paradoxon wäre, das man exercitii gratia "unter die Leute würfe, wie etwa manchmal ein "Corollarium hinter einer Disputation, um sich "an dem darüber enstehenden Disputat eine Wei- "le zu delectiren, und endlich doch das finale aller "dergleichen Disputate de lana caprina: concedo "in hoc sensu, heraus zu kriegen: so bezeuge ich zu "gleicher Zeit, daß ich es für einen grossen und "wichtigen Fehler der Theologen, und für ein Pec- "catum omissionis halte, da sie wenigstens seit der "Reformation genugsam wahrnehmen können, "daß eine crasse Ignoranz wegen der Person des "heiligen Geistes unter dem Volk ist, daß sie der "Spur des seligen Lutheri nicht besser gefolget, "welcher das abrupte Bekentnis: ich glaube "an den Heiligen Geist/ mit einer gantzen Suite "schöner Gedanken illustriret, und weiter aus- "geführet hat, und sich die Freiheit heraus genom- "men, die, in diesem allzukurtzen Compendio, "als wenn sie kleine Götter für sich wären, zum "heiligen Geist rangirte heilige christliche Kirche, "Vergebung der Sünden, Auferstehung der "Todten und ewiges Leben, dem heiligen Geist "in die Hand zu geben, daß man siehet, was er "dabey zu thun hat: wie denn durch die dem heili- "gen Geist daselbst beygelegte Handlung, dessen "ewige und selbständige Gottheit mit einer
"rechten
Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
„welches unſtreitig einer und derſelbe iſt, pie „meditire.‟
§. 9.
„Damit aber niemand denke, als ob dis nur „ſo ein Paradoxon waͤre, das man exercitii gratia „unter die Leute wuͤrfe, wie etwa manchmal ein „Corollarium hinter einer Diſputation, um ſich „an dem daruͤber enſtehenden Diſputat eine Wei- „le zu delectiren, und endlich doch das finale aller „dergleichen Diſputate de lana caprina: concedo „in hoc ſenſu, heraus zu kriegen: ſo bezeuge ich zu „gleicher Zeit, daß ich es fuͤr einen groſſen und „wichtigen Fehler der Theologen, und fuͤr ein Pec- „catum omiſſionis halte, da ſie wenigſtens ſeit der „Reformation genugſam wahrnehmen koͤnnen, „daß eine craſſe Ignoranz wegen der Perſon des „heiligen Geiſtes unter dem Volk iſt, daß ſie der „Spur des ſeligen Lutheri nicht beſſer gefolget, „welcher das abrupte Bekentnis: ich glaube „an den Heiligen Geiſt/ mit einer gantzen Suite „ſchoͤner Gedanken illuſtriret, und weiter aus- „gefuͤhret hat, und ſich die Freiheit heraus genom- „men, die, in dieſem allzukurtzen Compendio, „als wenn ſie kleine Goͤtter fuͤr ſich waͤren, zum „heiligen Geiſt rangirte heilige chriſtliche Kirche, „Vergebung der Suͤnden, Auferſtehung der „Todten und ewiges Leben, dem heiligen Geiſt „in die Hand zu geben, daß man ſiehet, was er „dabey zu thun hat: wie denn durch die dem heili- „gen Geiſt daſelbſt beygelegte Handlung, deſſen „ewige und ſelbſtaͤndige Gottheit mit einer
„rechten
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Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
„welches unſtreitig einer und derſelbe iſt, pie
„meditire.‟
§. 9.
„Damit aber niemand denke, als ob dis nur
„ſo ein Paradoxon waͤre, das man exercitii gratia
„unter die Leute wuͤrfe, wie etwa manchmal ein
„Corollarium hinter einer Diſputation, um ſich
„an dem daruͤber enſtehenden Diſputat eine Wei-
„le zu delectiren, und endlich doch das finale aller
„dergleichen Diſputate de lana caprina: concedo
„in hoc ſenſu, heraus zu kriegen: ſo bezeuge ich zu
„gleicher Zeit, daß ich es fuͤr einen groſſen und
„wichtigen Fehler der Theologen, und fuͤr ein Pec-
„catum omiſſionis halte, da ſie wenigſtens ſeit der
„Reformation genugſam wahrnehmen koͤnnen,
„daß eine craſſe Ignoranz wegen der Perſon des
„heiligen Geiſtes unter dem Volk iſt, daß ſie der
„Spur des ſeligen Lutheri nicht beſſer gefolget,
„welcher das abrupte Bekentnis: ich glaube
„an den Heiligen Geiſt/ mit einer gantzen Suite
„ſchoͤner Gedanken illuſtriret, und weiter aus-
„gefuͤhret hat, und ſich die Freiheit heraus genom-
„men, die, in dieſem allzukurtzen Compendio,
„als wenn ſie kleine Goͤtter fuͤr ſich waͤren, zum
„heiligen Geiſt rangirte heilige chriſtliche Kirche,
„Vergebung der Suͤnden, Auferſtehung der
„Todten und ewiges Leben, dem heiligen Geiſt
„in die Hand zu geben, daß man ſiehet, was er
„dabey zu thun hat: wie denn durch die dem heili-
„gen Geiſt daſelbſt beygelegte Handlung, deſſen
„ewige und ſelbſtaͤndige Gottheit mit einer
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Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/28>, abgerufen am 08.12.2023.
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