Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

Vogelhäuser in China.
den Europäern in China bekannt geworden, der Phasianus Reevesii
J. E. Gray = veneratus Tem. = superbus Jardine, tschi-kai der
Chinesen, unserem europäischen Fasan gleichend, aber mit doppelt
so langen, queergebänderten Schwanzfedern, die von den chi-
nesischen Schauspielern als Kopfschmuck bei vornehmen Rollen
gebraucht werden, wie ich selbst im chinesischen Theater zu
Singapore regelmässig sah, und Ph. (Thaumalea) Amherstiae Lead-
beater, in Kopfhaube und Halskragen dem Goldfasan ähnlich, aber
ganz anders gefärbt: die Haube roth, der Kragen weiss mit ähnlichen
schwarzen Bändern, Oberrücken und Brust metallgrün, der Bauch
weiss, die Schwanzfedern weit länger und queergebändert, medallion-
pheasant der Engländer. Der erstere soll im Binnenland des nörd-
licheren China bis zum Yangtsekiang hin, nach Anderen "in den
hohen Gebirgen von China", der zweite in der Gränzprovinz Yunnan
oder in Tibet selbst vorkommen. Das Verdienst, den ersten in den
Bereich europäischer Kenntnissnahme gebracht zu haben, gebührt
dem Engländer Beale, welcher eine lange Reihe von Jahren hindurch
(mindestens 1808 bis 1831) ein mit Recht berühmtes Vogelhaus,
aviary, in Makao unterhielt und darin die schönsten Vögel des
chinesischen Binnenlandes und der angränzenden Länder, die nur
irgend lebend zu erhalten waren, versammelte, so unter Anderem
auch einen Tragopan und einen tibetanischen Pfau, Polyplectron,
der auch sonst von chinesischen Grossen zahm gehalten wird.
Ueberhaupt ist es eine alte Sitte in China, lebende Thiere, wie
Hirsche, Fasanen, selbst Fische, nur um der Freude an ihrer
Schönheit willen, lebend zu halten. 16)


Vogelhäuser in China.
den Europäern in China bekannt geworden, der Phasianus Reevesii
J. E. Gray = veneratus Tem. = superbus Jardine, tschi-kai der
Chinesen, unserem europäischen Fasan gleichend, aber mit doppelt
so langen, queergebänderten Schwanzfedern, die von den chi-
nesischen Schauspielern als Kopfschmuck bei vornehmen Rollen
gebraucht werden, wie ich selbst im chinesischen Theater zu
Singapore regelmässig sah, und Ph. (Thaumalea) Amherstiae Lead-
beater, in Kopfhaube und Halskragen dem Goldfasan ähnlich, aber
ganz anders gefärbt: die Haube roth, der Kragen weiss mit ähnlichen
schwarzen Bändern, Oberrücken und Brust metallgrün, der Bauch
weiss, die Schwanzfedern weit länger und queergebändert, medallion-
pheasant der Engländer. Der erstere soll im Binnenland des nörd-
licheren China bis zum Yangtsekiang hin, nach Anderen »in den
hohen Gebirgen von China«, der zweite in der Gränzprovinz Yunnan
oder in Tibet selbst vorkommen. Das Verdienst, den ersten in den
Bereich europäischer Kenntnissnahme gebracht zu haben, gebührt
dem Engländer Beale, welcher eine lange Reihe von Jahren hindurch
(mindestens 1808 bis 1831) ein mit Recht berühmtes Vogelhaus,
aviary, in Makao unterhielt und darin die schönsten Vögel des
chinesischen Binnenlandes und der angränzenden Länder, die nur
irgend lebend zu erhalten waren, versammelte, so unter Anderem
auch einen Tragopan und einen tibetanischen Pfau, Polyplectron,
der auch sonst von chinesischen Grossen zahm gehalten wird.
