Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

weil er darzu sich nicht
ribus nicht ungeübt; wie ich denn zur selbi-
gen Zeit noch im Lateinischen einen solchen Sty-
lum
schreiben konte, daß auch Herr Professor
Hart,
da er meine andere Disputation pro Loco
censi
rte, bey Gelegenheit der Vorrede, welche
ich davor gemacht hatte, mich recht beweglich
bat, ich solte doch ein Rectorat lieber annehmen,
ehe ich so lange auf der Universität auf einen
Pfarr-Dienst warten wolte; So gehöret
doch mehr zu einem Schul-Manne, als die-
ses, wenn er nicht der jungen Leute Spott wer-
den soll. Jch habe in meinem Leben große
Trübsaalen und Anfechtungen ausstehen kön-
nen; aber die Objecta molesta propinqua,
und die nahen verdrüßlichen Dinge, insonder-
heit beym Dociren, zu vertragen, dergleichen das
Plaudern der Schul-Purschen auf den Gymna-
siis
unter der Stunde ist, ist mir iederzeit un-
möglich gewesen: gleichwie ich auch, so lange
ich Collegia gelesen, iederzeit mich hart und
stürmisch gegen die Murmuratores in Collegiis
bezeiget, denen man auf Universitäten noch
eher steuren kan, als der unbändigen Jugend
auf Schulen. Jch war auch zur selben Zeit
noch so schwach und kräncklich, daß ich gar wohl
mercken kunte, daß ich zur Noth wol die Wo-
che eine Predigt, und ein paar Catechismus-
Examina
zu halten, aber kein Rectorat zu ver-

walten

weil er darzu ſich nicht
ribus nicht ungeuͤbt; wie ich denn zur ſelbi-
gen Zeit noch im Lateiniſchen einen ſolchen Sty-
lum
ſchreiben konte, daß auch Herr Profeſſor
Hart,
da er meine andere Diſputation pro Loco
cenſi
rte, bey Gelegenheit der Vorrede, welche
ich davor gemacht hatte, mich recht beweglich
bat, ich ſolte doch ein Rectorat lieber annehmen,
ehe ich ſo lange auf der Univerſitaͤt auf einen
Pfarr-Dienſt warten wolte; So gehoͤret
doch mehr zu einem Schul-Manne, als die-
ſes, wenn er nicht der jungen Leute Spott wer-
den ſoll. Jch habe in meinem Leben große
Truͤbſaalen und Anfechtungen ausſtehen koͤn-
nen; aber die Objecta moleſta propinqua,
und die nahen verdruͤßlichen Dinge, inſonder-
heit beym Dociren, zu vertragen, dergleichen das
Plaudern der Schul-Purſchen auf den Gymna-
ſiis
unter der Stunde iſt, iſt mir iederzeit un-
moͤglich geweſen: gleichwie ich auch, ſo lange
ich Collegia geleſen, iederzeit mich hart und
ſtuͤrmiſch gegen die Murmuratores in Collegiis
bezeiget, denen man auf Univerſitaͤten noch
eher ſteuren kan, als der unbaͤndigen Jugend
auf Schulen. Jch war auch zur ſelben Zeit
noch ſo ſchwach und kraͤncklich, daß ich gar wohl
mercken kunte, daß ich zur Noth wol die Wo-
che eine Predigt, und ein paar Catechiſmus-
Examina
zu halten, aber kein Rectorat zu ver-

