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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Ebenso Schiller in der Reihe:

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Und es wallet und siedet und brauset und zischt ( [Abbildung] ), p1b_261.003
wo zwischen den hellleuchtenden Höhenpunkten der Stimme je zwei die wallende, p1b_261.004
siedende, brausende Bewegung fortführende, wenig betonte Silben die Musik p1b_261.005
der Reihe erhöhen.

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Diese musikalische Aufeinanderfolge und Ordnung der p1b_261.007
tonlichen Silben, dieses gesetzmäßige Aufwogen und Niedersteigen p1b_261.008
ist eben der Rhythmus.
Jm Rhythmus ist das geheimnisvolle p1b_261.009
Agens verborgen, welches dem Volk sein Lied trotz aller Quantitierung und p1b_261.010
trotz aller Silbenzählerei der Meistersänger lieb erhielt und es von Geschlecht p1b_261.011
zu Geschlecht fortpflanzte. An den Arsen erkannte es den Rhythmus. Diese p1b_261.012
setzten ihm taktmäßig Fuß und Hand in Bewegung, und so blieb der Wechsel p1b_261.013
der Betonung das Grundelement der deutschen Rhythmik.

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Frühere Erklärungen des Begriffs Rhythmus stehen mit unserer Definition p1b_261.015
nur teilweise in Widerspruch. Platon definiert Rhythmus als Ordnung der p1b_261.016
Bewegung. (Te tes kineseos taxei Ruthmos onoma eie. Platon de p1b_261.017
legg. II
.) Aristides Quintil. bezeichnet ihn als Zusammensetzung p1b_261.018
geordneter Zeitlängen
und meint, der Rhythmus lasse sich erkennen p1b_261.019
a. durch das Gehör im Melos, b. durch das Tasten im Schlage des Pulses, p1b_261.020
c. durch das Gesicht im Tanz. (Ruthmos toinun esti sustema ek khronon p1b_261.021
kata tina taxin sugkeimenon. Arist. I p. 31 cd. Meibomius 1652.) Der p1b_261.022
berühmte Polyhistor des 17. Jahrhunderts Athan. Kircher sagt in seiner Musurgia p1b_261.023
universalis (II
. Bd. 8. Buch, 6. Kap. Rom 1650): Rhythmus est sonus p1b_261.024
quidam proportionatus ex tardis et velocibus motibus, sive, quod idem p1b_261.025
est, ex variis acuminis et gravitatis gradibus compositus. Omnes p1b_261.026
motus ordinati et certa lege adstricti rhythmi dici possunt
u. s. w. p1b_261.027
(Vgl. auch Scriptores artis metr. ex recens. H. Keilii p. 608 und 631.)

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2. Wo die Töne und die Bewegung gleichmäßig - ohne Wechsel - p1b_261.029
sind, da ist kein Rhythmus vorhanden. Beim Dreschen, wo der erste Schlag p1b_261.030
betont wird, erzeugt sich der Rhythmus durch die ebenmäßige Wiederkehr des p1b_261.031
betonten Taktteils. Er fehlt aber gänzlich beim Glockengeläute und raschen p1b_261.032
Trommelwirbel. Bei jeder ohne Jntervalle und Schattierungen fortdauernden Bewegung p1b_261.033
entsteht ein verwirrtes Getöse (man vgl. den Wasserfall, den Wind &c.). p1b_261.034
Schreitet jedoch Jemand in gemessener, nicht durch beliebige Hast oder Zögerung p1b_261.035
unterbrochener Bewegung einher, indem er je den ersten Tritt verstärkt, p1b_261.036
oder ist in seiner Rede abgemessene, abgewogene Betonung und gleichmäßiger, p1b_261.037
weder durch Affekte beschleunigter, noch durch Absicht verlangsamter Fluß, so p1b_261.038
waltet im Gang wie in der Rede Rhythmus: man kann sagen, seine Rede p1b_261.039
oder sein Gang sind eurhythmisch (von euruthmos == wohlgemessen).

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Auch in den Schwesterkünsten der Poesie ist der Rhythmus nachweisbar. p1b_261.041
An einem Bildwerk wird fixierter Rhythmus in der kontrastierenden Hebung p1b_261.042
und Senkung der Gliedmaßen fühlbar sein, wie im Tanze oder im ruhigen p1b_261.043
Gang der Fuß sich in regelmäßigen Bewegungen hebt und senkt, ähnlich wie

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Ebenso Schiller in der Reihe:

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Und es wallet und siedet und brauset und zischt ( [Abbildung] ), p1b_261.003
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zu Geschlecht fortpflanzte. An den Arsen erkannte es den Rhythmus. Diese p1b_261.012
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der Betonung das Grundelement der deutschen Rhythmik.

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Frühere Erklärungen des Begriffs Rhythmus stehen mit unserer Definition p1b_261.015
nur teilweise in Widerspruch. Platon definiert Rhythmus als Ordnung der p1b_261.016
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(Vgl. auch Scriptores artis metr. ex recens. H. Keilii p. 608 und 631.)

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/295>, abgerufen am 15.05.2024.