nen, der die Kunst versteht, ihnen lange zu gefallen, der ihnen in der gesitteten Welt Ehre macht und den sie nicht blos als eine niedliche Puppe zur Schau mit sich herumführen dürfen. Wenigstens den allzuzierlichen Narzißus wies' ich einmal für allemal ab. Ein Mensch, dessen Reden alle so gesangmäßig sind, der sich immer so gleichförmig bewegt, der sich so jüng- ferlich putzt, den man nicht unbequem ei- nen herumwandelnden Potpourri nennen könnte, der sich, um es kurz zu sagen; so ausnehmend selbst gefällt: der, sag' ich; wird es bald müde werden ihnen allein zu gefallen. Alle Welt soll die schöne Bluhme bewundern, die ihre glänzen- den Reize so geschickt zu entfalten weiß. Dieß wird kein Glück für sie seyn; oder ich müßte mich wenig darauf ver- stehen. --
nen, der die Kunſt verſteht, ihnen lange zu gefallen, der ihnen in der geſitteten Welt Ehre macht und den ſie nicht blos als eine niedliche Puppe zur Schau mit ſich herumführen dürfen. Wenigſtens den allzuzierlichen Narzißus wies’ ich einmal für allemal ab. Ein Menſch, deſſen Reden alle ſo geſangmäßig ſind, der ſich immer ſo gleichförmig bewegt, der ſich ſo jüng- ferlich putzt, den man nicht unbequem ei- nen herumwandelnden Potpourri nennen könnte, der ſich, um es kurz zu ſagen; ſo ausnehmend ſelbſt gefällt: der, ſag’ ich; wird es bald müde werden ihnen allein zu gefallen. Alle Welt ſoll die ſchöne Bluhme bewundern, die ihre glänzen- den Reize ſo geſchickt zu entfalten weiß. Dieß wird kein Glück für ſie ſeyn; oder ich müßte mich wenig darauf ver- ſtehen. —
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nen, der die Kunſt verſteht, ihnen lange
zu gefallen, der ihnen in der geſitteten
Welt Ehre macht und den ſie nicht blos
als eine niedliche Puppe zur Schau mit ſich
herumführen dürfen. Wenigſtens den
allzuzierlichen Narzißus wies’ ich einmal
für allemal ab. Ein Menſch, deſſen Reden
alle ſo geſangmäßig ſind, der ſich immer
ſo gleichförmig bewegt, der ſich ſo jüng-
ferlich putzt, den man nicht unbequem ei-
nen herumwandelnden Potpourri nennen
könnte, der ſich, um es kurz zu ſagen; ſo
ausnehmend ſelbſt gefällt: der, ſag’ ich;
wird es bald müde werden ihnen allein
zu gefallen. Alle Welt ſoll die ſchöne
Bluhme bewundern, die ihre glänzen-
den Reize ſo geſchickt zu entfalten weiß.
Dieß wird kein Glück für ſie ſeyn;
oder ich müßte mich wenig darauf ver-
ſtehen. —
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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/182>, abgerufen am 14.05.2024.
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