Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

**)

**) Gaumen so auffallend in die Länge gezogen wird
u. s. w. Der Unterkiefer steht zwar vorn mehr
senkrecht: mußte aber nun eben wegen der Ver-
längerung des obern, selbst auch vom Ohr zum
Kinn in eine auffallende Länge ausgedehnt wer-
den. Seine Seitentheile sind sehr niedrig, und
ihr großer hintrer Winkel von 130 Grad. Zwischen
den Augenbraunbogen ist keine merkliche Vertie-
fung (glabella). Die beiden ausgeschweiften
Ränder welche die Oberkiefer vorne am Untertheile
der Nasenhöle zu beiden Seiten der Scheidewand
formiren sind ganz ungewöhnlich dick und breit,
wie ausgeschnitzt. Der Hinterkopf ist zwar auch
schmahler als beym Europäer, aber bey weiten
nicht so sehr als beym alten Aegyptier: auch nicht
so hoch sondern merklich niedriger. Die Hirn-
schaale ist sehr dick und der ganze Kopf ausneh-
mend schwer.Nun finden sich zwar unter den Mohren so gut
wie unter andern Menschenracen mancherley Nüan-
cen der Bildung; doch scheint es daß die bisheri-
gen Abbildungen welche Negerschedel vorstellen
sollen, entweder sehr nachläßig gezeichnet, oder
wenigstens von keinen recht characterischen Neger-
köpfen genommen sind. Das erste ist der Fall bey
dem in petr. paaw de hum. corp. ossibus LB. 1615.
4. pag. 28. Das andre argwohne ich von der
sonst schön gestochnen caluaria aethiopis in ioh. beni.
de fischer
diss. de modo quo ossa se vicinis accom-
modant partibus
LB. 1743.Viele andre treffliche Bemerkungen über die
Negerschedel hat Hr. Hofger. Rath Sömmerring in
seiner merkwürdigen Schrift über die körperliche
Verschiedenheit der Mohren vom Europäer,
gegeben.

