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Benner, Johann Hermann: Christliches Bedencken von dem vorsetzlichen Meineid. Frankfurt (Main) u. a., 1739.

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Christliches Bedencken
seye besser einem schmählichen Urtheil
des Richters durch den Meineid zu ent-
gehen, als aus Liebe zur Wahrheit,
aus Furcht vor GOtt und dem Rich-
ter, aus Entsetzen vor dem göttlichen
Zorn, seine Sünde zu bekennen. Nun
ist es nicht möglich, eine warhaftige
Reue zu empfinden, und Vergebung
zu erlangen, ohne Aufhebung der Be-
leidigung, welche an dem Nechsten,
und sonderlich an dem Richter, durch
den Meineid verübet worden. (§. 21.
f. f.)
Hatte nun der Satan soviel
Macht über sein armes Hertz, ehe
noch der Meineid begangen war, daß
er ihn beredete, den falschen Eidschwur
als ein Mittel zu ergreifen, der welt-
lichen Beschimpfung, und dem damit
verknüpften Schaden zu entgehen, so
wird nunmehr nach begangenem Mein-
eid, die Bekentnis der Warheit un-
gleich schwerer fallen. Dann zu auf-

hebung

Chriſtliches Bedencken
ſeye beſſer einem ſchmaͤhlichen Urtheil
des Richters durch den Meineid zu ent-
gehen, als aus Liebe zur Wahrheit,
aus Furcht vor GOtt und dem Rich-
ter, aus Entſetzen vor dem goͤttlichen
Zorn, ſeine Suͤnde zu bekennen. Nun
iſt es nicht moͤglich, eine warhaftige
Reue zu empfinden, und Vergebung
zu erlangen, ohne Aufhebung der Be-
leidigung, welche an dem Nechſten,
und ſonderlich an dem Richter, durch
den Meineid veruͤbet worden. (§. 21.
f. f.)
Hatte nun der Satan ſoviel
Macht uͤber ſein armes Hertz, ehe
noch der Meineid begangen war, daß
er ihn beredete, den falſchen Eidſchwur
als ein Mittel zu ergreifen, der welt-
lichen Beſchimpfung, und dem damit
verknuͤpften Schaden zu entgehen, ſo
wird nunmehr nach begangenem Mein-
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gleich ſchwerer fallen. Dann zu auf-

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[88/0092] Chriſtliches Bedencken ſeye beſſer einem ſchmaͤhlichen Urtheil des Richters durch den Meineid zu ent- gehen, als aus Liebe zur Wahrheit, aus Furcht vor GOtt und dem Rich- ter, aus Entſetzen vor dem goͤttlichen Zorn, ſeine Suͤnde zu bekennen. Nun iſt es nicht moͤglich, eine warhaftige Reue zu empfinden, und Vergebung zu erlangen, ohne Aufhebung der Be- leidigung, welche an dem Nechſten, und ſonderlich an dem Richter, durch den Meineid veruͤbet worden. (§. 21. f. f.) Hatte nun der Satan ſoviel Macht uͤber ſein armes Hertz, ehe noch der Meineid begangen war, daß er ihn beredete, den falſchen Eidſchwur als ein Mittel zu ergreifen, der welt- lichen Beſchimpfung, und dem damit verknuͤpften Schaden zu entgehen, ſo wird nunmehr nach begangenem Mein- eid, die Bekentnis der Warheit un- gleich ſchwerer fallen. Dann zu auf- hebung

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Christliches Bedencken von dem vorsetzlichen Meineid. Frankfurt (Main) u. a., 1739, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_meineid_1739/92>, abgerufen am 27.04.2024.