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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Manifest des Tsun-wan.
mein ganzes volles Vertrauen auf ihre Worte und kam deshalb nach
Shang-hae, um mit euch zusammenzutreffen. -- Niemals kam mir in
den Sinn, dass die Franzosen, getäuscht durch die Kobolde, ihr Wort
brechen und den getroffenen Abreden den Rücken kehren würden.
Aber nicht nur erschienen sie nicht bei meiner Ankunft, um mit mir
Rath zu pflegen, sondern sie liessen sich in Verträge mit den Kobolden
ein, die Stadt Shang-hae gegen uns zu schützen, wodurch sie ihre
ursprüngliche Zusage brachen. Solche Handlungen sind gegen die
Grundsätze der Gerechtigkeit. -- Gesetzt nun, die Franzosen nähmen
die Stadt Shang-hae und einige Li im Umkreis unter ihren Schutz,
wie werden sie innerhalb dieses engen Raumes ihre Waaren verkaufen
und mit Vortheil ihre Handelsgeschäfte treiben können? -- Ich erfuhr
auch, dass die Franzosen von den Kobolden des Hien-fun keine ge-
ringe Geldsumme erhielten, welche sie ohne Zweifel mit anderen
Nationen theilten. Habet ihr anderen Nationen kein Geld von den
Kobolden empfangen, -- warum erschienen einige von eueren Leuten
mit den Franzosen, als diese nach Su-tsau kamen und mich zu Be-
sprechungen nach Shang-hae einluden? Es ist so klar wie der Tag,
dass euere Leute auch in Su-tsau erschienen und mich dringend
ersuchten nach Shang-hae zu kommen. -- Noch klingen mir ihre Worte
in den Ohren; unmöglich kann die Sache vergessen sein. -- Wenn die
Franzosen allein ihre Zusagen gebrochen und, nach dem Gelde der
Kobolde lüstern, deren Stadt beschützt hätten, -- wie kommt es, dass
nicht ein Mann von eueren Nationen herauskam, sich mit mir zu be-
rathen, als mein Heer an dieser Stelle anlangte? Auch ihr müsst Geld
von Hien-fun's Kobolden genommen und es unter euch getheilt haben.
Wissentlich also thatet ihr Unrecht, ohne zu erwägen, dass ihr nach
anderen Orten als Shang-hae werdet gehen müssen, um Handels-
geschäfte zu machen. Offenbar erkennet ihr nicht, dass die Kobolde
des Hien-fun auf die Wahrnehmung, dass euere Nationen dieselbe
Religion haben wie das himmlische Reich, Geld gaben, um mit euch
in Verbindung zu treten. Das heisst, Andere zum Tödten anstellen
und Listen brauchen, um Trennungen zu bewirken. -- Die Franzosen
wurden durch die Schlauheit der Kobolde bestrickt, weil sie nur in
Shang-hae nach Gewinn trachten und den Handel anderer Plätze
nicht berücksichtigen. Sie haben nicht nur keine Entschuldigung gegen
mich, sondern auch keinen Boden, auf welchem fussend sie vor Gott
dem himmlischen Vater oder Jesus dem himmlischen älteren Bruder
oder selbst vor unseren Heeren und den anderen Nationen der Erde
bestehen könnten. -- Unser souveräner Herr wurde vom Himmel ein-
gesetzt und regiert jetzt zehn Jahre. Eine Hälfte des von ihm be-

