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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Brackwasserthiere auf Singapore.
schwarzen Schlamm bedeckt, zweierlei Muscheln feilgeboten, Modiola
arcuatula Hanl., und Solen (Pharella) Javanicus Lam., von denen
man wohl annehmen darf, dass sie in jenem Moraste leben. In den
grösseren Gräben, welche von ihm durch die Stadt zum Meer gehen
und denselben Grund zeigen, sieht man eine abgestutzte braungraue
Schnecke, Cerithium obtusum Sow., und in anderen reineren, doch
auch salzhaltigen, die kleinere spitzige Melania tuberculata Müll. sp.
Oestlich von der Stadt, unweit der neuen englischen Kirche und
durch einen grossen weithin sichtbaren Feigenbaum mit wurzeltrei-
benden Zweigen bezeichnet, befindet sich die schlammige Mündung
eines Baches. Hier fand ich am ersten Nachmittag meiner Anwesen-
heit in Singapore ein 66 Millimeter grosses braungraues Onchidium,
und an den untersten Steinen der einschliessenden Mauer, im
Schlammgrunde zahlreiche Löcher, aus denen lächerliche Winkkrabben,
Gelasimus, die eine grosse halb rothe, halb weisse Scheere hervor-
sehen liessen, in einem der Löcher auch eine Wasserschlange,
Homalopsis (Cerberus) boaeformis Schneid., in der aschgrauen Farbe
des Rückens und gelblich weissen, schwarzfleckigen des Bauches
an die deutsche Ringelnatter erinnernd; endlich auf der Schlamm-
fläche selbst gesellig scharlachrothe kleine Schnecken, Assiminea
miniata.2) Verfolgt man den Küstensaum von der Stadt aus noch
weiter nach Osten, so kommt man an die durch den Kelangfluss
gebildete Einbuchtung, welche durch eine Landzunge reinen weissen
Sandes vom Meere abgetrennt wird und deren blindes Ende von
dunkelm, aus Schlamm und Sand gemischten Boden gebildet wird,
bepflanzt mit Cocospalmen und vielfach durchschnitten von künst-
lichen Gräben, welche alle in offener Verbindung mit der Einbuch-
tung stehen und daher bei Ebbe beinahe ohne Wasser sind, während
der Fluth aber sich füllen. Hier findet sich noch auf dem Trocknen,
neben schwer zu haschenden Eidechsen (Euprepes), auch eine mittel-
grosse Landkrabbe mit orangegelben Fussgliedern, wahrscheinlich
Sesarma Dussumieri M. E.; am Rande der Gräben dicht unter
dem Rasen sitzt in Menge eine Schnecke, die ihrer Verwandtschaft
nach zu den Meerconchylien gehört, Cerithium (Potamides) obtusum,
und etwas tiefer im Grunde der Gräben, aber doch bei Ebbe an
der Luft, kriechen einige Ohrschnecken umher: Auricula Judae,
Cassidula mustelina und multiplicata, Scarabus trigonus und Me-
lampus Singaporensis, die beiden letzteren durchschnittlich etwas
tiefer. Nie im Trockenen sah ich und mein Begleiter auf dieser

