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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

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An Merkurius.

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1. Lösung von J. H. Voß.

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1.

Hermes, du wohlredender Sproß des Atlas, p3b_241.004
Der der Urwelt Menschen aus rohem Unfug p3b_241.005
Durch des Worts Weisheit und der Leibesübung p3b_241.006
Zierde gebildet:
p3b_241.007

2.

Dir, dem Herold Jupiters und der Götter, p3b_241.008
Sing' ich, dir Anordner der krummen Lyra: p3b_241.009
Der du schlau, was auch dir gefiel, in leisem p3b_241.010
Scherze verheimlichst.
p3b_241.011

3.

Dich, wofern du trüglich entwandte Rinder p3b_241.012
Nicht herausgäbst, schreckte vordem, den Knaben, p3b_241.013
Durch der Stimm' Androhn, und, beraubt des Köchers, p3b_241.014
Lächelt' Apollo.
p3b_241.015

4.

Als von Troja Priamos kam der König, p3b_241.016
Deiner Obhut froh, hat er selbst des Atreus p3b_241.017
Stolze Söhn', auch Thessalerglut, und Feindes= p3b_241.018
Lager getäuschet.
p3b_241.019

5.

Du verleihst, daß Seelen, die fromm gewandelt, p3b_241.020
Still in Wonn' ausruhn, mit dem Schwung des Goldstabs p3b_241.021
Leichte Schwärm' abführend, der Höhe Göttern p3b_241.022
Wert, und des Abgrunds.

p3b_241.023
NB. Diese Übersetzung von Voß ist unleidlich und gegen alle wirklich p3b_241.024
deutsche Metrik.

p3b_241.025

2. Lösung von Th. Kayser.

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1.

O Merkur, des Atlas beredter Enkel, p3b_241.027
Der der Urwelt Sitte, die rohe, weislich, p3b_241.028
Durch das Wort und durch der Palästra feine p3b_241.029
Künste gebildet,
p3b_241.030

2.

Dich, den Herold Jupiters und der Götter, p3b_241.031
Dich erhebt mein Lied, der gewölbten Lyra p3b_241.032
Vater, der, was immer er will, so schalkhaft p3b_241.033
Listig entwendet.
p3b_241.034

3.

Als dich einst als Knaben Apollo drohend p3b_241.035
Schreckte: "Giebst du mir die gestohlnen Rinder p3b_241.036
Nicht, so" .... mußt' er lachen, er sah, es war sein p3b_241.037
Köcher verschwunden.
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An Merkurius.

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1. Lösung von J. H. Voß.

p3b_241.003

1.

Hermes, du wohlredender Sproß des Atlas, p3b_241.004
Der der Urwelt Menschen aus rohem Unfug p3b_241.005
Durch des Worts Weisheit und der Leibesübung p3b_241.006
Zierde gebildet:
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Dir, dem Herold Jupiters und der Götter, p3b_241.008
Sing' ich, dir Anordner der krummen Lyra: p3b_241.009
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Scherze verheimlichst.
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3.

Dich, wofern du trüglich entwandte Rinder p3b_241.012
Nicht herausgäbst, schreckte vordem, den Knaben, p3b_241.013
Durch der Stimm' Androhn, und, beraubt des Köchers, p3b_241.014
Lächelt' Apollo.
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Als von Troja Priamos kam der König, p3b_241.016
Deiner Obhut froh, hat er selbst des Atreus p3b_241.017
Stolze Söhn', auch Thessalerglut, und Feindes= p3b_241.018
Lager getäuschet.
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Du verleihst, daß Seelen, die fromm gewandelt, p3b_241.020
Still in Wonn' ausruhn, mit dem Schwung des Goldstabs p3b_241.021
Leichte Schwärm' abführend, der Höhe Göttern p3b_241.022
Wert, und des Abgrunds.

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deutsche Metrik.

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2. Lösung von Th. Kayser.

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1.

O Merkur, des Atlas beredter Enkel, p3b_241.027
Der der Urwelt Sitte, die rohe, weislich, p3b_241.028
Durch das Wort und durch der Palästra feine p3b_241.029
Künste gebildet,
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2.

Dich, den Herold Jupiters und der Götter, p3b_241.031
Dich erhebt mein Lied, der gewölbten Lyra p3b_241.032
Vater, der, was immer er will, so schalkhaft p3b_241.033
Listig entwendet.
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3.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/267>, abgerufen am 21.05.2024.