Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.Gottes Vatter-Name wol- artiges Kind? Es liebet seinenVatter: weil es sihet/ daß es auch von ihm geliebet wird. Es ehret ihn/ als von dem es das Leben und zu leben hat/ und fürchtet sich/ ihn zu erzürnen: dann/ Lieben und Beleidigen/ stehet nicht in einem Stall beisammen. Es dienet und gehorchet ihm/ aus Dankbarkeit/ und ist nicht widerspän- stig. Dieses alles heischen/ wir gegen Gott arme Maden/ von unsern Kindern: aber den großen Gott machen wir über uns kla- gen: Bin ich Vatter/ wo ist meine Ehre? (t) Mit was Herzen nennen wir Gott uns- ren Vatter/ wie wir täglich thun/ da er nichts kindliches an uns sihet? 31 Weil wir alle einen Gott zum Vat- 32 Sihest du nicht an deinem eignen Leibe/ (t) Mal. 1. v. 6.
Gottes Vatter-Name wol- artiges Kind? Es liebet ſeinenVatter: weil es ſihet/ daß es auch von ihm geliebet wird. Es ehret ihn/ als von dem es das Leben und zu leben hat/ und fuͤrchtet ſich/ ihn zu erzuͤrnen: dañ/ Lieben und Beleidigen/ ſtehet nicht in einem Stall beiſammen. Es dienet und gehorchet ihm/ aus Dankbarkeit/ und iſt nicht widerſpaͤn- ſtig. Dieſes alles heiſchen/ wir gegen Gott arme Maden/ von unſern Kindern: aber den großen Gott machen wir uͤber uns kla- gen: Bin ich Vatter/ wo iſt meine Ehre? (t) Mit was Herzen nennen wir Gott unſ- ren Vatter/ wie wir taͤglich thun/ da er nichts kindliches an uns ſihet? 31 Weil wir alle einen Gott zum Vat- 32 Siheſt du nicht an deinem eignen Leibe/ (t) Mal. 1. v. 6.
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Gottes Vatter-Name
wol- artiges Kind? Es liebet ſeinen
Vatter: weil es ſihet/ daß es auch von
ihm geliebet wird. Es ehret ihn/ als von
dem es das Leben und zu leben hat/ und
fuͤrchtet ſich/ ihn zu erzuͤrnen: dañ/ Lieben
und Beleidigen/ ſtehet nicht in einem Stall
beiſammen. Es dienet und gehorchet ihm/
aus Dankbarkeit/ und iſt nicht widerſpaͤn-
ſtig. Dieſes alles heiſchen/ wir gegen Gott
arme Maden/ von unſern Kindern: aber
den großen Gott machen wir uͤber uns kla-
gen: Bin ich Vatter/ wo iſt meine Ehre?
(t) Mit was Herzen nennen wir Gott unſ-
ren Vatter/ wie wir taͤglich thun/ da er
nichts kindliches an uns ſihet?
31 Weil wir alle einen Gott zum Vat-
ter/ und einen Chriſtum zum Bruder ha-
ben: ſo ſind wir auch ſchuldig/ einander zu
lieben. GOtt hat andere ſeine Kinder ſo
lieb/ als dich: wie ſoll er dañ vertragen/
daß du haſſeſt/ was er liebet? Da auch
Jeſus Chriſtus/ als das Haupt der Menſch-
heit/ alle ſeine Glaubigen/ als Glieder/ an
ſich traͤget/ und unſer Geiſtlicher Vatter iſt:
wie kanſt du an ſeinen Leib gehoͤren/ wann
du deine Mitglieder haſſeſt/ verfolgeſt/ ver-
achteſt und beraubeſt?
32 Siheſt du nicht an deinem eignen
Leibe/
(t) Mal. 1. v. 6.
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