Ueberhaupt ist es eine alte Sitte in China, lebende Thiere, wie
Hirsche, Fasanen, selbst Fische, nur um der Freude an ihrer
Schönheit willen, lebend zu halten. 16)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0198" n="180"/><fw place="top" type="header">Vogelhäuser in China.</fw><lb/>
den Europäern in China bekannt geworden, der Phasianus Reevesii<lb/>
J. E. Gray = veneratus Tem. = superbus Jardine, tschi-kai der<lb/>
Chinesen, unserem europäischen Fasan gleichend, aber mit doppelt<lb/>
so langen, queergebänderten Schwanzfedern, die von den chi-<lb/>
nesischen Schauspielern als Kopfschmuck bei vornehmen Rollen<lb/>
gebraucht werden, wie ich selbst im chinesischen Theater zu<lb/>
Singapore regelmässig sah, und Ph. (Thaumalea) Amherstiae Lead-<lb/>
beater, in Kopfhaube und Halskragen dem Goldfasan ähnlich, aber<lb/>
ganz anders gefärbt: die Haube roth, der Kragen weiss mit ähnlichen<lb/>
schwarzen Bändern, Oberrücken und Brust metallgrün, der Bauch<lb/>
weiss, die Schwanzfedern weit länger und queergebändert, medallion-<lb/>
pheasant der Engländer. Der erstere soll im Binnenland des nörd-<lb/>
licheren China bis zum Yangtsekiang hin, nach Anderen »in den<lb/>
hohen Gebirgen von China«, der zweite in der Gränzprovinz Yunnan<lb/>
oder in Tibet selbst vorkommen. Das Verdienst, den ersten in den<lb/>
Bereich europäischer Kenntnissnahme gebracht zu haben, gebührt<lb/>
dem Engländer <hi rendition="#g">Beale</hi>, welcher eine lange Reihe von Jahren hindurch<lb/>
(mindestens 1808 bis 1831) ein mit Recht berühmtes Vogelhaus,<lb/>
aviary, in Makao unterhielt und darin die schönsten Vögel des<lb/>
chinesischen Binnenlandes und der angränzenden Länder, die nur<lb/>
irgend lebend zu erhalten waren, versammelte, so unter Anderem<lb/>
auch einen Tragopan und einen tibetanischen Pfau, Polyplectron,<lb/>
der auch sonst von chinesischen Grossen zahm gehalten wird.<lb/>
Ueberhaupt ist es eine alte Sitte in China, lebende Thiere, wie<lb/>
Hirsche, Fasanen, selbst Fische, nur um der Freude an ihrer<lb/>
Schönheit willen, lebend zu halten. <hi rendition="#sup">16</hi>)</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0198] Vogelhäuser in China. den Europäern in China bekannt geworden, der Phasianus Reevesii J. E. Gray = veneratus Tem. = superbus Jardine, tschi-kai der Chinesen, unserem europäischen Fasan gleichend, aber mit doppelt so langen, queergebänderten Schwanzfedern, die von den chi- nesischen Schauspielern als Kopfschmuck bei vornehmen Rollen gebraucht werden, wie ich selbst im chinesischen Theater zu Singapore regelmässig sah, und Ph. (Thaumalea) Amherstiae Lead- beater, in Kopfhaube und Halskragen dem Goldfasan ähnlich, aber ganz anders gefärbt: die Haube roth, der Kragen weiss mit ähnlichen schwarzen Bändern, Oberrücken und Brust metallgrün, der Bauch weiss, die Schwanzfedern weit länger und queergebändert, medallion- pheasant der Engländer. Der erstere soll im Binnenland des nörd- licheren China bis zum Yangtsekiang hin, nach Anderen »in den hohen Gebirgen von China«, der zweite in der Gränzprovinz Yunnan oder in Tibet selbst vorkommen. Das Verdienst, den ersten in den Bereich europäischer Kenntnissnahme gebracht zu haben, gebührt dem Engländer Beale, welcher eine lange Reihe von Jahren hindurch (mindestens 1808 bis 1831) ein mit Recht berühmtes Vogelhaus, aviary, in Makao unterhielt und darin die schönsten Vögel des chinesischen Binnenlandes und der angränzenden Länder, die nur irgend lebend zu erhalten waren, versammelte, so unter Anderem auch einen Tragopan und einen tibetanischen Pfau, Polyplectron, der auch sonst von chinesischen Grossen zahm gehalten wird. Ueberhaupt ist es eine alte Sitte in China, lebende Thiere, wie Hirsche, Fasanen, selbst Fische, nur um der Freude an ihrer Schönheit willen, lebend zu halten. 16)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/198
Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/198>, abgerufen am 30.04.2024.