**)

**) Gaumen so auffallend in die Länge gezogen wird
u. s. w. Der Unterkiefer steht zwar vorn mehr
senkrecht: mußte aber nun eben wegen der Ver-
längerung des obern, selbst auch vom Ohr zum
Kinn in eine auffallende Länge ausgedehnt wer-
den. Seine Seitentheile sind sehr niedrig, und
ihr großer hintrer Winkel von 130 Grad. Zwischen
den Augenbraunbogen ist keine merkliche Vertie-
fung (glabella). Die beiden ausgeschweiften
Ränder welche die Oberkiefer vorne am Untertheile
der Nasenhöle zu beiden Seiten der Scheidewand
formiren sind ganz ungewöhnlich dick und breit,
wie ausgeschnitzt. Der Hinterkopf ist zwar auch
schmahler als beym Europäer, aber bey weiten
nicht so sehr als beym alten Aegyptier: auch nicht
so hoch sondern merklich niedriger. Die Hirn-
schaale ist sehr dick und der ganze Kopf ausneh-
mend schwer.Nun finden sich zwar unter den Mohren so gut
wie unter andern Menschenraçen mancherley Nüan-
çen der Bildung; doch scheint es daß die bisheri-
gen Abbildungen welche Negerschedel vorstellen
sollen, entweder sehr nachläßig gezeichnet, oder
wenigstens von keinen recht characterischen Neger-
köpfen genommen sind. Das erste ist der Fall bey
dem in petr. paaw de hum. corp. ossibus LB. 1615.
4. pag. 28. Das andre argwohne ich von der
sonst schön gestochnen caluaria aethiopis in ioh. beni.
de fischer
diss. de modo quo ossa se vicinis accom-
modant partibus
LB. 1743.Viele andre treffliche Bemerkungen über die
Negerschedel hat Hr. Hofger. Rath Sömmerring in
seiner merkwürdigen Schrift über die körperliche
Verschiedenheit der Mohren vom Europäer,
gegeben.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000062">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <note anchored="true" place="foot" n="**)">
                <p><pb facs="#f0120" xml:id="pb088_0001" n="88"/>
Gaumen so auffallend in die Länge gezogen wird<lb/>
u. s. w. Der Unterkiefer steht zwar vorn mehr<lb/>
senkrecht: mußte aber nun eben wegen der Ver-<lb/>
längerung des obern, selbst auch vom Ohr zum<lb/>
Kinn in eine auffallende Länge ausgedehnt wer-<lb/>
den. Seine Seitentheile sind sehr niedrig, und<lb/>
ihr großer hintrer Winkel von 130 Grad. Zwischen<lb/>
den Augenbraunbogen ist keine merkliche Vertie-<lb/>
fung (<hi rendition="#aq">glabella</hi>). Die beiden ausgeschweiften<lb/>
Ränder welche die Oberkiefer vorne am Untertheile<lb/>
der Nasenhöle zu beiden Seiten der Scheidewand<lb/>
formiren sind ganz ungewöhnlich dick und breit,<lb/>
wie ausgeschnitzt. Der Hinterkopf ist zwar auch<lb/>
schmahler als beym Europäer, aber bey weiten<lb/>
nicht so sehr als beym alten Aegyptier: auch nicht<lb/>
so hoch sondern merklich niedriger. Die Hirn-<lb/>
schaale ist sehr dick und der ganze Kopf ausneh-<lb/>
mend schwer.</p>
                <p>Nun finden sich zwar unter den Mohren so gut<lb/>
wie unter andern Menschenraçen mancherley Nüan-<lb/>
çen der Bildung; doch scheint es daß die bisheri-<lb/>
gen Abbildungen welche Negerschedel vorstellen<lb/>
sollen, entweder sehr nachläßig gezeichnet, oder<lb/>
wenigstens von keinen recht characterischen Neger-<lb/>
köpfen genommen sind. Das erste ist der Fall bey<lb/>
dem in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">petr. paaw</hi></hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">de hum. corp. ossibus</hi></hi> <hi rendition="#aq">LB</hi>. 1615.<lb/>
4. <hi rendition="#aq">pag</hi>. 28. Das andre argwohne ich von der<lb/>
sonst schön gestochnen <hi rendition="#aq">caluaria aethiopis in <hi rendition="#k">ioh. beni.<lb/>
de fischer</hi></hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">diss. de modo quo ossa se vicinis accom-<lb/>
modant partibus</hi></hi> <hi rendition="#aq">LB</hi>. 1743.</p>
                <p>Viele andre treffliche Bemerkungen über die<lb/>
Negerschedel hat Hr. Hofger. Rath Sömmerring in<lb/>
seiner merkwürdigen Schrift über die körperliche<lb/>
Verschiedenheit der Mohren vom Europäer,<lb/>
gegeben.</p>
                <p>
</p>
              </note>
            </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0120] **) **) Gaumen so auffallend in die Länge gezogen wird u. s. w. Der Unterkiefer steht zwar vorn mehr senkrecht: mußte aber nun eben wegen der Ver- längerung des obern, selbst auch vom Ohr zum Kinn in eine auffallende Länge ausgedehnt wer- den. Seine Seitentheile sind sehr niedrig, und ihr großer hintrer Winkel von 130 Grad. Zwischen den Augenbraunbogen ist keine merkliche Vertie- fung (glabella). Die beiden ausgeschweiften Ränder welche die Oberkiefer vorne am Untertheile der Nasenhöle zu beiden Seiten der Scheidewand formiren sind ganz ungewöhnlich dick und breit, wie ausgeschnitzt. Der Hinterkopf ist zwar auch schmahler als beym Europäer, aber bey weiten nicht so sehr als beym alten Aegyptier: auch nicht so hoch sondern merklich niedriger. Die Hirn- schaale ist sehr dick und der ganze Kopf ausneh- mend schwer. Nun finden sich zwar unter den Mohren so gut wie unter andern Menschenraçen mancherley Nüan- çen der Bildung; doch scheint es daß die bisheri- gen Abbildungen welche Negerschedel vorstellen sollen, entweder sehr nachläßig gezeichnet, oder wenigstens von keinen recht characterischen Neger- köpfen genommen sind. Das erste ist der Fall bey dem in petr. paaw de hum. corp. ossibus LB. 1615. 4. pag. 28. Das andre argwohne ich von der sonst schön gestochnen caluaria aethiopis in ioh. beni. de fischer diss. de modo quo ossa se vicinis accom- modant partibus LB. 1743. Viele andre treffliche Bemerkungen über die Negerschedel hat Hr. Hofger. Rath Sömmerring in seiner merkwürdigen Schrift über die körperliche Verschiedenheit der Mohren vom Europäer, gegeben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/120
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/120>, abgerufen am 15.05.2024.