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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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z. E. wegen Accises,
vor unrecht halten, und suchen auch, wie sie das,
was sie ehemahls versehen, wiederum verbessern
und ändern mögen, wenn es noch zu verbessern
und zu ändern möglich, ohne daß große Unruhe
deswegen in ihrem Gemüthe entstehen solte.
Weil aber mein hitziger und schwacher Leib und
Kopff nicht die geringste Sorge und Furcht er-
tragen konte, so war bey iedwedem geringen
Dinge lauter Noth vorhanden, als wenn die
ewige Seeligkeit daran hienge. Jch hatte die-
selbe Jubilate-Messe in der Zahl-Woche einige
Dinge, so ich eingekauffet, veraccisiret, und
war willens, darauf in einen Garten zu gehen,
mich zu erquicken. Unterwegens kommt mir
ein, als ob ich in vorigen Jahren, und auch
noch als ein Studente manches bey Fremden
eingekauffet, wovon ich keinen Accis gegeben.
Ob ich nun mich wol auf keine gewisse Sache, so
ich veraccisiren vergessen, besinnen kunte; den-
noch weil ich meynte, daß es darinnen doch wol
von mir in einem und dem andern möchte seyn
zuweilen versehen worden, so gerieth ich in unge-
meine Angst und Hitze, so daß ich glaube, daß
jüngsthin dem Tischler-Gesellen sein Weg auf
der Grimmischen Straße zum Rabenstein hin-
aus kaum so schwer zu gehen angekommen, als
der meinige mich in Garten zu gehen ankam.
Doch mein Gemüthe zu beruhigen, so habe ich

nach
Z z 3

z. E. wegen Acciſes,
vor unrecht halten, und ſuchen auch, wie ſie das,
was ſie ehemahls verſehen, wiederum verbeſſern
und aͤndern moͤgen, wenn es noch zu verbeſſern
und zu aͤndern moͤglich, ohne daß große Unruhe
deswegen in ihrem Gemuͤthe entſtehen ſolte.
Weil aber mein hitziger und ſchwacher Leib und
Kopff nicht die geringſte Sorge und Furcht er-
tragen konte, ſo war bey iedwedem geringen
Dinge lauter Noth vorhanden, als wenn die
ewige Seeligkeit daran hienge. Jch hatte die-
ſelbe Jubilate-Meſſe in der Zahl-Woche einige
Dinge, ſo ich eingekauffet, veracciſiret, und
war willens, darauf in einen Garten zu gehen,
mich zu erquicken. Unterwegens kommt mir
ein, als ob ich in vorigen Jahren, und auch
noch als ein Studente manches bey Fremden
eingekauffet, wovon ich keinen Accis gegeben.
Ob ich nun mich wol auf keine gewiſſe Sache, ſo
ich veracciſiren vergeſſen, beſinnen kunte; den-
noch weil ich meynte, daß es darinnen doch wol
von mir in einem und dem andern moͤchte ſeyn
zuweilen verſehen worden, ſo gerieth ich in unge-
meine Angſt und Hitze, ſo daß ich glaube, daß
juͤngſthin dem Tiſchler-Geſellen ſein Weg auf
der Grimmiſchen Straße zum Rabenſtein hin-
aus kaum ſo ſchwer zu gehen angekommen, als
der meinige mich in Garten zu gehen ankam.
Doch mein Gemuͤthe zu beruhigen, ſo habe ich

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Z z 3
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[725/0771] z. E. wegen Acciſes, vor unrecht halten, und ſuchen auch, wie ſie das, was ſie ehemahls verſehen, wiederum verbeſſern und aͤndern moͤgen, wenn es noch zu verbeſſern und zu aͤndern moͤglich, ohne daß große Unruhe deswegen in ihrem Gemuͤthe entſtehen ſolte. Weil aber mein hitziger und ſchwacher Leib und Kopff nicht die geringſte Sorge und Furcht er- tragen konte, ſo war bey iedwedem geringen Dinge lauter Noth vorhanden, als wenn die ewige Seeligkeit daran hienge. Jch hatte die- ſelbe Jubilate-Meſſe in der Zahl-Woche einige Dinge, ſo ich eingekauffet, veracciſiret, und war willens, darauf in einen Garten zu gehen, mich zu erquicken. Unterwegens kommt mir ein, als ob ich in vorigen Jahren, und auch noch als ein Studente manches bey Fremden eingekauffet, wovon ich keinen Accis gegeben. Ob ich nun mich wol auf keine gewiſſe Sache, ſo ich veracciſiren vergeſſen, beſinnen kunte; den- noch weil ich meynte, daß es darinnen doch wol von mir in einem und dem andern moͤchte ſeyn zuweilen verſehen worden, ſo gerieth ich in unge- meine Angſt und Hitze, ſo daß ich glaube, daß juͤngſthin dem Tiſchler-Geſellen ſein Weg auf der Grimmiſchen Straße zum Rabenſtein hin- aus kaum ſo ſchwer zu gehen angekommen, als der meinige mich in Garten zu gehen ankam. Doch mein Gemuͤthe zu beruhigen, ſo habe ich nach Z z 3

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 725. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/771>, abgerufen am 29.04.2024.