berzeugung wird uns, auch bey dem gehei- men Widerspruche unsers Herzens, den Trost gewähren: dass das was geschah ein gleichgeltendes, wo nicht gar ein größeres Gut für uns seyn müße, als das was unsrer Meynung nach geschehen sollte, und die Erfahrung wird uns nicht selten am Ende davon gewiß machen.
Diese guten Wünsche sollen aber un- sererseits das ernstlichste Bestreben nicht ausschließen: alles zu unternehmen, was anständiger Weise von uns selbst zu ihrer Erfüllung unternommen werden kann. Ich rathe ihnen nicht, die Entscheidung ihres Schicksals von dem Zufalle besorgen zu laßen, und den ersten besten Mann, der sich ihnen anbietet, als ein Geschenk des Himmels anzunehmen. Es wäre wohl ein- mal möglich, dass auch in diesem Falle für sie das beste Loos gezogen würde; allein
berzeugung wird uns, auch bey dem gehei- men Widerſpruche unſers Herzens, den Troſt gewähren: daſs das was geſchah ein gleichgeltendes, wo nicht gar ein größeres Gut für uns ſeyn müße, als das was unſrer Meynung nach geſchehen ſollte, und die Erfahrung wird uns nicht ſelten am Ende davon gewiß machen.
Dieſe guten Wünſche ſollen aber un- ſererſeits das ernſtlichſte Beſtreben nicht ausſchließen: alles zu unternehmen, was anſtändiger Weiſe von uns ſelbſt zu ihrer Erfüllung unternommen werden kann. Ich rathe ihnen nicht, die Entſcheidung ihres Schickſals von dem Zufalle beſorgen zu laßen, und den erſten beſten Mann, der ſich ihnen anbietet, als ein Geſchenk des Himmels anzunehmen. Es wäre wohl ein- mal möglich, daſs auch in dieſem Falle für ſie das beſte Loos gezogen würde; allein
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0176"n="170"/>
berzeugung wird uns, auch bey dem gehei-<lb/>
men Widerſpruche unſers Herzens, den<lb/>
Troſt gewähren: daſs das was geſchah ein<lb/>
gleichgeltendes, wo nicht gar ein größeres<lb/>
Gut für uns ſeyn müße, als das was unſrer<lb/>
Meynung nach geſchehen ſollte, und die<lb/>
Erfahrung wird uns nicht ſelten am Ende<lb/>
davon gewiß machen.</p><lb/><p>Dieſe guten Wünſche ſollen aber un-<lb/>ſererſeits das ernſtlichſte Beſtreben nicht<lb/>
ausſchließen: alles zu unternehmen, was<lb/>
anſtändiger Weiſe von uns ſelbſt zu ihrer<lb/>
Erfüllung unternommen werden kann. Ich<lb/>
rathe ihnen nicht, die Entſcheidung ihres<lb/>
Schickſals von dem Zufalle beſorgen zu<lb/>
laßen, und den erſten beſten Mann, der<lb/>ſich ihnen anbietet, als ein Geſchenk des<lb/>
Himmels anzunehmen. Es wäre wohl ein-<lb/>
mal möglich, daſs auch in dieſem Falle für<lb/>ſie das beſte Loos gezogen würde; allein<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[170/0176]
berzeugung wird uns, auch bey dem gehei-
men Widerſpruche unſers Herzens, den
Troſt gewähren: daſs das was geſchah ein
gleichgeltendes, wo nicht gar ein größeres
Gut für uns ſeyn müße, als das was unſrer
Meynung nach geſchehen ſollte, und die
Erfahrung wird uns nicht ſelten am Ende
davon gewiß machen.
Dieſe guten Wünſche ſollen aber un-
ſererſeits das ernſtlichſte Beſtreben nicht
ausſchließen: alles zu unternehmen, was
anſtändiger Weiſe von uns ſelbſt zu ihrer
Erfüllung unternommen werden kann. Ich
rathe ihnen nicht, die Entſcheidung ihres
Schickſals von dem Zufalle beſorgen zu
laßen, und den erſten beſten Mann, der
ſich ihnen anbietet, als ein Geſchenk des
Himmels anzunehmen. Es wäre wohl ein-
mal möglich, daſs auch in dieſem Falle für
ſie das beſte Loos gezogen würde; allein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/176>, abgerufen am 13.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.