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Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

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Gebet um Verlangen.
der Eitelkeit: damit ich sehen möge/ JE-
su! deine Herrlichkeit. Du wilst ja/ daß
ich bey dir sey/ auf daß ich sie sehe. Diß
ist ein Haubt-Stuck deines Gebets zum
Vatter. Nun dieser hat mich dir/ und
dich mir gegeben; wer will uns dann
scheiden!

Durch dich sind wir Kinder deines
Vatters/ und dannenhero des Vatters
Erben/ und deine Mit Erben. Du hast
uns deinen Geist/ das Pfand dieses Erbes/
gegeben; du hast uns damit versiegelt/
biß auf den Tag unserer Erlösung. Laß
denselben bald anbrechen/ damit ich das
verpfändete Gut/ besitzen möge.

Ach! wann wird die gewünschte Mor-
gen-röhte erscheinen/ da mir dieser Glanz
aufgehet! da mein sterblicher/ gebrechli-
cher und elender Leib ähnlich wird werden
deinem verklärten Leibe; da er/ als ein
verweslicher/ schwacher Same/ unverwes-
lich aufgehen/ und in eine herrliche Ehren-
Aehre schossen wird? Wann werde ich
dahin kommen/ daß ich GOttes Angesicht
sehe? wann wird mein Trauen in Schau-
en/ mein Verlangen in Erlangen/ mein
Begehren in Gewähren verwandelt
werden?

HERR! es hungert meine Seele/

nach

Gebet um Verlangen.
der Eitelkeit: damit ich ſehen moͤge/ JE-
ſu! deine Herꝛlichkeit. Du wilſt ja/ daß
ich bey dir ſey/ auf daß ich ſie ſehe. Diß
iſt ein Haubt-Stuck deines Gebets zum
Vatter. Nun dieſer hat mich dir/ und
dich mir gegeben; wer will uns dann
ſcheiden!

Durch dich ſind wir Kinder deines
Vatters/ und dannenhero des Vatters
Erben/ und deine Mit Erben. Du haſt
uns deinen Geiſt/ das Pfand dieſes Erbes/
gegeben; du haſt uns damit verſiegelt/
biß auf den Tag unſerer Erloͤſung. Laß
denſelben bald anbrechen/ damit ich das
verpfaͤndete Gut/ beſitzen moͤge.

Ach! wann wird die gewuͤnſchte Mor-
gen-roͤhte erſcheinen/ da mir dieſer Glanz
aufgehet! da mein ſterblicher/ gebrechli-
cher und elender Leib aͤhnlich wird werden
deinem verklaͤrten Leibe; da er/ als ein
verweslicher/ ſchwacher Same/ unverwes-
lich aufgehen/ und in eine herꝛliche Ehren-
Aehre ſchoſſen wird? Wann werde ich
dahin kommen/ daß ich GOttes Angeſicht
ſehe? wann wird mein Trauen in Schau-
en/ mein Verlangen in Erlangen/ mein
Begehren in Gewaͤhren verwandelt
werden?

HERR! es hungert meine Seele/

nach
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[388/0416] Gebet um Verlangen. der Eitelkeit: damit ich ſehen moͤge/ JE- ſu! deine Herꝛlichkeit. Du wilſt ja/ daß ich bey dir ſey/ auf daß ich ſie ſehe. Diß iſt ein Haubt-Stuck deines Gebets zum Vatter. Nun dieſer hat mich dir/ und dich mir gegeben; wer will uns dann ſcheiden! Durch dich ſind wir Kinder deines Vatters/ und dannenhero des Vatters Erben/ und deine Mit Erben. Du haſt uns deinen Geiſt/ das Pfand dieſes Erbes/ gegeben; du haſt uns damit verſiegelt/ biß auf den Tag unſerer Erloͤſung. Laß denſelben bald anbrechen/ damit ich das verpfaͤndete Gut/ beſitzen moͤge. Ach! wann wird die gewuͤnſchte Mor- gen-roͤhte erſcheinen/ da mir dieſer Glanz aufgehet! da mein ſterblicher/ gebrechli- cher und elender Leib aͤhnlich wird werden deinem verklaͤrten Leibe; da er/ als ein verweslicher/ ſchwacher Same/ unverwes- lich aufgehen/ und in eine herꝛliche Ehren- Aehre ſchoſſen wird? Wann werde ich dahin kommen/ daß ich GOttes Angeſicht ſehe? wann wird mein Trauen in Schau- en/ mein Verlangen in Erlangen/ mein Begehren in Gewaͤhren verwandelt werden? HERR! es hungert meine Seele/ nach

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/416>, abgerufen am 04.05.2024.