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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774.

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müssen, dass sie Wahrheit und Tugend ver-
rathen, dass sie eines der abscheulichsten
Laster in Schutz genommen haben? Wer-
den sie dadurch nicht ein Aergerniss geben,
welches, bey ihrer sonst bekannten Recht-
schaffenheit, von schlimmen Folgen seyn
kann?

Das wollt' ich, um alles in der Welt
willen, nicht! Mein ganzes Betragen soll da-
gegen reden. Wo ich weiss und kann, will
ich öffentlich so reden und handeln, dass
jeder meine gänzliche Abneigung gegen
eine jede Art von Untreue, und besonders
gegen die schändlichste von allen bemer-
ken und gleichsam mit Händen greifen soll.
Sollte ich, dem ungeachtet von meinen
richtenden Mitbrüdern verkannt werden,
so werd' ich es ertragen wie ich kann, und
mich mit dem Beyspiele des besten unter
allen Menschen trösten, der es bey dem hei-

müſsen, daſs ſie Wahrheit und Tugend ver-
rathen, daſs ſie eines der abſcheulichſten
Laſter in Schutz genommen haben? Wer-
den ſie dadurch nicht ein Aergerniſs geben,
welches, bey ihrer ſonſt bekannten Recht-
ſchaffenheit, von ſchlimmen Folgen ſeyn
kann?

Das wollt’ ich, um alles in der Welt
willen, nicht! Mein ganzes Betragen ſoll da-
gegen reden. Wo ich weiſs und kann, will
ich öffentlich ſo reden und handeln, daſs
jeder meine gänzliche Abneigung gegen
eine jede Art von Untreue, und beſonders
gegen die ſchändlichſte von allen bemer-
ken und gleichſam mit Händen greifen ſoll.
Sollte ich, dem ungeachtet von meinen
richtenden Mitbrüdern verkannt werden,
ſo werd’ ich es ertragen wie ich kann, und
mich mit dem Beyſpiele des beſten unter
allen Menſchen tröſten, der es bey dem hei-

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[101/0109] müſsen, daſs ſie Wahrheit und Tugend ver- rathen, daſs ſie eines der abſcheulichſten Laſter in Schutz genommen haben? Wer- den ſie dadurch nicht ein Aergerniſs geben, welches, bey ihrer ſonſt bekannten Recht- ſchaffenheit, von ſchlimmen Folgen ſeyn kann? Das wollt’ ich, um alles in der Welt willen, nicht! Mein ganzes Betragen ſoll da- gegen reden. Wo ich weiſs und kann, will ich öffentlich ſo reden und handeln, daſs jeder meine gänzliche Abneigung gegen eine jede Art von Untreue, und beſonders gegen die ſchändlichſte von allen bemer- ken und gleichſam mit Händen greifen ſoll. Sollte ich, dem ungeachtet von meinen richtenden Mitbrüdern verkannt werden, ſo werd’ ich es ertragen wie ich kann, und mich mit dem Beyſpiele des beſten unter allen Menſchen tröſten, der es bey dem hei-

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Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/109>, abgerufen am 04.05.2024.