walten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0548" n="502"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">weil er darzu &#x017F;ich nicht</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">ribus</hi> nicht ungeu&#x0364;bt; wie ich denn zur &#x017F;elbi-<lb/>
gen Zeit noch im Lateini&#x017F;chen einen &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Sty-<lb/>
lum</hi> &#x017F;chreiben konte, daß auch Herr <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;or<lb/>
Hart,</hi> da er meine andere <hi rendition="#aq">Di&#x017F;putation pro Loco<lb/>
cen&#x017F;i</hi>rte, bey Gelegenheit der Vorrede, welche<lb/>
ich davor gemacht hatte, mich recht beweglich<lb/>
bat, ich &#x017F;olte doch ein <hi rendition="#aq">Rectorat</hi> lieber annehmen,<lb/>
ehe ich &#x017F;o lange auf der <hi rendition="#aq">Univer&#x017F;it</hi>a&#x0364;t auf einen<lb/>
Pfarr-Dien&#x017F;t warten wolte; So geho&#x0364;ret<lb/>
doch mehr zu einem Schul-Manne, als die-<lb/>
&#x017F;es, wenn er nicht der jungen Leute Spott wer-<lb/>
den &#x017F;oll. Jch habe in meinem Leben große<lb/>
Tru&#x0364;b&#x017F;aalen und Anfechtungen aus&#x017F;tehen ko&#x0364;n-<lb/>
nen; aber die <hi rendition="#aq">Objecta mole&#x017F;ta propinqua,</hi><lb/>
und die nahen verdru&#x0364;ßlichen Dinge, in&#x017F;onder-<lb/>
heit beym <hi rendition="#aq">Doci</hi>ren, zu vertragen, dergleichen das<lb/>
Plaudern der Schul-Pur&#x017F;chen auf den <hi rendition="#aq">Gymna-<lb/>
&#x017F;iis</hi> unter der Stunde i&#x017F;t, i&#x017F;t mir iederzeit un-<lb/>
mo&#x0364;glich gewe&#x017F;en: gleichwie ich auch, &#x017F;o lange<lb/>
ich <hi rendition="#aq">Collegia</hi> gele&#x017F;en, iederzeit mich hart und<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;rmi&#x017F;ch gegen die <hi rendition="#aq">Murmuratores</hi> in <hi rendition="#aq">Collegiis</hi><lb/>
bezeiget, denen man auf <hi rendition="#aq">Univer&#x017F;it</hi>a&#x0364;ten noch<lb/>
eher &#x017F;teuren kan, als der unba&#x0364;ndigen Jugend<lb/>
auf Schulen. Jch war auch zur &#x017F;elben Zeit<lb/>
noch &#x017F;o &#x017F;chwach und kra&#x0364;ncklich, daß ich gar wohl<lb/>
mercken kunte, daß ich zur Noth wol die Wo-<lb/>
che eine Predigt, und ein paar <hi rendition="#aq">Catechi&#x017F;mus-<lb/>
Examina</hi> zu halten, aber kein <hi rendition="#aq">Rectorat</hi> zu ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">walten</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[502/0548] weil er darzu ſich nicht ribus nicht ungeuͤbt; wie ich denn zur ſelbi- gen Zeit noch im Lateiniſchen einen ſolchen Sty- lum ſchreiben konte, daß auch Herr Profeſſor Hart, da er meine andere Diſputation pro Loco cenſirte, bey Gelegenheit der Vorrede, welche ich davor gemacht hatte, mich recht beweglich bat, ich ſolte doch ein Rectorat lieber annehmen, ehe ich ſo lange auf der Univerſitaͤt auf einen Pfarr-Dienſt warten wolte; So gehoͤret doch mehr zu einem Schul-Manne, als die- ſes, wenn er nicht der jungen Leute Spott wer- den ſoll. Jch habe in meinem Leben große Truͤbſaalen und Anfechtungen ausſtehen koͤn- nen; aber die Objecta moleſta propinqua, und die nahen verdruͤßlichen Dinge, inſonder- heit beym Dociren, zu vertragen, dergleichen das Plaudern der Schul-Purſchen auf den Gymna- ſiis unter der Stunde iſt, iſt mir iederzeit un- moͤglich geweſen: gleichwie ich auch, ſo lange ich Collegia geleſen, iederzeit mich hart und ſtuͤrmiſch gegen die Murmuratores in Collegiis bezeiget, denen man auf Univerſitaͤten noch eher ſteuren kan, als der unbaͤndigen Jugend auf Schulen. Jch war auch zur ſelben Zeit noch ſo ſchwach und kraͤncklich, daß ich gar wohl mercken kunte, daß ich zur Noth wol die Wo- che eine Predigt, und ein paar Catechiſmus- Examina zu halten, aber kein Rectorat zu ver- walten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/548
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/548>, abgerufen am 22.05.2024.