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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Cocoswäldchen. Pelagische Thiere.
auf dieser Reise sahen, daher das untere zwiebelförmige Ende der
Stämme, plötzlich in viele dünne Wurzeln ausgehend, besonders
auffiel; es scheint oft, als ob sie durch das Wachsthum etwas aus
dem Boden gehoben würden, indem die scharfe Gränze zwischen
Wurzel und Stamm bei allen erwachsenen ein wenig über dem
Niveau des umgebenden Bodens liegt; bei Pandanus brechen be-
kanntlich fortwährend wurzelartige Stützen aus dem unteren Theil
des Stammes hervor, so dass er zuletzt auf Stelzen zu stehen
scheint, ganz verschieden von den viel dünneren, zahlreicheren, in
Einer Höhe entspringenden Wurzeln der Cocospalme. Eine kleine
violette Blume, Lourea Desv. (Papilionaceae), war die einzige, die
mir hier ins Auge fiel. Von da kamen wir zu den Häusern, wo
malaiische, ziemlich dunkelbraune Mädchen unter Aufsicht eines
gelben Chinesen Kaffeebohnen sortirten, und bald in das europäische
Quartier, wo wir so freundliche Aufnahme bei den hier wohnenden
Europäern, dem Militärkommandanten, Militärarzt und Wirth, fanden,
dass nur für einen kleinen Abendspaziergang nach einer benachbarten
Anhöhe noch Musse blieb, der uns noch den Anblick mehrerer
Casuarinen verschaffte, die hier, wie die Cocospalmen, dem Meere
näher als andere Bäume kommen (C. equisetifolia).

Spät in der Nacht kamen wir an Bord zurück, und am nächsten
Morgen ging es "Anker auf"; Schwärme von blauen Ianthinen und
Velellen, zwischen denen die nähere Untersuchung mehrere eben
so eigenthümlich pelagische Pfeilwürmer (Sagitta) fand, bestätigten
auch hier die von Messina her den deutschen Zoologen geläufige
Erfahrung, wie reich an pelagischen Thieren gerade die Meerengen
sind. Die tiefblaue Farbe der Velella veränderte sich in Spiritus
noch an demselben Tage in Violett.

Nachmittags war Java ausser Sicht, den folgenden Tag kamen
wir durch die klippenreiche Gasparstrasse (zwischen den Inseln
Biliton und Banka) und den 30. Nachmittags ankerte die Thetis
auf der Rhede von Singapore. Die dort gemachten Bemerkungen
übergehe ich hier, um sie mit denen zu vereinigen, welche ein
späterer, mehr Musse gewährender Aufenthalt ebendaselbst ergab.


Cocoswäldchen. Pelagische Thiere.
auf dieser Reise sahen, daher das untere zwiebelförmige Ende der
Stämme, plötzlich in viele dünne Wurzeln ausgehend, besonders
auffiel; es scheint oft, als ob sie durch das Wachsthum etwas aus
dem Boden gehoben würden, indem die scharfe Gränze zwischen
Wurzel und Stamm bei allen erwachsenen ein wenig über dem
Niveau des umgebenden Bodens liegt; bei Pandanus brechen be-
kanntlich fortwährend wurzelartige Stützen aus dem unteren Theil
des Stammes hervor, so dass er zuletzt auf Stelzen zu stehen
scheint, ganz verschieden von den viel dünneren, zahlreicheren, in
Einer Höhe entspringenden Wurzeln der Cocospalme. Eine kleine
violette Blume, Lourea Desv. (Papilionaceae), war die einzige, die
mir hier ins Auge fiel. Von da kamen wir zu den Häusern, wo
malaiische, ziemlich dunkelbraune Mädchen unter Aufsicht eines
gelben Chinesen Kaffeebohnen sortirten, und bald in das europäische
Quartier, wo wir so freundliche Aufnahme bei den hier wohnenden
Europäern, dem Militärkommandanten, Militärarzt und Wirth, fanden,
dass nur für einen kleinen Abendspaziergang nach einer benachbarten
Anhöhe noch Musse blieb, der uns noch den Anblick mehrerer
Casuarinen verschaffte, die hier, wie die Cocospalmen, dem Meere
näher als andere Bäume kommen (C. equisetifolia).