Brackwasserthiere auf Singapore.
schwarzen Schlamm bedeckt, zweierlei Muscheln feilgeboten, Modiola
arcuatula Hanl., und Solen (Pharella) Javanicus Lam., von denen
man wohl annehmen darf, dass sie in jenem Moraste leben. In den
grösseren Gräben, welche von ihm durch die Stadt zum Meer gehen
und denselben Grund zeigen, sieht man eine abgestutzte braungraue
Schnecke, Cerithium obtusum Sow., und in anderen reineren, doch
auch salzhaltigen, die kleinere spitzige Melania tuberculata Müll. sp.
Oestlich von der Stadt, unweit der neuen englischen Kirche und
durch einen grossen weithin sichtbaren Feigenbaum mit wurzeltrei-
benden Zweigen bezeichnet, befindet sich die schlammige Mündung
eines Baches. Hier fand ich am ersten Nachmittag meiner Anwesen-
heit in Singapore ein 66 Millimeter grosses braungraues Onchidium,
und an den untersten Steinen der einschliessenden Mauer, im
Schlammgrunde zahlreiche Löcher, aus denen lächerliche Winkkrabben,
Gelasimus, die eine grosse halb rothe, halb weisse Scheere hervor-
sehen liessen, in einem der Löcher auch eine Wasserschlange,
Homalopsis (Cerberus) boaeformis Schneid., in der aschgrauen Farbe
des Rückens und gelblich weissen, schwarzfleckigen des Bauches
an die deutsche Ringelnatter erinnernd; endlich auf der Schlamm-
fläche selbst gesellig scharlachrothe kleine Schnecken, Assiminea
miniata.2) Verfolgt man den Küstensaum von der Stadt aus noch
weiter nach Osten, so kommt man an die durch den Kelangfluss
gebildete Einbuchtung, welche durch eine Landzunge reinen weissen
Sandes vom Meere abgetrennt wird und deren blindes Ende von
dunkelm, aus Schlamm und Sand gemischten Boden gebildet wird,
bepflanzt mit Cocospalmen und vielfach durchschnitten von künst-
lichen Gräben, welche alle in offener Verbindung mit der Einbuch-
tung stehen und daher bei Ebbe beinahe ohne Wasser sind, während
der Fluth aber sich füllen. Hier findet sich noch auf dem Trocknen,
neben schwer zu haschenden Eidechsen (Euprepes), auch eine mittel-
grosse Landkrabbe mit orangegelben Fussgliedern, wahrscheinlich
Sesarma Dussumieri M. E.; am Rande der Gräben dicht unter
dem Rasen sitzt in Menge eine Schnecke, die ihrer Verwandtschaft
nach zu den Meerconchylien gehört, Cerithium (Potamides) obtusum,
und etwas tiefer im Grunde der Gräben, aber doch bei Ebbe an
der Luft, kriechen einige Ohrschnecken umher: Auricula Judae,
Cassidula mustelina und multiplicata, Scarabus trigonus und Me-
lampus Singaporensis, die beiden letzteren durchschnittlich etwas
tiefer. Nie im Trockenen sah ich und mein Begleiter auf dieser

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[233/0251] Brackwasserthiere auf Singapore. schwarzen Schlamm bedeckt, zweierlei Muscheln feilgeboten, Modiola arcuatula Hanl., und Solen (Pharella) Javanicus Lam., von denen man wohl annehmen darf, dass sie in jenem Moraste leben. In den grösseren Gräben, welche von ihm durch die Stadt zum Meer gehen und denselben Grund zeigen, sieht man eine abgestutzte braungraue Schnecke, Cerithium obtusum Sow., und in anderen reineren, doch auch salzhaltigen, die kleinere spitzige Melania tuberculata Müll. sp. Oestlich von der Stadt, unweit der neuen englischen Kirche und durch einen grossen weithin sichtbaren Feigenbaum mit wurzeltrei- benden Zweigen bezeichnet, befindet sich die schlammige Mündung eines Baches. Hier fand ich am ersten Nachmittag meiner Anwesen- heit in Singapore ein 66 Millimeter grosses braungraues Onchidium, und an den untersten Steinen der einschliessenden Mauer, im Schlammgrunde zahlreiche Löcher, aus denen lächerliche Winkkrabben, Gelasimus, die eine grosse halb rothe, halb weisse Scheere hervor- sehen liessen, in einem der Löcher auch eine Wasserschlange, Homalopsis (Cerberus) boaeformis Schneid., in der aschgrauen Farbe des Rückens und gelblich weissen, schwarzfleckigen des Bauches an die deutsche Ringelnatter erinnernd; endlich auf der Schlamm- fläche selbst gesellig scharlachrothe kleine Schnecken, Assiminea miniata.2) Verfolgt man den Küstensaum von der Stadt aus noch weiter nach Osten, so kommt man an die durch den Kelangfluss gebildete Einbuchtung, welche durch eine Landzunge reinen weissen Sandes vom Meere abgetrennt wird und deren blindes Ende von dunkelm, aus Schlamm und Sand gemischten Boden gebildet wird, bepflanzt mit Cocospalmen und vielfach durchschnitten von künst- lichen Gräben, welche alle in offener Verbindung mit der Einbuch- tung stehen und daher bei Ebbe beinahe ohne Wasser sind, während der Fluth aber sich füllen. Hier findet sich noch auf dem Trocknen, neben schwer zu haschenden Eidechsen (Euprepes), auch eine mittel- grosse Landkrabbe mit orangegelben Fussgliedern, wahrscheinlich Sesarma Dussumieri M. E.; am Rande der Gräben dicht unter dem Rasen sitzt in Menge eine Schnecke, die ihrer Verwandtschaft nach zu den Meerconchylien gehört, Cerithium (Potamides) obtusum, und etwas tiefer im Grunde der Gräben, aber doch bei Ebbe an der Luft, kriechen einige Ohrschnecken umher: Auricula Judae, Cassidula mustelina und multiplicata, Scarabus trigonus und Me- lampus Singaporensis, die beiden letzteren durchschnittlich etwas tiefer. Nie im Trockenen sah ich und mein Begleiter auf dieser

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/251>, abgerufen am 29.04.2024.