Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite

Man könnte wohl eine jede orbitam Planetä curtatam mit Zuzlehung
der Tabulä loci heliocentrici vor einen Planeten, wie sie in den Tabulis Ca-
rolinis zu finden, auf dem fundamentalen Plano vorstellig machen, so man
den Winkel des loci heliocentricia prima stella , und die Distantiam curtatam da-
bey applicirend, vor einem jeden Grad der Auomaliä mediä alle Puncta or-
bitä darauf abstäche, und dann selbige in einer krummen Linie zusam-
men zöge, so würde man die Orbitam curtatam bekommen, weilen
aber diese Manier gar mühsam, und keine besondere Accuratesse zeiget,
so ist es besser, daß man vielmehr, so wol den grossen als kleinen Durch-
messer der Orbitä ellipticä curtatä, derselben positionem Centri samt den
Winkel, welchen die grosse Axe mit der Durchschnittslinie machet,
richtig aussuche, so wird man alsdann mit einem zu denen Ellipsibus be-
stimmten Zirkel, wie dergleichen oben in dem IV. Capitel bey der 4. und 5.
Figur der IV. Tabelle, zween vorgestellet worden, die obitam Ellipticam
curtatam beschreiben können, alles dieses wird in den nachfolgenden mit we-
nigen angewiesen.

Wir wollen den Mercurium, zum Exempel nehmen, dessen orbita el-
liptica inclinata seye in der 1. Figur der VIII. Tabelle bey A S P R dargestel-
let, da die beede Brennpuncte dieser elliptischen Figur sich in G und H vefin-
den, in H ist die Sonne, in A das Aphelium, in P das Perihelium, die Zei-
chen bemerken die Durchschnittslinie, welche die orbita Mercurii mit
der Erdorbita macht, die Linie DF, die bey C durch den Mittelpunct dieser El-
lipsis gehet, lauft mit der erstbesagten Intersectionslinie parallel; darauf
suchet man in den Tabulis Carolinis den locum Nodi, und ziehet solchen
von dem loco Aphelii ab, so findet man in der Sonne bey H den spitzigen
Winkel AH , diesem ist nach der 29. Prop. des ersten Buchs Euclidis so
wol der Winkel ACF als DCP gleich, nun muß man sich in dem Triangel GFH
alle Seiten und Winkel bekannt machen, indeme man aber in selbigen keine
andere Data als G H, die Weite der Brennpuncte, oder die doppelte Eccen-
tricität, und die Summe der zwoen Seiten GF und HF, welche beyde nach
der Construction der grossen Axe A P gleich sind, aus bemelten Tabellen ha-
ben wird, auch die Auflösung dieser Aufgabe nicht leicht bey einem Autor
finden kann, so wird nothwendig erfordert, die Auflösung dieser Aufgabe
nach des Herrn Autors Sinn aus der Algebra herzuhohlen.

Tab. VIII.
Fig. 1.

In dem geradlinichten Triangel G F H, wie vor gemeldet worden, sind
bekannt die Seite G H, und die Summe der beyden andern Seiten G F und
H F, als die Linie A P, wie auch der Winkel G C F, dessen Vertex in dem Mit-
telpuncte der Linie G H stehet, nun soll man jede Seite, als G F und H F, ins-
besondere finden.

Praeparatio. Man verlängert die Linie F C biß in D und lässet aus
den Winkeln bey G und H auf die verlängerte Linie F D Perpendicular-

