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Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786.

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§. 187.

Im siebenten und den folgenden Jahren
werden die Zähne gewechselt*). Die Milch-
zähne nemlich fallen allgemach aus, und die
für die übrigen Lebenszeit bestimmten nehmen
dagegen die Stelle derselben ein.

Den ausfallenden scheint die Wurzel wie
abgebrochen; - es fehlt ihr fast die ganze sub-
stantia
cornea. Man hat das ehedem so erklärt,
als ob sie durch die Krone des neuen nachfol-
genden Zahnes der herauszubrechen strebt, gleich-
sam abgeschliffen würde. Das ist aber nicht.
Die Wurzel schwindet ehe sie von der Krone
des neuen Zahns berührt werden kan: beider-
ley Zähne sind noch dazu anfangs durch eine
knöcherne Querwand von einander abgesondert:
auch liegen die Zellen der neuen Zähne nicht
gerade unter den Zellen der Milchzähne, son-
dern ehe zwischen denselben, und etwas mehr
zurück nach hinten. - Überhaupt aber wer-
den die Milchzähne gar nicht von den nachfol-
genden fortgestoßen, sondern von der Natur

*) Nicht alle Säugethiere wechseln ihre Zähne. Das
Schwein z. B. behält seine Milchzähne lebenslang.Uebrigens ist aber sowol das erste zahnen als
auch das Wechseln bey den Thieren eben sowol
mit Beschwerde und Gefahr verknüpft, als beym
Menschen. - Die mehresten jungen Löwen z. B.
sollen über dem zahnen sterben. th. shaw's Travels
through Barbary etc
. ed. 2. Lond. 1757. 4. pag. 171.
§. 187.

Im siebenten und den folgenden Jahren
werden die Zähne gewechselt*). Die Milch-
zähne nemlich fallen allgemach aus, und die
für die übrigen Lebenszeit bestimmten nehmen
dagegen die Stelle derselben ein.

Den ausfallenden scheint die Wurzel wie
abgebrochen; – es fehlt ihr fast die ganze sub-
stantia
cornea. Man hat das ehedem so erklärt,
als ob sie durch die Krone des neuen nachfol-
genden Zahnes der herauszubrechen strebt, gleich-
sam abgeschliffen würde. Das ist aber nicht.
Die Wurzel schwindet ehe sie von der Krone
des neuen Zahns berührt werden kan: beider-
ley Zähne sind noch dazu anfangs durch eine
knöcherne Querwand von einander abgesondert:
auch liegen die Zellen der neuen Zähne nicht
gerade unter den Zellen der Milchzähne, son-
dern ehe zwischen denselben, und etwas mehr
zurück nach hinten. – Überhaupt aber wer-
den die Milchzähne gar nicht von den nachfol-
genden fortgestoßen, sondern von der Natur

*) Nicht alle Säugethiere wechseln ihre Zähne. Das
Schwein z. B. behält seine Milchzähne lebenslang.Uebrigens ist aber sowol das erste zahnen als
auch das Wechseln bey den Thieren eben sowol
mit Beschwerde und Gefahr verknüpft, als beym
Menschen. – Die mehresten jungen Löwen z. B.
sollen über dem zahnen sterben. th. shaw's Travels
through Barbary etc
. ed. 2. Lond. 1757. 4. pag. 171.
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[255/0287] §. 187. Im siebenten und den folgenden Jahren werden die Zähne gewechselt *). Die Milch- zähne nemlich fallen allgemach aus, und die für die übrigen Lebenszeit bestimmten nehmen dagegen die Stelle derselben ein. Den ausfallenden scheint die Wurzel wie abgebrochen; – es fehlt ihr fast die ganze sub- stantia cornea. Man hat das ehedem so erklärt, als ob sie durch die Krone des neuen nachfol- genden Zahnes der herauszubrechen strebt, gleich- sam abgeschliffen würde. Das ist aber nicht. Die Wurzel schwindet ehe sie von der Krone des neuen Zahns berührt werden kan: beider- ley Zähne sind noch dazu anfangs durch eine knöcherne Querwand von einander abgesondert: auch liegen die Zellen der neuen Zähne nicht gerade unter den Zellen der Milchzähne, son- dern ehe zwischen denselben, und etwas mehr zurück nach hinten. – Überhaupt aber wer- den die Milchzähne gar nicht von den nachfol- genden fortgestoßen, sondern von der Natur *) Nicht alle Säugethiere wechseln ihre Zähne. Das Schwein z. B. behält seine Milchzähne lebenslang. Uebrigens ist aber sowol das erste zahnen als auch das Wechseln bey den Thieren eben sowol mit Beschwerde und Gefahr verknüpft, als beym Menschen. – Die mehresten jungen Löwen z. B. sollen über dem zahnen sterben. th. shaw's Travels through Barbary etc. ed. 2. Lond. 1757. 4. pag. 171.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/287>, abgerufen am 07.05.2024.