Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

Gewönlich sind gegen die Mitte zu, über
den Augen, auf beiden Seiten ein paar flache
Erhabenheiten (eminentiae frontales, tubera
frontalia
)*) an der Stelle merklich, wo bey
der Leibesfrucht zu Ende des zweyten Monats
nach ihrer Empfängnis die Verknöcherung des
Beins ihren Anfang genommen hatte**).

Tiefer herunter, nach der Nasenwurzel zu,
liegen ein paar kleinere Erhabenheiten, (arcus
superciliares
), die sich aber erst am Ende des
ersten Lebensjahres zu heben anfangen. Sie
werden durch die glabella von einander abgeson-

*) An der gleichen Stelle sitzen auch die Hörner fest,
womit die Natur die mehresten derjenigen Säug-
thiere bewaffnet hat, die sonst bey ihren gespalte-
nen Klauen und dem Mangel der obern Schneide-
zähne ziemlich wehrlos sind.Beym Hirschgeschlechte heißen sie bekanntlich
Geweihe, sind dicht, astig, und sitzen, da sie ge-
wechselt werden müssen, mit der Krone an ihrer
Wurzel nur auf einem niedern flachen Stule fest,
der sich von dem Stirnbeine erhebt: der hingegen
im Ochsen-Ziegen- und Gazellen-Geschlechte einen
starken zugespitzten Zapfen bildet, der in den ei-
gentlich sogenannten Hörnern, die perennirend,
rund, hohl und ohne Aeste sind, wie in einer Scheide
steckt. - An der Wurzel ist dieser Zapfen selbst
hohl und steht mit den Stirnhölen in Verbindung,
die sich bey einigen, z. B. beym Steinbock bis
gegen die Spitze desselben hinauf erstrecken.
**) Kerkring's verdächtiger Irthum, daß sich bey diesem
Knochen die Oßification vom Umfang nach dem
Mittelpunkt erstrecke, braucht jetzt keine Wider-
legung mehr. -

Gewönlich sind gegen die Mitte zu, über
den Augen, auf beiden Seiten ein paar flache
Erhabenheiten (eminentiae frontales, tubera
frontalia
)*) an der Stelle merklich, wo bey
der Leibesfrucht zu Ende des zweyten Monats
nach ihrer Empfängnis die Verknöcherung des
Beins ihren Anfang genommen hatte**).

Tiefer herunter, nach der Nasenwurzel zu,
liegen ein paar kleinere Erhabenheiten, (arcus
superciliares
), die sich aber erst am Ende des
ersten Lebensjahres zu heben anfangen. Sie
werden durch die glabella von einander abgeson-

