Benner, Johann Hermann: Christliches Bedencken von dem vorsetzlichen Meineid. Frankfurt (Main) u. a., 1739.Christliches Bedencken erwecket werden. Einige bey ihremletzten Todeskampf, andere noch in Zeiten. Aber was vor Klagen und Winseln, was vor giftige Bisse des Gewissens, was vor Seufzen und Verwünschungen schlagen alsdann zu- sammen! Wie dringen die Pfeile der göttlichen Rache so tief in Mark und Bein, und in das innerste der zagen- den Seele! Wie öfnet sich da der Mund mit einem freyen Bekentnis eigener Schande! Mit welchem Heu- len vor Unruhe des gemarterten Her- tzens, rufet man den beleidigten Nech- sten um Versöhnung an! Wie stehet der gerührte Sünder zwischen Furcht und Hofnung vor dem Thron der ewi- gen Gerechtigkeit! der zuvor mit fre- cher Stirne vor dem weltlichen Rich- ter stunde! Wie wünschet er alle Schmach und Strafe zu tragen, wann nur eine Rettung von der ewigen Schmach,
Chriſtliches Bedencken erwecket werden. Einige bey ihremletzten Todeskampf, andere noch in Zeiten. Aber was vor Klagen und Winſeln, was vor giftige Biſſe des Gewiſſens, was vor Seufzen und Verwuͤnſchungen ſchlagen alsdann zu- ſammen! Wie dringen die Pfeile der goͤttlichen Rache ſo tief in Mark und Bein, und in das innerſte der zagen- den Seele! Wie oͤfnet ſich da der Mund mit einem freyen Bekentnis eigener Schande! Mit welchem Heu- len vor Unruhe des gemarterten Her- tzens, rufet man den beleidigten Nech- ſten um Verſoͤhnung an! Wie ſtehet der geruͤhrte Suͤnder zwiſchen Furcht und Hofnung vor dem Thron der ewi- gen Gerechtigkeit! der zuvor mit fre- cher Stirne vor dem weltlichen Rich- ter ſtunde! Wie wuͤnſchet er alle Schmach und Strafe zu tragen, wann nur eine Rettung von der ewigen Schmach,
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Chriſtliches Bedencken
erwecket werden. Einige bey ihrem
letzten Todeskampf, andere noch in
Zeiten. Aber was vor Klagen und
Winſeln, was vor giftige Biſſe des
Gewiſſens, was vor Seufzen und
Verwuͤnſchungen ſchlagen alsdann zu-
ſammen! Wie dringen die Pfeile der
goͤttlichen Rache ſo tief in Mark und
Bein, und in das innerſte der zagen-
den Seele! Wie oͤfnet ſich da der
Mund mit einem freyen Bekentnis
eigener Schande! Mit welchem Heu-
len vor Unruhe des gemarterten Her-
tzens, rufet man den beleidigten Nech-
ſten um Verſoͤhnung an! Wie ſtehet
der geruͤhrte Suͤnder zwiſchen Furcht
und Hofnung vor dem Thron der ewi-
gen Gerechtigkeit! der zuvor mit fre-
cher Stirne vor dem weltlichen Rich-
ter ſtunde! Wie wuͤnſchet er alle
Schmach und Strafe zu tragen,
wann nur eine Rettung von der ewigen
Schmach,
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