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Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Botanischer Teil. Hrsg. v. Albert Berg. Berlin: Decker, 1867.

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Zahl und Grösse.

Das Erste, was uns an der vorstehenden Uebersicht auffällt,
ist, dass man von dem in sehr runder Zahl zu 250,000 geographischen
Quadratmeilen angegebenen China, so wie von Japan, dem man
deren 13,824 gibt, bis zum Jahre 1860 auch nicht eine einzige Alge
des süssen Wassers kannte. Die preussische Expedition hat jetzt
wenigstens den Anfang gemacht und von mehr als tausend Arten,
welche unsere Nachkommen aus diesen grossen, an Flüssen, Seen,
Canälen und Reisfeldern reichen Ländern kennen und verzeichnen
werden, vier mitgebracht, von Formosa den Nachweis einer grossen
Verbreitung des schönen Wassernetzes, von Yokohama die bisher
nur aus Padua bekannte linsenförmige Rivularie, eine neue Clado-
phora und ein neues Zygnema.

Etwas weniger unbekannt ist die Meeresflora beider Reiche
von 23° 30' bis 45° N. Br. und 118° bis 150° O. L. von Greenwich,
also 21° 30' Breitengrade und 32 Längengrade umfassend.

Durch andere Reisende, vorzüglich Horner und Tilesius,
Naturforscher der russischen Erdumsegelung unter Krusenstern,
und Williams und Morrow bei der nordamerikanischen Expedition
unter Perry, kennt man 78 Arten und Spielarten; die Naturforscher
der preussischen brachten deren 111 mit, darunter nur 30 schon
von Anderen gefundene, so dass der Zuwachs an für dieses Gebiet
unbekannten Arten und Spielarten 81 beträgt, also von den 159
gegenwärtig bekannten über die Hälfte eine Frucht der königlich
preussischen Unternehmung ist.

An Grösse haben die Algen dieser Meere gegen die tropischen
zugenommen, doch, nach den mitgebrachten Exemplaren zu urtheilen,
nur mässig. Die grösste Länge ist bei Anthophycus japonicus 1' 9",
Halochloa Siliquastrum 1' 6", H. patens 2', H. polyacantha 2' 3",
Carpacanthus trichophyllus 2' und Sargassum pinnatifolium 3' 3".
Zugleich treten nun auch Laminarieen auf, Capea Richardiana bis
1' 6" lang, Capea flabelliformis 1' lang, Stamm und Zweige bis
11/2" breit, und Capea elongata mit bis 21/2' langen, 13/4" breiten
Zweigen, neuseeländische Algen, deren Fundort in Japan insofern
nicht genau bestimmt ist, als sie getrocknet als Esswaaren in den
Läden gekauft wurden.

Eine schöne, zarte Alaria ist bis zwei Fuss lang und über
einen Fuss breit, und von Laminarien im engeren Sinne erhielt man
zwar nicht die von Kämpfer und Thunberg in Japan, von Burnett
in China angegebene Laminaria saccharina, nach Kaempfer über eine

Zahl und Grösse.

Das Erste, was uns an der vorstehenden Uebersicht auffällt,
ist, dass man von dem in sehr runder Zahl zu 250,000 geographischen
Quadratmeilen angegebenen China, so wie von Japan, dem man
deren 13,824 gibt, bis zum Jahre 1860 auch nicht eine einzige Alge
des süssen Wassers kannte. Die preussische Expedition hat jetzt
wenigstens den Anfang gemacht und von mehr als tausend Arten,
welche unsere Nachkommen aus diesen grossen, an Flüssen, Seen,
Canälen und Reisfeldern reichen Ländern kennen und verzeichnen
werden, vier mitgebracht, von Formosa den Nachweis einer grossen
Verbreitung des schönen Wassernetzes, von Yokohama die bisher
nur aus Padua bekannte linsenförmige Rivularie, eine neue Clado-
phora und ein neues Zygnema.

Etwas weniger unbekannt ist die Meeresflora beider Reiche
von 23° 30′ bis 45° N. Br. und 118° bis 150° O. L. von Greenwich,
also 21° 30′ Breitengrade und 32 Längengrade umfassend.

Durch andere Reisende, vorzüglich Horner und Tilesius,
Naturforscher der russischen Erdumsegelung unter Krusenstern,
und Williams und Morrow bei der nordamerikanischen Expedition
unter Perry, kennt man 78 Arten und Spielarten; die Naturforscher
der preussischen brachten deren 111 mit, darunter nur 30 schon
von Anderen gefundene, so dass der Zuwachs an für dieses Gebiet
unbekannten Arten und Spielarten 81 beträgt, also von den 159
gegenwärtig bekannten über die Hälfte eine Frucht der königlich
preussischen Unternehmung ist.