Man könnte wohl eine jede orbitam Planetä curtatam mit Zuzlehung
der Tabulä loci heliocentrici vor einen Planeten, wie ſie in den Tabulis Ca-
rolinis zu finden, auf dem fundamentalen Plano vorſtellig machen, ſo man
den Winkel des loci heliocentricia prima ſtella ♈, und die Diſtantiam curtatam da-
bey applicirend, vor einem jeden Grad der Auomaliä mediä alle Puncta or-
bitä darauf abſtäche, und dann ſelbige in einer krummen Linie zuſam-
men zöge, ſo würde man die Orbitam curtatam bekommen, weilen
aber dieſe Manier gar mühſam, und keine beſondere Accurateſſe zeiget,
ſo iſt es beſſer, daß man vielmehr, ſo wol den groſſen als kleinen Durch-
meſſer der Orbitä ellipticä curtatä, derſelben poſitionem Centri ſamt den
Winkel, welchen die groſſe Axe mit der Durchſchnittslinie ☊ ☋ machet,
richtig ausſuche, ſo wird man alsdann mit einem zu denen Ellipſibus be-
ſtimmten Zirkel, wie dergleichen oben in dem IV. Capitel bey der 4. und 5.
Figur der IV. Tabelle, zween vorgeſtellet worden, die obitam Ellipticam
curtatam beſchreiben können, alles dieſes wird in den nachfolgenden mit we-
nigen angewieſen.

Wir wollen den Mercurium, zum Exempel nehmen, deſſen orbita el-
liptica inclinata ſeye in der 1. Figur der VIII. Tabelle bey A S P R dargeſtel-
let, da die beede Brennpuncte dieſer elliptiſchen Figur ſich in G und H vefin-
den, in H iſt die Sonne, in A das Aphelium, in P das Perihelium, die Zei-
chen ☊ ☋ bemerken die Durchſchnittslinie, welche die orbita Mercurii mit
der Erdorbita macht, die Linie DF, die bey C durch den Mittelpunct dieſer El-
lipſis gehet, lauft mit der erſtbeſagten Interſectionslinie parallel; darauf
ſuchet man in den Tabulis Carolinis den locum Nodi, und ziehet ſolchen
von dem loco Aphelii ab, ſo findet man in der Sonne bey H den ſpitzigen
Winkel AH ☋, dieſem iſt nach der 29. Prop. des erſten Buchs Euclidis ſo
wol der Winkel ACF als DCP gleich, nun muß man ſich in dem Triangel GFH
alle Seiten und Winkel bekannt machen, indeme man aber in ſelbigen keine
andere Data als G H, die Weite der Brennpuncte, oder die doppelte Eccen-
tricität, und die Summe der zwoen Seiten GF und HF, welche beyde nach
der Conſtruction der groſſen Axe A P gleich ſind, aus bemelten Tabellen ha-
ben wird, auch die Auflöſung dieſer Aufgabe nicht leicht bey einem Autor
finden kann, ſo wird nothwendig erfordert, die Auflöſung dieſer Aufgabe
nach des Herrn Autors Sinn aus der Algebra herzuhohlen.

Tab. VIII.
Fig. 1.

In dem geradlinichten Triangel G F H, wie vor gemeldet worden, ſind
bekannt die Seite G H, und die Summe der beyden andern Seiten G F und
H F, als die Linie A P, wie auch der Winkel G C F, deſſen Vertex in dem Mit-
telpuncte der Linie G H ſtehet, nun ſoll man jede Seite, als G F und H F, ins-
beſondere finden.

