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Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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und sie sprachen noch, als sie in die Stube traten, wo Mariechen und der Vater das Ehepaar erwarteten. Lieschen's Aeltern begriffen weder, was diese alle wollten, noch was sie sagten; plötzlich aber ging es wie ein Blitz über der Mutter Gesicht, und Mariechen fing an zu lachen wie eine Närrin. -- Was, Irrwisch-Fritze, sagte sie, haben wir dich nun doch noch am Ende? -- I, über die dummen Dinger, die sind an Allem schuld! --

Ein heftiges Stampfen mit dem Fuß durchschnitt ihre Rede, ihm folgte ein Gepolter. Der Tisch, auf den Lieschen's Vater sich mit der Hand gelehnt hatte, lag in Trümmern auf der Erde.

Der Vater sah den fallenden Gegenständen mit rollenden Augen nach, einige Gläser, die auf dem Tisch gestanden, klirrten noch im Wehelaut unter den Bruchstücken auf dem Boden. Alles schwieg, auch Mariechen's Lachen war verstummt.

Der Bauer brach die Pause zuerst, er sah auf, dann wandte er sich um. -- Was Gott thut, das ist wohlgethan, sagte er mit brechender Stimme und wankte seiner Kammer zu.

Alle hatten ihm ehrfurchtsvoll Platz gemacht, Lieschen und Baumann wollten nachgehen, aber Mutter verbot es und bat, ihn sich selbst zu überlassen, wenn er allein sein wolle; sie kenne ihn. Die Freude der Angekommenen erhielt eine bange Dämpfung durch dies Ereigniß; schweigend zog man sich zurück.

und sie sprachen noch, als sie in die Stube traten, wo Mariechen und der Vater das Ehepaar erwarteten. Lieschen's Aeltern begriffen weder, was diese alle wollten, noch was sie sagten; plötzlich aber ging es wie ein Blitz über der Mutter Gesicht, und Mariechen fing an zu lachen wie eine Närrin. — Was, Irrwisch-Fritze, sagte sie, haben wir dich nun doch noch am Ende? — I, über die dummen Dinger, die sind an Allem schuld! —

Ein heftiges Stampfen mit dem Fuß durchschnitt ihre Rede, ihm folgte ein Gepolter. Der Tisch, auf den Lieschen's Vater sich mit der Hand gelehnt hatte, lag in Trümmern auf der Erde.

Der Vater sah den fallenden Gegenständen mit rollenden Augen nach, einige Gläser, die auf dem Tisch gestanden, klirrten noch im Wehelaut unter den Bruchstücken auf dem Boden. Alles schwieg, auch Mariechen's Lachen war verstummt.

Der Bauer brach die Pause zuerst, er sah auf, dann wandte er sich um. — Was Gott thut, das ist wohlgethan, sagte er mit brechender Stimme und wankte seiner Kammer zu.

Alle hatten ihm ehrfurchtsvoll Platz gemacht, Lieschen und Baumann wollten nachgehen, aber Mutter verbot es und bat, ihn sich selbst zu überlassen, wenn er allein sein wolle; sie kenne ihn. Die Freude der Angekommenen erhielt eine bange Dämpfung durch dies Ereigniß; schweigend zog man sich zurück.

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt, c/o Prof. Dr. Thomas Weitin, TU Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-10T13:46:34Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget: conversion of OCR output to TEI-conformant markup and general correction. (2017-03-10T13:46:34Z)
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Zitationshilfe: Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/119>, abgerufen am 28.04.2024.