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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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zu lesen nicht erlaubet waren:
und Lehr-Arten erkläret, welche mit gar guter
Approbation von meinen Zuhörern waren auf-
genommen worden. Jch ward also schlüßig,
von iedem Jahr-Gange etliche Predigten auszu-
lesen, und eine vollständige Postille von allerhand
Predigten zu machen, die aus siebenerley Jahr-
Gängen genommen, und gab solche unter dem
Titul: Nützlicher Gebrauch der Christlichen
Moral, der Philosophie, und der Jahr-Gänge
beym Predigen,
heraus, um dem äußerlichen
Menschen etwas zu Hause zu thun zu geben,
und denselben nicht müßig zu laßen. Da ich
An. 1731. im Frühjahr damit fertig war, schien
es, als wenn gegen Ostern meine alte Plage, so
um diese Zeit gewöhnlich, sich wieder melden
wolte. Jch bekam im Martio starcken Schwin-
del, als ich kaum iemahls gehabt; und da ich
darwider Artzney brauchte, so hatte ich ein ander
Ubel, nemlich die Spasmos, wiederum erreget, so
daß mir die Daumen in Händen, und die großen
Zähen in Füßen höchst müde, und ich darüber in
ziemliche Furcht gesetzt wurde. Nach Judica
fanden sich einige schlaflose Nächte, und die alten
Zufälle, so mit einem schwachen Haupte bey
manchem Menschen verknüpfft sind. Doch ein
inbrünstig Gebet, und Demüthigung vor GOtt,
und unverzüglicher Gebrauch des heiligen Abend-
mahls, brachte mir sowohl wiederum geruhige

Nächte,

zu leſen nicht erlaubet waren:
und Lehr-Arten erklaͤret, welche mit gar guter
Approbation von meinen Zuhoͤrern waren auf-
genommen worden. Jch ward alſo ſchluͤßig,
von iedem Jahr-Gange etliche Predigten auszu-
leſen, und eine vollſtaͤndige Poſtille von allerhand
Predigten zu machen, die aus ſiebenerley Jahr-
Gaͤngen genommen, und gab ſolche unter dem
Titul: Nuͤtzlicher Gebrauch der Chriſtlichen
Moral, der Philoſophie, und der Jahr-Gaͤnge
beym Predigen,
heraus, um dem aͤußerlichen
Menſchen etwas zu Hauſe zu thun zu geben,
und denſelben nicht muͤßig zu laßen. Da ich
An. 1731. im Fruͤhjahr damit fertig war, ſchien
es, als wenn gegen Oſtern meine alte Plage, ſo
um dieſe Zeit gewoͤhnlich, ſich wieder melden
wolte. Jch bekam im Martio ſtarcken Schwin-
del, als ich kaum iemahls gehabt; und da ich
darwider Artzney brauchte, ſo hatte ich ein ander
Ubel, nemlich die Spaſmos, wiederum erreget, ſo
daß mir die Daumen in Haͤnden, und die großen
Zaͤhen in Fuͤßen hoͤchſt muͤde, und ich daruͤber in
ziemliche Furcht geſetzt wurde. Nach Judica
fanden ſich einige ſchlafloſe Naͤchte, und die alten
Zufaͤlle, ſo mit einem ſchwachen Haupte bey
manchem Menſchen verknuͤpfft ſind. Doch ein
inbruͤnſtig Gebet, und Demuͤthigung vor GOtt,
und unverzuͤglicher Gebrauch des heiligen Abend-
mahls, brachte mir ſowohl wiederum geruhige

Naͤchte,
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[696/0742] zu leſen nicht erlaubet waren: und Lehr-Arten erklaͤret, welche mit gar guter Approbation von meinen Zuhoͤrern waren auf- genommen worden. Jch ward alſo ſchluͤßig, von iedem Jahr-Gange etliche Predigten auszu- leſen, und eine vollſtaͤndige Poſtille von allerhand Predigten zu machen, die aus ſiebenerley Jahr- Gaͤngen genommen, und gab ſolche unter dem Titul: Nuͤtzlicher Gebrauch der Chriſtlichen Moral, der Philoſophie, und der Jahr-Gaͤnge beym Predigen, heraus, um dem aͤußerlichen Menſchen etwas zu Hauſe zu thun zu geben, und denſelben nicht muͤßig zu laßen. Da ich An. 1731. im Fruͤhjahr damit fertig war, ſchien es, als wenn gegen Oſtern meine alte Plage, ſo um dieſe Zeit gewoͤhnlich, ſich wieder melden wolte. Jch bekam im Martio ſtarcken Schwin- del, als ich kaum iemahls gehabt; und da ich darwider Artzney brauchte, ſo hatte ich ein ander Ubel, nemlich die Spaſmos, wiederum erreget, ſo daß mir die Daumen in Haͤnden, und die großen Zaͤhen in Fuͤßen hoͤchſt muͤde, und ich daruͤber in ziemliche Furcht geſetzt wurde. Nach Judica fanden ſich einige ſchlafloſe Naͤchte, und die alten Zufaͤlle, ſo mit einem ſchwachen Haupte bey manchem Menſchen verknuͤpfft ſind. Doch ein inbruͤnſtig Gebet, und Demuͤthigung vor GOtt, und unverzuͤglicher Gebrauch des heiligen Abend- mahls, brachte mir ſowohl wiederum geruhige Naͤchte,

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 696. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/742>, abgerufen am 05.05.2024.