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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

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Die unterbrechende Schlußarie mahnt, zu lauschen,

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vernehmbar seien.

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3. Der Ausführung der einzelnen Teile (Nummern) dieser Kantatine ist p3b_164.005
ein größerer Spielraum geboten. Der Dichter hat lediglich ein liedartiges Maß p3b_164.006
zu wählen, das zwischen dem Fünftakter und dem Zweitakter in der Mitte steht.

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empfiehlt sich der jambische Fünftakter; in den kurzen Chören genügt für den p3b_164.009
beschränkten Stoff der jambische Dreitakter.

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5. Von Künsteleien in der Reimstellung kann bei der Kantatine nicht p3b_164.011
die Rede sein. Am gebräuchlichsten sind Reimpaare oder gekreuzte Reime.

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Lösung. Von Ed. Mörike.

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Dem heitern Himmel ew'ger Kunst entstiegen, p3b_164.014
Dein Heimatland begrüßest du, p3b_164.015
Und aller Augen, alle Herzen fliegen, p3b_164.016
O Herrlicher, dir zu!
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Frauen.

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Des Lenzes frischen Segen, p3b_164.019
O Meister, bringen wir, p3b_164.020
Bethränte Kränze legen p3b_164.021
Wir fromm zu Füßen dir.
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Männer.

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Der in die deutsche Leyer p3b_164.024
Mit Engelstimmen sang, p3b_164.025
Ein überirdisch Feuer p3b_164.026
Jn alle Seelen schwang;
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Der aus der Muse Blicken p3b_164.028
Selige Wahrheit las, p3b_164.029
Jn ew'gen Weltgeschicken p3b_164.030
Das eigne Weh vergaß;
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Ach, der an Herz und Sitte p3b_164.033
Ein Sohn der Heimat war, p3b_164.034
Stellt sich in unsrer Mitte p3b_164.035
Ein hoher Fremdling dar.
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Doch stille! horch! zu feierlichem Lauschen p3b_164.037
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Und deines Bogens starken Klang.

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Die unterbrechende Schlußarie mahnt, zu lauschen,

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/190>, abgerufen am 06.05.2024.