mir, die sich mit nichts, als meiner guten Absicht entschuldigen ließe. Er ging in seiner Härte so weit, dass er den Sohn, den seine Gemahlinn gebohren hatte, nicht für den seinigen erkennen und durchaus nicht auf seinen Namen getauft haben woll- te. Zwar achtete ich meines Theils darauf nicht; allein die Frau von Z*** hatte doch den Verdruß, dass ihr diese ärgerliche Er- klärung ihres Gemahls mit einer recht un- besonnenen Grobheit bekannt gemacht wurde. Diese und ähnliche Kränkungen fehlten nur noch, die Unglückliche um den kleinen Rest von Hoffnung zu bringen, den sie villeicht noch in ihrem Herzen un- terhalten mochte. Ihre Gesundheit nahm zusehends ab, und sie kam bald dahin, dass sie das Bette nicht mehr verlaßen konnte. Der Iunker blieb immer unerbittlich, und nur mein letztes dringendes Verlangen und
mir, die ſich mit nichts, als meiner guten Abſicht entſchuldigen ließe. Er ging in ſeiner Härte ſo weit, daſs er den Sohn, den ſeine Gemahlinn gebohren hatte, nicht für den ſeinigen erkennen und durchaus nicht auf ſeinen Namen getauft haben woll- te. Zwar achtete ich meines Theils darauf nicht; allein die Frau von Z*** hatte doch den Verdruß, daſs ihr dieſe ärgerliche Er- klärung ihres Gemahls mit einer recht un- beſonnenen Grobheit bekannt gemacht wurde. Dieſe und ähnliche Kränkungen fehlten nur noch, die Unglückliche um den kleinen Reſt von Hoffnung zu bringen, den ſie villeicht noch in ihrem Herzen un- terhalten mochte. Ihre Geſundheit nahm zuſehends ab, und ſie kam bald dahin, daſs ſie das Bette nicht mehr verlaßen konnte. Der Iunker blieb immer unerbittlich, und nur mein letztes dringendes Verlangen und
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mir, die ſich mit nichts, als meiner guten
Abſicht entſchuldigen ließe. Er ging in
ſeiner Härte ſo weit, daſs er den Sohn, den
ſeine Gemahlinn gebohren hatte, nicht
für den ſeinigen erkennen und durchaus
nicht auf ſeinen Namen getauft haben woll-
te. Zwar achtete ich meines Theils darauf
nicht; allein die Frau von Z*** hatte doch
den Verdruß, daſs ihr dieſe ärgerliche Er-
klärung ihres Gemahls mit einer recht un-
beſonnenen Grobheit bekannt gemacht
wurde. Dieſe und ähnliche Kränkungen
fehlten nur noch, die Unglückliche um
den kleinen Reſt von Hoffnung zu bringen,
den ſie villeicht noch in ihrem Herzen un-
terhalten mochte. Ihre Geſundheit nahm
zuſehends ab, und ſie kam bald dahin, daſs
ſie das Bette nicht mehr verlaßen konnte.
Der Iunker blieb immer unerbittlich, und
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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/72>, abgerufen am 14.05.2024.
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