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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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daß sie es thun möchten.
und in diese Beschaffenheit gesetzet wird, in welche
er gesetzt ward, da äußerliche Ubel, und die Ur-
theile des Verstandes diese Affecten verursachten.
Wenn dieses geschiehet, so bist du mit Furcht,
Angst, und Schrecken eingenommen, und weist
nicht, warum. Du fühlest Zittern, Beben,
ja du fühlest wohl gar in großem Grade das Maaß
der Furcht, welches einige Epileptici fühlen,
deren Paroxysinus mit purer Furcht anfängt, ohne
daß etwas äußerliches vorhanden, was sie furcht-
sam macht. Die Medici können dir es besser,
als ich, sagen, wie alsdenn das Geblüte, die Galle,
die Miltz, das Mesenterium und der Gekröß-
Magen, und die kleinen Aedergen, und Fibri-
chen in Gefäßen beschaffen seyn, wenn einer ge-
zwungener Weise mit lauter Furcht, Traurig-
keit, Angst und Schrecken eingenommen ist, und
nicht weiß warum. Einige werden dir zu sa-
gen wissen von der schwartzen und allzu hitzigen
Galle, (wiewol diese mehr den Zorn erreget,)
von verbranntem und überflüßigem Geblüte, von
Verstopffungen in der Vena portae, von der Zu-
rücketretung des Geblüts, wenn es unten nicht
hinaus kan, in den Miltz, und werden dessen
Verstopffung, und andere Dinge, welche das
Hertze beklemmen und drücken, ja alle solche ge-
zwungene Furcht, Traurigkeit und Angst, da man

nicht

daß ſie es thun moͤchten.
und in dieſe Beſchaffenheit geſetzet wird, in welche
er geſetzt ward, da aͤußerliche Ubel, und die Ur-
theile des Verſtandes dieſe Affecten verurſachten.
Wenn dieſes geſchiehet, ſo biſt du mit Furcht,
Angſt, und Schrecken eingenommen, und weiſt
nicht, warum. Du fuͤhleſt Zittern, Beben,
ja du fuͤhleſt wohl gar in großem Grade das Maaß
der Furcht, welches einige Epileptici fuͤhlen,
deren Paroxyſinus mit purer Furcht anfaͤngt, ohne
daß etwas aͤußerliches vorhanden, was ſie furcht-
ſam macht. Die Medici koͤnnen dir es beſſer,
als ich, ſagen, wie alsdenn das Gebluͤte, die Galle,
die Miltz, das Meſenterium und der Gekroͤß-
Magen, und die kleinen Aedergen, und Fibri-
chen in Gefaͤßen beſchaffen ſeyn, wenn einer ge-
zwungener Weiſe mit lauter Furcht, Traurig-
keit, Angſt und Schrecken eingenommen iſt, und
nicht weiß warum. Einige werden dir zu ſa-
gen wiſſen von der ſchwartzen und allzu hitzigen
Galle, (wiewol dieſe mehr den Zorn erreget,)
von verbranntem und uͤberfluͤßigem Gebluͤte, von
Verſtopffungen in der Vena portæ, von der Zu-
ruͤcketretung des Gebluͤts, wenn es unten nicht
hinaus kan, in den Miltz, und werden deſſen
Verſtopffung, und andere Dinge, welche das
Hertze beklemmen und druͤcken, ja alle ſolche ge-
zwungene Furcht, Traurigkeit und Angſt, da man

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[296/0342] daß ſie es thun moͤchten. und in dieſe Beſchaffenheit geſetzet wird, in welche er geſetzt ward, da aͤußerliche Ubel, und die Ur- theile des Verſtandes dieſe Affecten verurſachten. Wenn dieſes geſchiehet, ſo biſt du mit Furcht, Angſt, und Schrecken eingenommen, und weiſt nicht, warum. Du fuͤhleſt Zittern, Beben, ja du fuͤhleſt wohl gar in großem Grade das Maaß der Furcht, welches einige Epileptici fuͤhlen, deren Paroxyſinus mit purer Furcht anfaͤngt, ohne daß etwas aͤußerliches vorhanden, was ſie furcht- ſam macht. Die Medici koͤnnen dir es beſſer, als ich, ſagen, wie alsdenn das Gebluͤte, die Galle, die Miltz, das Meſenterium und der Gekroͤß- Magen, und die kleinen Aedergen, und Fibri- chen in Gefaͤßen beſchaffen ſeyn, wenn einer ge- zwungener Weiſe mit lauter Furcht, Traurig- keit, Angſt und Schrecken eingenommen iſt, und nicht weiß warum. Einige werden dir zu ſa- gen wiſſen von der ſchwartzen und allzu hitzigen Galle, (wiewol dieſe mehr den Zorn erreget,) von verbranntem und uͤberfluͤßigem Gebluͤte, von Verſtopffungen in der Vena portæ, von der Zu- ruͤcketretung des Gebluͤts, wenn es unten nicht hinaus kan, in den Miltz, und werden deſſen Verſtopffung, und andere Dinge, welche das Hertze beklemmen und druͤcken, ja alle ſolche ge- zwungene Furcht, Traurigkeit und Angſt, da man nicht

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/342>, abgerufen am 30.04.2024.