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Blumenbach, Johann Friedrich: Kleine Schriften zur vergleichenden Physiologie und Anatomie und zur Naturgeschichte gehörig. (Übers. J. G. Gruber). 2. Aufl. Leipzig, 1804.

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etwa die Verschiedenheiten in seinem Ge-
schlecht befremdend und räthselhaft finden,
ohne zu bedenken, daß alle diese Verschie-
denheiten nicht um ein Haar auffallender
oder ungewöhnlicher sind, als die, worin
so tausend andere Gattungen von organi-
sirten Körpern, gleichsam unter unsern Au-
gen ausarten.

2) Man darf nie bloß ein Paar recht
auffallend gegen einander abstechende Men-
schenracen ausheben, und diese nun, mit
Uebergehung der Mittelracen, die die Ver-
bindung zwischen jenen machen, so allein
gegen einander aufstellen: sondern man muß
nie vergessen, daß auch nicht eine einzige
der körperlichen Verschiedenheiten bei irgend
einer Menschenvarität sei, die nicht durch
so unendliche Nüancen allmählig in der an-
dern ihre überfließt, daß derjenige Natur-
forscher oder Physiolog wohl noch geboren
werden soll, der es mit Grund der Wahr-
heit wagen dürfte eine bestimmte Grenze
zwischen diesen Nüancen und folglich selbst
zwischen ihren Extremen festzusetzen.

etwa die Verschiedenheiten in seinem Ge-
schlecht befremdend und räthselhaft finden,
ohne zu bedenken, daß alle diese Verschie-
denheiten nicht um ein Haar auffallender
oder ungewöhnlicher sind, als die, worin
so tausend andere Gattungen von organi-
sirten Körpern, gleichsam unter unsern Au-
gen ausarten.

2) Man darf nie bloß ein Paar recht
auffallend gegen einander abstechende Men-
schenraçen ausheben, und diese nun, mit
Uebergehung der Mittelraçen, die die Ver-
bindung zwischen jenen machen, so allein
gegen einander aufstellen: sondern man muß
nie vergessen, daß auch nicht eine einzige
der körperlichen Verschiedenheiten bei irgend
einer Menschenvarität sei, die nicht durch
so unendliche Nüancen allmählig in der an-
dern ihre überfließt, daß derjenige Natur-
forscher oder Physiolog wohl noch geboren
werden soll, der es mit Grund der Wahr-
heit wagen dürfte eine bestimmte Grenze
zwischen diesen Nüançen und folglich selbst
zwischen ihren Extremen festzusetzen.

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[147/0154] etwa die Verschiedenheiten in seinem Ge- schlecht befremdend und räthselhaft finden, ohne zu bedenken, daß alle diese Verschie- denheiten nicht um ein Haar auffallender oder ungewöhnlicher sind, als die, worin so tausend andere Gattungen von organi- sirten Körpern, gleichsam unter unsern Au- gen ausarten. 2) Man darf nie bloß ein Paar recht auffallend gegen einander abstechende Men- schenraçen ausheben, und diese nun, mit Uebergehung der Mittelraçen, die die Ver- bindung zwischen jenen machen, so allein gegen einander aufstellen: sondern man muß nie vergessen, daß auch nicht eine einzige der körperlichen Verschiedenheiten bei irgend einer Menschenvarität sei, die nicht durch so unendliche Nüancen allmählig in der an- dern ihre überfließt, daß derjenige Natur- forscher oder Physiolog wohl noch geboren werden soll, der es mit Grund der Wahr- heit wagen dürfte eine bestimmte Grenze zwischen diesen Nüançen und folglich selbst zwischen ihren Extremen festzusetzen.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Kleine Schriften zur vergleichenden Physiologie und Anatomie und zur Naturgeschichte gehörig. (Übers. J. G. Gruber). 2. Aufl. Leipzig, 1804, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_kleineschriften_1804/154>, abgerufen am 13.05.2024.