An Grösse haben die Algen dieser Meere gegen die tropischen
zugenommen, doch, nach den mitgebrachten Exemplaren zu urtheilen,
nur mässig. Die grösste Länge ist bei Anthophycus japonicus 1′ 9″,
Halochloa Siliquastrum 1′ 6″, H. patens 2′, H. polyacantha 2′ 3″,
Carpacanthus trichophyllus 2′ und Sargassum pinnatifolium 3′ 3″.
Zugleich treten nun auch Laminarieen auf, Capea Richardiana bis
1′ 6″ lang, Capea flabelliformis 1′ lang, Stamm und Zweige bis
1½″ breit, und Capea elongata mit bis 2½′ langen, 1¾″ breiten
Zweigen, neuseeländische Algen, deren Fundort in Japan insofern
nicht genau bestimmt ist, als sie getrocknet als Esswaaren in den
Läden gekauft wurden.

Eine schöne, zarte Alaria ist bis zwei Fuss lang und über
einen Fuss breit, und von Laminarien im engeren Sinne erhielt man
zwar nicht die von Kämpfer und Thunberg in Japan, von Burnett
in China angegebene Laminaria saccharina, nach Kaempfer über eine

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[135/0145] Zahl und Grösse. Das Erste, was uns an der vorstehenden Uebersicht auffällt, ist, dass man von dem in sehr runder Zahl zu 250,000 geographischen Quadratmeilen angegebenen China, so wie von Japan, dem man deren 13,824 gibt, bis zum Jahre 1860 auch nicht eine einzige Alge des süssen Wassers kannte. Die preussische Expedition hat jetzt wenigstens den Anfang gemacht und von mehr als tausend Arten, welche unsere Nachkommen aus diesen grossen, an Flüssen, Seen, Canälen und Reisfeldern reichen Ländern kennen und verzeichnen werden, vier mitgebracht, von Formosa den Nachweis einer grossen Verbreitung des schönen Wassernetzes, von Yokohama die bisher nur aus Padua bekannte linsenförmige Rivularie, eine neue Clado- phora und ein neues Zygnema. Etwas weniger unbekannt ist die Meeresflora beider Reiche von 23° 30′ bis 45° N. Br. und 118° bis 150° O. L. von Greenwich, also 21° 30′ Breitengrade und 32 Längengrade umfassend. Durch andere Reisende, vorzüglich Horner und Tilesius, Naturforscher der russischen Erdumsegelung unter Krusenstern, und Williams und Morrow bei der nordamerikanischen Expedition unter Perry, kennt man 78 Arten und Spielarten; die Naturforscher der preussischen brachten deren 111 mit, darunter nur 30 schon von Anderen gefundene, so dass der Zuwachs an für dieses Gebiet unbekannten Arten und Spielarten 81 beträgt, also von den 159 gegenwärtig bekannten über die Hälfte eine Frucht der königlich preussischen Unternehmung ist. An Grösse haben die Algen dieser Meere gegen die tropischen zugenommen, doch, nach den mitgebrachten Exemplaren zu urtheilen, nur mässig. Die grösste Länge ist bei Anthophycus japonicus 1′ 9″, Halochloa Siliquastrum 1′ 6″, H. patens 2′, H. polyacantha 2′ 3″, Carpacanthus trichophyllus 2′ und Sargassum pinnatifolium 3′ 3″. Zugleich treten nun auch Laminarieen auf, Capea Richardiana bis 1′ 6″ lang, Capea flabelliformis 1′ lang, Stamm und Zweige bis 1½″ breit, und Capea elongata mit bis 2½′ langen, 1¾″ breiten Zweigen, neuseeländische Algen, deren Fundort in Japan insofern nicht genau bestimmt ist, als sie getrocknet als Esswaaren in den Läden gekauft wurden. Eine schöne, zarte Alaria ist bis zwei Fuss lang und über einen Fuss breit, und von Laminarien im engeren Sinne erhielt man zwar nicht die von Kämpfer und Thunberg in Japan, von Burnett in China angegebene Laminaria saccharina, nach Kaempfer über eine

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Zitationshilfe: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Botanischer Teil. Hrsg. v. Albert Berg. Berlin: Decker, 1867, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienbotanik_1866/145>, abgerufen am 30.04.2024.