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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

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zu unendlichen Malen wiederholte Verbes-
serung immer ihres Zwecks verfehlen soll-
te? Was die Natur nicht leisten kann, ist
villeicht durch den Zutritt einer übernatür-
lichen Kraft möglich. Unsre Schicksale
hängen ja alle von dem Winke des All-
mächtigen ab. Ihm ist es ein Kleines, sich
dem Strome unsrer Wirksamkeit entgegen-
zustellen und uns zu nöthigen Wege einzu-
schlagen, die er uns selbst auszeichnen
wollte. Ist Gott unendlich gerecht, so ist
auch seine Güte unerschöpflich. Wer
kann sagen, dass es seiner Weisheit immer
unmöglich seyn werde, seiner Strafgerech-
tigkeit ein Genüge zu leisten; immer un-
möglich ein Mittel aufzufinden, wie der
natürlich ewige Sünder geneigt werden
könne seine Seligkeit mit Erfolg zu wollen?
Sollte seine Macht eine solche Begebenheit
nicht veranlaßen können; oder seine Barm-

zu unendlichen Malen wiederholte Verbeſ-
ſerung immer ihres Zwecks verfehlen ſoll-
te? Was die Natur nicht leiſten kann, iſt
villeicht durch den Zutritt einer übernatür-
lichen Kraft möglich. Unſre Schickſale
hängen ja alle von dem Winke des All-
mächtigen ab. Ihm iſt es ein Kleines, ſich
dem Strome unſrer Wirkſamkeit entgegen-
zuſtellen und uns zu nöthigen Wege einzu-
ſchlagen, die er uns ſelbſt auszeichnen
wollte. Iſt Gott unendlich gerecht, ſo iſt
auch ſeine Güte unerſchöpflich. Wer
kann ſagen, daſs es ſeiner Weisheit immer
unmöglich ſeyn werde, ſeiner Strafgerech-
tigkeit ein Genüge zu leiſten; immer un-
möglich ein Mittel aufzufinden, wie der
natürlich ewige Sünder geneigt werden
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[149/0155] zu unendlichen Malen wiederholte Verbeſ- ſerung immer ihres Zwecks verfehlen ſoll- te? Was die Natur nicht leiſten kann, iſt villeicht durch den Zutritt einer übernatür- lichen Kraft möglich. Unſre Schickſale hängen ja alle von dem Winke des All- mächtigen ab. Ihm iſt es ein Kleines, ſich dem Strome unſrer Wirkſamkeit entgegen- zuſtellen und uns zu nöthigen Wege einzu- ſchlagen, die er uns ſelbſt auszeichnen wollte. Iſt Gott unendlich gerecht, ſo iſt auch ſeine Güte unerſchöpflich. Wer kann ſagen, daſs es ſeiner Weisheit immer unmöglich ſeyn werde, ſeiner Strafgerech- tigkeit ein Genüge zu leiſten; immer un- möglich ein Mittel aufzufinden, wie der natürlich ewige Sünder geneigt werden könne ſeine Seligkeit mit Erfolg zu wollen? Sollte ſeine Macht eine ſolche Begebenheit nicht veranlaßen können; oder ſeine Barm-

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Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/155>, abgerufen am 14.05.2024.