Berlepsch, Hermann Alexander: Die Alpen in Natur- und Lebensbildern. Leipzig, 1871.
Alpstubete oder Aelplerfest. und als Dessert, wenn die Tische hinausgeräumt sind, wird zurErgötzung der Konventualen im Refektorium von den Burschen ein Schwingen zum Besten gegeben. Die Mönche stehen auf Tischen und Stühlen, nehmen den lebhaftesten Antheil an dem Verlaufe des Zweikampfes und lachen oft so drastisch, daß die Schwinger über das Gelächter der Mönche selbst ins Lachen gerathen und kampfesunfähig werden. -- Diese Kloster-Arena ist so landesbe¬ kannt, daß sich die Bursche das Jahr über nicht nur wegen Strei¬ tigkeiten auf den "Kloster-Lupf" laden, sondern recht herkulisch-starke junge Männer "Jedem im ganzen Lande ausbieten", d. h., einen Jeden, der sich mit ihnen messen will, einladen, im Kloster zu Appenzell am genannten Tage zu erscheinen. Der Rest des Tages verläuft auf einer Alpstubeten, wie er Bald versinkt die Sonne; des Waldes Riesen In ungetrübter Glückseligkeit hüpft jedes Mädchen, an ihres BubenHeben höher sich in die Lüfte, um noch Mit des Abends flüchtigen Rosen sich ihr Haupt zu bekränzen. Hand, über Stock und Stein hinab ins Thal. Alpſtubete oder Aelplerfeſt. und als Deſſert, wenn die Tiſche hinausgeräumt ſind, wird zurErgötzung der Konventualen im Refektorium von den Burſchen ein Schwingen zum Beſten gegeben. Die Mönche ſtehen auf Tiſchen und Stühlen, nehmen den lebhafteſten Antheil an dem Verlaufe des Zweikampfes und lachen oft ſo draſtiſch, daß die Schwinger über das Gelächter der Mönche ſelbſt ins Lachen gerathen und kampfesunfähig werden. — Dieſe Kloſter-Arena iſt ſo landesbe¬ kannt, daß ſich die Burſche das Jahr über nicht nur wegen Strei¬ tigkeiten auf den „Kloſter-Lupf“ laden, ſondern recht herkuliſch-ſtarke junge Männer „Jedem im ganzen Lande ausbieten“, d. h., einen Jeden, der ſich mit ihnen meſſen will, einladen, im Kloſter zu Appenzell am genannten Tage zu erſcheinen. Der Reſt des Tages verläuft auf einer Alpſtubeten, wie er Bald verſinkt die Sonne; des Waldes Rieſen In ungetrübter Glückſeligkeit hüpft jedes Mädchen, an ihres BubenHeben höher ſich in die Lüfte, um noch Mit des Abends flüchtigen Roſen ſich ihr Haupt zu bekränzen. Hand, über Stock und Stein hinab ins Thal. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0440" n="396"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr #g">Alpſtubete</hi><hi rendition="#fr">oder</hi><hi rendition="#fr #g">Aelplerfeſt</hi>.<lb/></fw> und als Deſſert, wenn die Tiſche hinausgeräumt ſind, wird zur<lb/> Ergötzung der Konventualen im Refektorium von den Burſchen ein<lb/> Schwingen zum Beſten gegeben. Die Mönche ſtehen auf Tiſchen<lb/> und Stühlen, nehmen den lebhafteſten Antheil an dem Verlaufe<lb/> des Zweikampfes und lachen oft ſo draſtiſch, daß die Schwinger<lb/> über das Gelächter der Mönche ſelbſt ins Lachen gerathen und<lb/> kampfesunfähig werden. — Dieſe Kloſter-Arena iſt ſo landesbe¬<lb/> kannt, daß ſich die Burſche das Jahr über nicht nur wegen Strei¬<lb/> tigkeiten auf den „Kloſter-Lupf“ laden, ſondern recht herkuliſch-ſtarke<lb/> junge Männer „Jedem im ganzen Lande ausbieten“, d. h., einen<lb/> Jeden, der ſich mit ihnen meſſen will, einladen, im Kloſter zu<lb/> Appenzell am genannten Tage zu erſcheinen.</p><lb/> <p>Der Reſt des Tages verläuft auf einer Alpſtubeten, wie er<lb/> begonnen, nur daß die Freude, ſtatt zu ſinken, ſich noch ſteigert.<lb/><lg type="poem"><l>Bald verſinkt die Sonne; des Waldes Rieſen</l><lb/><l>Heben höher ſich in die Lüfte, um noch</l><lb/><l>Mit des Abends flüchtigen Roſen ſich ihr</l><lb/><l>Haupt zu bekränzen.</l><lb/></lg> In ungetrübter Glückſeligkeit hüpft jedes Mädchen, an ihres Buben<lb/> Hand, über Stock und Stein hinab ins Thal.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [396/0440]
Alpſtubete oder Aelplerfeſt.
und als Deſſert, wenn die Tiſche hinausgeräumt ſind, wird zur
Ergötzung der Konventualen im Refektorium von den Burſchen ein
Schwingen zum Beſten gegeben. Die Mönche ſtehen auf Tiſchen
und Stühlen, nehmen den lebhafteſten Antheil an dem Verlaufe
des Zweikampfes und lachen oft ſo draſtiſch, daß die Schwinger
über das Gelächter der Mönche ſelbſt ins Lachen gerathen und
kampfesunfähig werden. — Dieſe Kloſter-Arena iſt ſo landesbe¬
kannt, daß ſich die Burſche das Jahr über nicht nur wegen Strei¬
tigkeiten auf den „Kloſter-Lupf“ laden, ſondern recht herkuliſch-ſtarke
junge Männer „Jedem im ganzen Lande ausbieten“, d. h., einen
Jeden, der ſich mit ihnen meſſen will, einladen, im Kloſter zu
Appenzell am genannten Tage zu erſcheinen.
Der Reſt des Tages verläuft auf einer Alpſtubeten, wie er
begonnen, nur daß die Freude, ſtatt zu ſinken, ſich noch ſteigert.
Bald verſinkt die Sonne; des Waldes Rieſen
Heben höher ſich in die Lüfte, um noch
Mit des Abends flüchtigen Roſen ſich ihr
Haupt zu bekränzen.
In ungetrübter Glückſeligkeit hüpft jedes Mädchen, an ihres Buben
Hand, über Stock und Stein hinab ins Thal.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/berlepsch_alpen_1861 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/berlepsch_alpen_1861/440 |
| Zitationshilfe: | Berlepsch, Hermann Alexander: Die Alpen in Natur- und Lebensbildern. Leipzig, 1871, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berlepsch_alpen_1861/440>, abgerufen am 04.05.2024. |
