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Blumenbach, Johann Friedrich: Über den Bildungstrieb und das Zeugungsgeschäfte. Göttingen, 1781.

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von seiner vorigen Meynung abgegangen
seyn mag. Auf keinen Fall wird aber Hal-
lers Ruhm das mindeste von seinem verdien-
ten Glanz verlieren, wenn Er auch dennoch
die eingewickelten Keime ferner behauptet,
und sich der allmäligen Bildung noch wei-
ter widersetzt haben sollte. So wenig
als es Harvey's und Newton's ewigen
Nachruhm schwächen darf, daß Jener
das Daseyn der Milchgefässe im thierischen
Körper und Dieser die Möglichkeit der far-
benlosen Fernröhren geleugnet hat!

Hingegen benimmt es vielleicht meinen
Blättern in manchen Augen einen Theil
ihres etwanigen Verdienstes, daß sie nicht
sowol als sauererworbene Früchte mühsamer
Untersuchungen, eines tiefen Nachsinnens
und rastlos durchwachter Nächte - als des
günstigen Zufalls und eines ländlichen Zeit-
vertreibs anzusehen sind: und mir nur so-
viel bleibt, daß ich das was mir der Zufall
anboth, ergriffen und weiter verfolgt habe;

von seiner vorigen Meynung abgegangen
seyn mag. Auf keinen Fall wird aber Hal-
lers Ruhm das mindeste von seinem verdien-
ten Glanz verlieren, wenn Er auch dennoch
die eingewickelten Keime ferner behauptet,
und sich der allmäligen Bildung noch wei-
ter widersetzt haben sollte. So wenig
als es Harvey's und Newton's ewigen
Nachruhm schwächen darf, daß Jener
das Daseyn der Milchgefässe im thierischen
Körper und Dieser die Möglichkeit der far-
benlosen Fernröhren geleugnet hat!

Hingegen benimmt es vielleicht meinen
Blättern in manchen Augen einen Theil
ihres etwanigen Verdienstes, daß sie nicht
sowol als sauererworbene Früchte mühsamer
Untersuchungen, eines tiefen Nachsinnens
und rastlos durchwachter Nächte – als des
günstigen Zufalls und eines ländlichen Zeit-
vertreibs anzusehen sind: und mir nur so-
viel bleibt, daß ich das was mir der Zufall
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[7/0013] von seiner vorigen Meynung abgegangen seyn mag. Auf keinen Fall wird aber Hal- lers Ruhm das mindeste von seinem verdien- ten Glanz verlieren, wenn Er auch dennoch die eingewickelten Keime ferner behauptet, und sich der allmäligen Bildung noch wei- ter widersetzt haben sollte. So wenig als es Harvey's und Newton's ewigen Nachruhm schwächen darf, daß Jener das Daseyn der Milchgefässe im thierischen Körper und Dieser die Möglichkeit der far- benlosen Fernröhren geleugnet hat! Hingegen benimmt es vielleicht meinen Blättern in manchen Augen einen Theil ihres etwanigen Verdienstes, daß sie nicht sowol als sauererworbene Früchte mühsamer Untersuchungen, eines tiefen Nachsinnens und rastlos durchwachter Nächte – als des günstigen Zufalls und eines ländlichen Zeit- vertreibs anzusehen sind: und mir nur so- viel bleibt, daß ich das was mir der Zufall anboth, ergriffen und weiter verfolgt habe;

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über den Bildungstrieb und das Zeugungsgeschäfte. Göttingen, 1781, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_bildungstrieb_1781/13>, abgerufen am 26.04.2024.