Præparatio. Man verlängert die Linie F C biß in D und läſſet aus
den Winkeln bey G und H auf die verlängerte Linie F D Perpendicular-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0100" n="88"/>
        <p>Man könnte wohl eine jede orbitam Planetä curtatam mit Zuzlehung<lb/>
der Tabulä loci heliocentrici vor einen Planeten, wie &#x017F;ie in den Tabulis Ca-<lb/>
rolinis zu finden, auf dem fundamentalen Plano vor&#x017F;tellig machen, &#x017F;o man<lb/>
den Winkel des loci heliocentricia prima &#x017F;tella &#x2648;, und die Di&#x017F;tantiam curtatam da-<lb/>
bey applicirend, vor einem jeden Grad der Auomaliä mediä alle Puncta or-<lb/>
bitä darauf ab&#x017F;täche, und dann &#x017F;elbige in einer krummen Linie zu&#x017F;am-<lb/>
men zöge, &#x017F;o würde man die Orbitam curtatam bekommen, weilen<lb/>
aber die&#x017F;e Manier gar müh&#x017F;am, und keine be&#x017F;ondere Accurate&#x017F;&#x017F;e zeiget,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t es be&#x017F;&#x017F;er, daß man vielmehr, &#x017F;o wol den gro&#x017F;&#x017F;en als kleinen Durch-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;er der Orbitä ellipticä curtatä, der&#x017F;elben po&#x017F;itionem Centri &#x017F;amt den<lb/>
Winkel, welchen die gro&#x017F;&#x017F;e Axe mit der Durch&#x017F;chnittslinie &#x260A; &#x260B; machet,<lb/>
richtig aus&#x017F;uche, &#x017F;o wird man alsdann mit einem zu denen Ellip&#x017F;ibus be-<lb/>
&#x017F;timmten Zirkel, wie dergleichen oben in dem IV. Capitel bey der 4. und 5.<lb/>
Figur der IV. Tabelle, zween vorge&#x017F;tellet worden, die obitam Ellipticam<lb/>
curtatam be&#x017F;chreiben können, alles die&#x017F;es wird in den nachfolgenden mit we-<lb/>
nigen angewie&#x017F;en. </p>
        <p>Wir wollen den Mercurium, zum Exempel nehmen, de&#x017F;&#x017F;en orbita el-<lb/>
liptica inclinata &#x017F;eye in der 1. Figur der VIII. Tabelle bey A S P R darge&#x017F;tel-<lb/>
let, da die beede Brennpuncte die&#x017F;er ellipti&#x017F;chen Figur &#x017F;ich in G und H vefin-<lb/>
den, in H i&#x017F;t die Sonne, in A das Aphelium, in P das Perihelium, die Zei-<lb/>
chen &#x260A; &#x260B; bemerken die Durch&#x017F;chnittslinie, welche die orbita Mercurii mit<lb/>
der Erdorbita macht, die Linie DF, die bey C durch den Mittelpunct die&#x017F;er El-<lb/>
lip&#x017F;is gehet, lauft mit der er&#x017F;tbe&#x017F;agten Inter&#x017F;ectionslinie parallel; darauf<lb/>
&#x017F;uchet man in den Tabulis Carolinis den locum Nodi, und ziehet &#x017F;olchen<lb/>
von dem loco Aphelii ab, &#x017F;o findet man in der Sonne bey H den &#x017F;pitzigen<lb/>
Winkel AH &#x260B;, die&#x017F;em i&#x017F;t nach der 29. Prop. des er&#x017F;ten Buchs Euclidis &#x017F;o<lb/>
wol der Winkel ACF als DCP gleich, nun muß man &#x017F;ich in dem Triangel GFH<lb/>
alle Seiten und Winkel bekannt machen, indeme man aber in &#x017F;elbigen keine<lb/>
andere Data als G H, die Weite der Brennpuncte, oder die doppelte Eccen-<lb/>
tricität, und die Summe der zwoen Seiten GF und HF, welche beyde nach<lb/>
der Con&#x017F;truction der gro&#x017F;&#x017F;en Axe A P gleich &#x017F;ind, aus bemelten Tabellen ha-<lb/>
ben wird, auch die Auflö&#x017F;ung die&#x017F;er Aufgabe nicht leicht bey einem Autor<lb/>
finden kann, &#x017F;o wird nothwendig erfordert, die Auflö&#x017F;ung die&#x017F;er Aufgabe<lb/>
nach des Herrn Autors Sinn aus der Algebra herzuhohlen. </p>
        <note place="left">Tab. VIII.<lb/>
Fig. 1.</note>
        <p>In dem geradlinichten Triangel G F H, wie vor gemeldet worden, &#x017F;ind<lb/>
bekannt die Seite G H, und die Summe der beyden andern Seiten G F und<lb/>
H F, als die Linie A P, wie auch der Winkel G C F, de&#x017F;&#x017F;en Vertex in dem Mit-<lb/>