*) An der gleichen Stelle sitzen auch die Hörner fest,
womit die Natur die mehresten derjenigen Säug-
thiere bewaffnet hat, die sonst bey ihren gespalte-
nen Klauen und dem Mangel der obern Schneide-
zähne ziemlich wehrlos sind.Beym Hirschgeschlechte heißen sie bekanntlich
Geweihe, sind dicht, astig, und sitzen, da sie ge-
wechselt werden müssen, mit der Krone an ihrer
Wurzel nur auf einem niedern flachen Stule fest,
der sich von dem Stirnbeine erhebt: der hingegen
im Ochsen-Ziegen- und Gazellen-Geschlechte einen
starken zugespitzten Zapfen bildet, der in den ei-
gentlich sogenannten Hörnern, die perennirend,
rund, hohl und ohne Aeste sind, wie in einer Scheide
steckt. – An der Wurzel ist dieser Zapfen selbst
hohl und steht mit den Stirnhölen in Verbindung,
die sich bey einigen, z. B. beym Steinbock bis
gegen die Spitze desselben hinauf erstrecken.
**) Kerkring's verdächtiger Irthum, daß sich bey diesem
Knochen die Oßification vom Umfang nach dem
Mittelpunkt erstrecke, braucht jetzt keine Wider-
legung mehr. –
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000062">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0130" xml:id="pb098_0001" n="98"/>
Gewönlich sind gegen die Mitte zu, über<lb/>
den Augen, auf beiden Seiten ein paar flache<lb/>
Erhabenheiten (<hi rendition="#aq">eminentiae frontales, tubera<lb/>
frontalia</hi>)<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>An der gleichen Stelle sitzen auch die Hörner fest,<lb/>
womit die Natur die mehresten derjenigen Säug-<lb/>
thiere bewaffnet hat, die sonst bey ihren gespalte-<lb/>
nen Klauen und dem Mangel der obern Schneide-<lb/>
zähne ziemlich wehrlos sind.</p><p>Beym Hirschgeschlechte heißen sie bekanntlich<lb/>
Geweihe, sind dicht, astig, und sitzen, da sie ge-<lb/>
wechselt werden müssen, mit der Krone an ihrer<lb/>
Wurzel nur auf einem niedern flachen Stule fest,<lb/>
der sich von dem Stirnbeine erhebt: der hingegen<lb/>
im Ochsen-Ziegen- und Gazellen-Geschlechte einen<lb/>
starken zugespitzten Zapfen bildet, der in den ei-<lb/>
gentlich sogenannten Hörnern, die perennirend,<lb/>
rund, hohl und ohne Aeste sind, wie in einer Scheide<lb/>
steckt. &#x2013; An der Wurzel ist dieser Zapfen selbst<lb/>
hohl und steht mit den Stirnhölen in Verbindung,<lb/>
die sich bey einigen, z. B. beym Steinbock bis<lb/>
gegen die Spitze desselben hinauf erstrecken.</p></note> an der Stelle merklich, wo bey<lb/>
der Leibesfrucht zu Ende des zweyten Monats<lb/>
nach ihrer Empfängnis die Verknöcherung des<lb/>
Beins ihren Anfang genommen hatte<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p>Kerkring's verdächtiger Irthum, daß sich bey diesem<lb/>
Knochen die Oßification vom Umfang nach dem<lb/>
Mittelpunkt erstrecke, braucht jetzt keine Wider-<lb/>
legung mehr. &#x2013;</p></note>.</p>
            <p>Tiefer herunter, nach der Nasenwurzel zu,<lb/>
liegen ein paar kleinere Erhabenheiten, (<hi rendition="#aq">arcus<lb/>
superciliares</hi>), die sich aber erst am Ende des<lb/>
ersten Lebensjahres zu heben anfangen. Sie<lb/>
werden durch die <hi rendition="#aq">glabella</hi> von einander abgeson-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0130] Gewönlich sind gegen die Mitte zu, über den Augen, auf beiden Seiten ein paar flache Erhabenheiten (eminentiae frontales, tubera frontalia) *) an der Stelle merklich, wo bey der Leibesfrucht zu Ende des zweyten Monats nach ihrer Empfängnis die Verknöcherung des Beins ihren Anfang genommen hatte **). Tiefer herunter, nach der Nasenwurzel zu, liegen ein paar kleinere Erhabenheiten, (arcus superciliares), die sich aber erst am Ende des ersten Lebensjahres zu heben anfangen. Sie werden durch die glabella von einander abgeson- *) An der gleichen Stelle sitzen auch die Hörner fest, womit die Natur die mehresten derjenigen Säug- thiere bewaffnet hat, die sonst bey ihren gespalte- nen Klauen und dem Mangel der obern Schneide- zähne ziemlich wehrlos sind. Beym Hirschgeschlechte heißen sie bekanntlich Geweihe, sind dicht, astig, und sitzen, da sie ge- wechselt werden müssen, mit der Krone an ihrer Wurzel nur auf einem niedern flachen Stule fest, der sich von dem Stirnbeine erhebt: der hingegen im Ochsen-Ziegen- und Gazellen-Geschlechte einen starken zugespitzten Zapfen bildet, der in den ei- gentlich sogenannten Hörnern, die perennirend, rund, hohl und ohne Aeste sind, wie in einer Scheide steckt. – An der Wurzel ist dieser Zapfen selbst hohl und steht mit den Stirnhölen in Verbindung, die sich bey einigen, z. B. beym Steinbock bis gegen die Spitze desselben hinauf erstrecken. **) Kerkring's verdächtiger Irthum, daß sich bey diesem Knochen die Oßification vom Umfang nach dem Mittelpunkt erstrecke, braucht jetzt keine Wider- legung mehr. –

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/130
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/130>, abgerufen am 01.05.2024.