Manifest des Tšun-waṅ.
mein ganzes volles Vertrauen auf ihre Worte und kam deshalb nach
Shang-hae, um mit euch zusammenzutreffen. — Niemals kam mir in
den Sinn, dass die Franzosen, getäuscht durch die Kobolde, ihr Wort
brechen und den getroffenen Abreden den Rücken kehren würden.
Aber nicht nur erschienen sie nicht bei meiner Ankunft, um mit mir
Rath zu pflegen, sondern sie liessen sich in Verträge mit den Kobolden
ein, die Stadt Shang-hae gegen uns zu schützen, wodurch sie ihre
ursprüngliche Zusage brachen. Solche Handlungen sind gegen die
Grundsätze der Gerechtigkeit. — Gesetzt nun, die Franzosen nähmen
die Stadt Shang-hae und einige Li im Umkreis unter ihren Schutz,
wie werden sie innerhalb dieses engen Raumes ihre Waaren verkaufen
und mit Vortheil ihre Handelsgeschäfte treiben können? — Ich erfuhr
auch, dass die Franzosen von den Kobolden des Hien-fuṅ keine ge-
ringe Geldsumme erhielten, welche sie ohne Zweifel mit anderen
Nationen theilten. Habet ihr anderen Nationen kein Geld von den
Kobolden empfangen, — warum erschienen einige von eueren Leuten
mit den Franzosen, als diese nach Su-tšau kamen und mich zu Be-
sprechungen nach Shang-hae einluden? Es ist so klar wie der Tag,
dass euere Leute auch in Su-tšau erschienen und mich dringend
ersuchten nach Shang-hae zu kommen. — Noch klingen mir ihre Worte
in den Ohren; unmöglich kann die Sache vergessen sein. — Wenn die
Franzosen allein ihre Zusagen gebrochen und, nach dem Gelde der
Kobolde lüstern, deren Stadt beschützt hätten, — wie kommt es, dass
nicht ein Mann von eueren Nationen herauskam, sich mit mir zu be-
rathen, als mein Heer an dieser Stelle anlangte? Auch ihr müsst Geld
von Hien-fuṅ’s Kobolden genommen und es unter euch getheilt haben.
Wissentlich also thatet ihr Unrecht, ohne zu erwägen, dass ihr nach
anderen Orten als Shang-hae werdet gehen müssen, um Handels-
geschäfte zu machen. Offenbar erkennet ihr nicht, dass die Kobolde
des Hien-fuṅ auf die Wahrnehmung, dass euere Nationen dieselbe
Religion haben wie das himmlische Reich, Geld gaben, um mit euch
in Verbindung zu treten. Das heisst, Andere zum Tödten anstellen
und Listen brauchen, um Trennungen zu bewirken. — Die Franzosen
wurden durch die Schlauheit der Kobolde bestrickt, weil sie nur in
Shang-hae nach Gewinn trachten und den Handel anderer Plätze
nicht berücksichtigen. Sie haben nicht nur keine Entschuldigung gegen
mich, sondern auch keinen Boden, auf welchem fussend sie vor Gott
dem himmlischen Vater oder Jesus dem himmlischen älteren Bruder
oder selbst vor unseren Heeren und den anderen Nationen der Erde
bestehen könnten. — Unser souveräner Herr wurde vom Himmel ein-
gesetzt und regiert jetzt zehn Jahre. Eine Hälfte des von ihm be-

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[281/0303] Manifest des Tšun-waṅ. mein ganzes volles Vertrauen auf ihre Worte und kam deshalb nach Shang-hae, um mit euch zusammenzutreffen. — Niemals kam mir in den Sinn, dass die Franzosen, getäuscht durch die Kobolde, ihr Wort brechen und den getroffenen Abreden den Rücken kehren würden. Aber nicht nur erschienen sie nicht bei meiner Ankunft, um mit mir Rath zu pflegen, sondern sie liessen sich in Verträge mit den Kobolden ein, die Stadt Shang-hae gegen uns zu schützen, wodurch sie ihre ursprüngliche Zusage brachen. Solche Handlungen sind gegen die Grundsätze der Gerechtigkeit. — Gesetzt nun, die Franzosen nähmen die Stadt Shang-hae und einige Li im Umkreis unter ihren Schutz, wie werden sie innerhalb dieses engen Raumes ihre Waaren verkaufen und mit Vortheil ihre Handelsgeschäfte treiben können? — Ich erfuhr auch, dass die Franzosen von den Kobolden des Hien-fuṅ keine ge- ringe Geldsumme erhielten, welche sie ohne Zweifel mit anderen Nationen theilten. Habet ihr anderen Nationen kein Geld von den Kobolden empfangen, — warum erschienen einige von eueren Leuten mit den Franzosen, als diese nach Su-tšau kamen und mich zu Be- sprechungen nach Shang-hae einluden? Es ist so klar wie der Tag, dass euere Leute auch in Su-tšau erschienen und mich dringend ersuchten nach Shang-hae zu kommen. — Noch klingen mir ihre Worte in den Ohren; unmöglich kann die Sache vergessen sein. — Wenn die Franzosen allein ihre Zusagen gebrochen und, nach dem Gelde der Kobolde lüstern, deren Stadt beschützt hätten, — wie kommt es, dass nicht ein Mann von eueren Nationen herauskam, sich mit mir zu be- rathen, als mein Heer an dieser Stelle anlangte? Auch ihr müsst Geld von Hien-fuṅ’s Kobolden genommen und es unter euch getheilt haben. Wissentlich also thatet ihr Unrecht, ohne zu erwägen, dass ihr nach anderen Orten als Shang-hae werdet gehen müssen, um Handels- geschäfte zu machen. Offenbar erkennet ihr nicht, dass die Kobolde des Hien-fuṅ auf die Wahrnehmung, dass euere Nationen dieselbe Religion haben wie das himmlische Reich, Geld gaben, um mit euch in Verbindung zu treten. Das heisst, Andere zum Tödten anstellen und Listen brauchen, um Trennungen zu bewirken. — Die Franzosen wurden durch die Schlauheit der Kobolde bestrickt, weil sie nur in Shang-hae nach Gewinn trachten und den Handel anderer Plätze nicht berücksichtigen. Sie haben nicht nur keine Entschuldigung gegen mich, sondern auch keinen Boden, auf welchem fussend sie vor Gott dem himmlischen Vater oder Jesus dem himmlischen älteren Bruder oder selbst vor unseren Heeren und den anderen Nationen der Erde bestehen könnten. — Unser souveräner Herr wurde vom Himmel ein- gesetzt und regiert jetzt zehn Jahre. Eine Hälfte des von ihm be-

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/303>, abgerufen am 29.04.2024.