Spät in der Nacht kamen wir an Bord zurück, und am nächsten
Morgen ging es »Anker auf«; Schwärme von blauen Ianthinen und
Velellen, zwischen denen die nähere Untersuchung mehrere eben
so eigenthümlich pelagische Pfeilwürmer (Sagitta) fand, bestätigten
auch hier die von Messina her den deutschen Zoologen geläufige
Erfahrung, wie reich an pelagischen Thieren gerade die Meerengen
sind. Die tiefblaue Farbe der Velella veränderte sich in Spiritus
noch an demselben Tage in Violett.

Nachmittags war Java ausser Sicht, den folgenden Tag kamen
wir durch die klippenreiche Gasparstrasse (zwischen den Inseln
Biliton und Banka) und den 30. Nachmittags ankerte die Thetis
auf der Rhede von Singapore. Die dort gemachten Bemerkungen
übergehe ich hier, um sie mit denen zu vereinigen, welche ein
späterer, mehr Musse gewährender Aufenthalt ebendaselbst ergab.


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[54/0072] Cocoswäldchen. Pelagische Thiere. auf dieser Reise sahen, daher das untere zwiebelförmige Ende der Stämme, plötzlich in viele dünne Wurzeln ausgehend, besonders auffiel; es scheint oft, als ob sie durch das Wachsthum etwas aus dem Boden gehoben würden, indem die scharfe Gränze zwischen Wurzel und Stamm bei allen erwachsenen ein wenig über dem Niveau des umgebenden Bodens liegt; bei Pandanus brechen be- kanntlich fortwährend wurzelartige Stützen aus dem unteren Theil des Stammes hervor, so dass er zuletzt auf Stelzen zu stehen scheint, ganz verschieden von den viel dünneren, zahlreicheren, in Einer Höhe entspringenden Wurzeln der Cocospalme. Eine kleine violette Blume, Lourea Desv. (Papilionaceae), war die einzige, die mir hier ins Auge fiel. Von da kamen wir zu den Häusern, wo malaiische, ziemlich dunkelbraune Mädchen unter Aufsicht eines gelben Chinesen Kaffeebohnen sortirten, und bald in das europäische Quartier, wo wir so freundliche Aufnahme bei den hier wohnenden Europäern, dem Militärkommandanten, Militärarzt und Wirth, fanden, dass nur für einen kleinen Abendspaziergang nach einer benachbarten Anhöhe noch Musse blieb, der uns noch den Anblick mehrerer Casuarinen verschaffte, die hier, wie die Cocospalmen, dem Meere näher als andere Bäume kommen (C. equisetifolia). Spät in der Nacht kamen wir an Bord zurück, und am nächsten Morgen ging es »Anker auf«; Schwärme von blauen Ianthinen und Velellen, zwischen denen die nähere Untersuchung mehrere eben so eigenthümlich pelagische Pfeilwürmer (Sagitta) fand, bestätigten auch hier die von Messina her den deutschen Zoologen geläufige Erfahrung, wie reich an pelagischen Thieren gerade die Meerengen sind. Die tiefblaue Farbe der Velella veränderte sich in Spiritus noch an demselben Tage in Violett. Nachmittags war Java ausser Sicht, den folgenden Tag kamen wir durch die klippenreiche Gasparstrasse (zwischen den Inseln Biliton und Banka) und den 30. Nachmittags ankerte die Thetis auf der Rhede von Singapore. Die dort gemachten Bemerkungen übergehe ich hier, um sie mit denen zu vereinigen, welche ein späterer, mehr Musse gewährender Aufenthalt ebendaselbst ergab.

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/72>, abgerufen am 29.04.2024.