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Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786.

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***) oder der
canalis incisiuus, der vorn mit zwey Anfängen
aus dem Boden der Nasenhöle zu beiden Seiten
der crista nasalis (§. 102.) herabsteigt und sich
in ein foramen commune (Tab. I. fig. 2. a.)
verbindet, das sich mitten hinter den Schnei-
dezähnen auf der Gaumennath öffnet. Es geht
ein zellichtes Band hindurch, das die Gaumen-
haut mit der in der Nase verbindet*); auch

***) und so viel mir wissend, immer doppelt, und bey
manchen gar dreyfach, so daß wie beym Pferd etc.
zwischen den beiden großen Oeffnungen noch eine
dritte kleinere nach vorn in der Mitte liegt. Bey
manchen, wie z. B. beym Löwen, sind die Aus-
gänge dieser großen Oeffnungen am Gaumen sogar
beym lebendigen Thiere sehr sichtlich. (S. Joh.
El. Ridinger Abbildung des zahmen Löwen,
der 1760 in Deutschland zu sehen gewesen. gr. Fol.)
*) Die canales incisiuos selbst hatte der vortrefliche
Zergliederer Nil Stenson (nic. stenonsis) ums
J. 1662., zuerst an Ochsen und Schaafen entdeckt,
und sowol in seinen obseruat. anatom. de narium
vasis
pag. 107. als in dem specim. obseruat. de muscul.
et glandulis
pag. 34. beschrieben. Nur blieb man
lange über ihren Nutzen strittig: - ob sie nicht
auch beym lebenden Menschen würklich als offne
Gänge dienten, die aus den Nasenhölen zum Gaumen
führten; - oder womit sie im gegenseitigen Fall
gefüllt wären u. s. w. Das ersten behauptete
Santorini obseruat. anatom. pag. 93 sq. doch findet
es nur in sehr ungewönlichen Fällen statt. Ge-
wönlich verlaufen sich die trichterförmigen Gänge,
die aus der Nase zu beiden Seiten der Pflugschaar
convergirend hinabsteigen in die oben im vordern
foram. palatino liegende carunculam incisiuam,
die Morgagni in seinem Brief an Hrn. Girardi
beschreibt: s. des letzt. Erklärung der nachgelaßnen
Santorinischen Tafeln in der Vorr. S. XVII.
und im Text S. 56. - Vergl. damit duverney
oeuvr. anatom. vol. I. pag. 221. 137. und morgagni
aduersar. anat. VI. pag. 237.

***) oder der
canalis incisiuus, der vorn mit zwey Anfängen
aus dem Boden der Nasenhöle zu beiden Seiten
der crista nasalis (§. 102.) herabsteigt und sich
in ein foramen commune (Tab. I. fig. 2. a.)
verbindet, das sich mitten hinter den Schnei-
dezähnen auf der Gaumennath öffnet. Es geht
ein zellichtes Band hindurch, das die Gaumen-
haut mit der in der Nase verbindet*); auch

***) und so viel mir wissend, immer doppelt, und bey
manchen gar dreyfach, so daß wie beym Pferd ꝛc.
zwischen den beiden großen Oeffnungen noch eine
dritte kleinere nach vorn in der Mitte liegt. Bey
manchen, wie z. B. beym Löwen, sind die Aus-
gänge dieser großen Oeffnungen am Gaumen sogar
beym lebendigen Thiere sehr sichtlich. (S. Joh.
El. Ridinger Abbildung des zahmen Löwen,
der 1760 in Deutschland zu sehen gewesen. gr. Fol.)
*) Die canales incisiuos selbst hatte der vortrefliche
Zergliederer Nil Stenson (nic. stenonsis) ums
J. 1662., zuerst an Ochsen und Schaafen entdeckt,
und sowol in seinen obseruat. anatom. de narium
vasis
pag. 107. als in dem specim. obseruat. de muscul.
et glandulis
pag. 34. beschrieben. Nur blieb man
lange über ihren Nutzen strittig: – ob sie nicht
auch beym lebenden Menschen würklich als offne
Gänge dienten, die aus den Nasenhölen zum Gaumen
führten; – oder womit sie im gegenseitigen Fall
gefüllt wären u. s. w. Das ersten behauptete
Santorini obseruat. anatom. pag. 93 sq. doch findet
es nur in sehr ungewönlichen Fällen statt. Ge-
wönlich verlaufen sich die trichterförmigen Gänge,
die aus der Nase zu beiden Seiten der Pflugschaar
convergirend hinabsteigen in die oben im vordern
foram. palatino liegende carunculam incisiuam,
die Morgagni in seinem Brief an Hrn. Girardi
beschreibt: s. des letzt. Erklärung der nachgelaßnen
Santorinischen Tafeln in der Vorr. S. XVII.
und im Text S. 56. – Vergl. damit duverney
oeuvr. anatom. vol. I. pag. 221. 137. und morgagni
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[199/0231] ***) oder der canalis incisiuus, der vorn mit zwey Anfängen aus dem Boden der Nasenhöle zu beiden Seiten der crista nasalis (§. 102.) herabsteigt und sich in ein foramen commune (Tab. I. fig. 2. a.) verbindet, das sich mitten hinter den Schnei- dezähnen auf der Gaumennath öffnet. Es geht ein zellichtes Band hindurch, das die Gaumen- haut mit der in der Nase verbindet *); auch ***) und so viel mir wissend, immer doppelt, und bey manchen gar dreyfach, so daß wie beym Pferd ꝛc. zwischen den beiden großen Oeffnungen noch eine dritte kleinere nach vorn in der Mitte liegt. Bey manchen, wie z. B. beym Löwen, sind die Aus- gänge dieser großen Oeffnungen am Gaumen sogar beym lebendigen Thiere sehr sichtlich. (S. Joh. El. Ridinger Abbildung des zahmen Löwen, der 1760 in Deutschland zu sehen gewesen. gr. Fol.) *) Die canales incisiuos selbst hatte der vortrefliche Zergliederer Nil Stenson (nic. stenonsis) ums J. 1662., zuerst an Ochsen und Schaafen entdeckt, und sowol in seinen obseruat. anatom. de narium vasis pag. 107. als in dem specim. obseruat. de muscul. et glandulis pag. 34. beschrieben. Nur blieb man lange über ihren Nutzen strittig: – ob sie nicht auch beym lebenden Menschen würklich als offne Gänge dienten, die aus den Nasenhölen zum Gaumen führten; – oder womit sie im gegenseitigen Fall gefüllt wären u. s. w. Das ersten behauptete Santorini obseruat. anatom. pag. 93 sq. doch findet es nur in sehr ungewönlichen Fällen statt. Ge- wönlich verlaufen sich die trichterförmigen Gänge, die aus der Nase zu beiden Seiten der Pflugschaar convergirend hinabsteigen in die oben im vordern foram. palatino liegende carunculam incisiuam, die Morgagni in seinem Brief an Hrn. Girardi beschreibt: s. des letzt. Erklärung der nachgelaßnen Santorinischen Tafeln in der Vorr. S. XVII. und im Text S. 56. – Vergl. damit duverney oeuvr. anatom. vol. I. pag. 221. 137. und morgagni aduersar. anat. VI. pag. 237.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/231>, abgerufen am 29.04.2024.