telpuncte der Linie G H &#x017F;tehet, nun &#x017F;oll man jede Seite, als G F und H F, ins-<lb/>
be&#x017F;ondere finden. </p>
        <p>Præparatio. Man verlängert die Linie F C biß in D und lä&#x017F;&#x017F;et aus<lb/>
den Winkeln bey G und H auf die verlängerte Linie F D Perpendicular-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0100] Man könnte wohl eine jede orbitam Planetä curtatam mit Zuzlehung der Tabulä loci heliocentrici vor einen Planeten, wie ſie in den Tabulis Ca- rolinis zu finden, auf dem fundamentalen Plano vorſtellig machen, ſo man den Winkel des loci heliocentricia prima ſtella ♈, und die Diſtantiam curtatam da- bey applicirend, vor einem jeden Grad der Auomaliä mediä alle Puncta or- bitä darauf abſtäche, und dann ſelbige in einer krummen Linie zuſam- men zöge, ſo würde man die Orbitam curtatam bekommen, weilen aber dieſe Manier gar mühſam, und keine beſondere Accurateſſe zeiget, ſo iſt es beſſer, daß man vielmehr, ſo wol den groſſen als kleinen Durch- meſſer der Orbitä ellipticä curtatä, derſelben poſitionem Centri ſamt den Winkel, welchen die groſſe Axe mit der Durchſchnittslinie ☊ ☋ machet, richtig ausſuche, ſo wird man alsdann mit einem zu denen Ellipſibus be- ſtimmten Zirkel, wie dergleichen oben in dem IV. Capitel bey der 4. und 5. Figur der IV. Tabelle, zween vorgeſtellet worden, die obitam Ellipticam curtatam beſchreiben können, alles dieſes wird in den nachfolgenden mit we- nigen angewieſen. Wir wollen den Mercurium, zum Exempel nehmen, deſſen orbita el- liptica inclinata ſeye in der 1. Figur der VIII. Tabelle bey A S P R dargeſtel- let, da die beede Brennpuncte dieſer elliptiſchen Figur ſich in G und H vefin- den, in H iſt die Sonne, in A das Aphelium, in P das Perihelium, die Zei- chen ☊ ☋ bemerken die Durchſchnittslinie, welche die orbita Mercurii mit der Erdorbita macht, die Linie DF, die bey C durch den Mittelpunct dieſer El- lipſis gehet, lauft mit der erſtbeſagten Interſectionslinie parallel; darauf ſuchet man in den Tabulis Carolinis den locum Nodi, und ziehet ſolchen von dem loco Aphelii ab, ſo findet man in der Sonne bey H den ſpitzigen Winkel AH ☋, dieſem iſt nach der 29. Prop. des erſten Buchs Euclidis ſo wol der Winkel ACF als DCP gleich, nun muß man ſich in dem Triangel GFH alle Seiten und Winkel bekannt machen, indeme man aber in ſelbigen keine andere Data als G H, die Weite der Brennpuncte, oder die doppelte Eccen- tricität, und die Summe der zwoen Seiten GF und HF, welche beyde nach der Conſtruction der groſſen Axe A P gleich ſind, aus bemelten Tabellen ha- ben wird, auch die Auflöſung dieſer Aufgabe nicht leicht bey einem Autor finden kann, ſo wird nothwendig erfordert, die Auflöſung dieſer Aufgabe nach des Herrn Autors Sinn aus der Algebra herzuhohlen. In dem geradlinichten Triangel G F H, wie vor gemeldet worden, ſind bekannt die Seite G H, und die Summe der beyden andern Seiten G F und H F, als die Linie A P, wie auch der Winkel G C F, deſſen Vertex in dem Mit- telpuncte der Linie G H ſtehet, nun ſoll man jede Seite, als G F und H F, ins- beſondere finden. Præparatio. Man verlängert die Linie F C biß in D und läſſet aus den Winkeln bey G und H auf die verlängerte Linie F D Perpendicular-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

ECHO: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-10-09T11:08:35Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-10-09T11:08:35Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde beibehalten.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
  • Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/100
Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/100>, abgerufen am 09.05.2024.