Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

merckwürdigen Auftritte ihres Lebens zu
erhohlen schien.

Gegen Abend trat der Iunker, nicht
ohne alle Kennzeichen eines beunruhigten
Herzens, ins Zimmer. Da er sich ganz
leise dem Bette seiner Gemahlinn näherte,
so bemerkte sie ihn fast nicht eher, als bis
sie ihn ganz sahe. Alsbald richtete sie sich
mit einer außerordentlichen Anstrengung
nach ihm empor. --

Ach! sie sind es, liebster Z***! Mich
hat so nach ihnen verlangt. -- Gottlob!
dass ich sie noch einmal sehe. -- Nicht
wahr? sie finden mich sehr verändert? Ich
bin es auch wirklich! -- Nicht mehr das
leichtsinnige Weib! nicht mehr die fröh-
liche Thörinn, die ihre Liebe verscherz-
te! -- Ich sterbe nun viel ruhiger, da ich
ihnen gestehen kann, dass ich unweislich
gehandelt; dass ich sie empfindlich belei-

merckwürdigen Auftritte ihres Lebens zu
erhohlen ſchien.

Gegen Abend trat der Iunker, nicht
ohne alle Kennzeichen eines beunruhigten
Herzens, ins Zimmer. Da er ſich ganz
leiſe dem Bette ſeiner Gemahlinn näherte,
ſo bemerkte ſie ihn faſt nicht eher, als bis
ſie ihn ganz ſahe. Alsbald richtete ſie ſich
mit einer außerordentlichen Anſtrengung
nach ihm empor. —

Ach! ſie ſind es, liebſter Z***! Mich
hat ſo nach ihnen verlangt. — Gottlob!
daſs ich ſie noch einmal ſehe. — Nicht
wahr? ſie finden mich ſehr verändert? Ich
bin es auch wirklich! — Nicht mehr das
leichtſinnige Weib! nicht mehr die fröh-
liche Thörinn, die ihre Liebe verſcherz-
te! — Ich ſterbe nun viel ruhiger, da ich
ihnen geſtehen kann, daſs ich unweislich
gehandelt; daſs ich ſie empfindlich belei-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0074" n="68"/>
merckwürdigen Auftritte ihres Lebens zu<lb/>
erhohlen &#x017F;chien.</p><lb/>
          <p>Gegen Abend trat der Iunker, nicht<lb/>
ohne alle Kennzeichen eines beunruhigten<lb/>
Herzens, ins Zimmer. Da er &#x017F;ich ganz<lb/>
lei&#x017F;e dem Bette &#x017F;einer Gemahlinn näherte,<lb/>
&#x017F;o bemerkte &#x017F;ie ihn fa&#x017F;t nicht eher, als bis<lb/>
&#x017F;ie ihn ganz &#x017F;ahe. Alsbald richtete &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
mit einer außerordentlichen An&#x017F;trengung<lb/>
nach ihm empor. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Ach! &#x017F;ie &#x017F;ind es, lieb&#x017F;ter Z<hi rendition="#sup">***</hi>! Mich<lb/>
hat &#x017F;o nach ihnen verlangt. &#x2014; Gottlob!<lb/>
da&#x017F;s ich &#x017F;ie noch einmal &#x017F;ehe. &#x2014; Nicht<lb/>
wahr? &#x017F;ie finden mich &#x017F;ehr verändert? Ich<lb/>
bin es auch wirklich! &#x2014; Nicht mehr das<lb/>
leicht&#x017F;innige Weib! nicht mehr die fröh-<lb/>
liche Thörinn, die ihre Liebe ver&#x017F;cherz-<lb/>
te! &#x2014; Ich &#x017F;terbe nun viel ruhiger, da ich<lb/>
ihnen ge&#x017F;tehen kann, da&#x017F;s ich unweislich<lb/>
gehandelt; da&#x017F;s ich &#x017F;ie empfindlich belei-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0074] merckwürdigen Auftritte ihres Lebens zu erhohlen ſchien. Gegen Abend trat der Iunker, nicht ohne alle Kennzeichen eines beunruhigten Herzens, ins Zimmer. Da er ſich ganz leiſe dem Bette ſeiner Gemahlinn näherte, ſo bemerkte ſie ihn faſt nicht eher, als bis ſie ihn ganz ſahe. Alsbald richtete ſie ſich mit einer außerordentlichen Anſtrengung nach ihm empor. — Ach! ſie ſind es, liebſter Z***! Mich hat ſo nach ihnen verlangt. — Gottlob! daſs ich ſie noch einmal ſehe. — Nicht wahr? ſie finden mich ſehr verändert? Ich bin es auch wirklich! — Nicht mehr das leichtſinnige Weib! nicht mehr die fröh- liche Thörinn, die ihre Liebe verſcherz- te! — Ich ſterbe nun viel ruhiger, da ich ihnen geſtehen kann, daſs ich unweislich gehandelt; daſs ich ſie empfindlich belei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/74
Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/74>, abgerufen am 14.05.2024.