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Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786.

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***) Hirschgeschlechte, (- und vielleicht bey allen wie-
derkauenden Thieren -) eine merkwürdige Ver-
änderung. Er besteht nemlich bey ungebohrnen
Thieren aus zwey besondern, aber dicht an einan-
der liegenden Röhrend die aber kurz nach der Ge-
burt zu dem sogenannten Canon zusammen wach-
sen. Die vormaligen Scheidewände zwischen jenen
beiden Röhren werden erst immer dünner, dann
durchlöchert, und schwinden endlich ganz und gar;
so daß bey den erwachsenen Thieren aus jenen Ge-
schlechtern inwendig eine gemeinschaftliche Mark-
höle, und von außen nur noch eine schwache Fur-
che zu erkennen ist, wo vordem die beiden Knochen
an einander gelegen hatten. s. fovgerovx de
bondaroy
in den Mem. de l'Acad. des Sc. de Paris
1772. P. II. pag. 502. sq. - und jo. bapt. Com.
a covolo
de metamorphosi duorum ossium pedis in
quadrupedibus aliqupt.
Bonon. 1765. gr. 4.Das Pferd hat im metacarpus und metatarsus
zwar auch nur eine einzige Hauptröhre, die oben
an den carpus oder tarsus und unten an dem Fessel-
knochen (das erste Glied des einzigen Fingers bey
diesem Thiere) eingelenkt ist; allein an den hin-
tern Rindern derselben liegen zwey unbewegliche
kleinere und fast grätenförmige Nebenröhren (les
os epineux du canon, les deux poincons
) die aber,
da keine Finger für sie vorhanden sind, auch nicht
so weit herunter reichen.Hr. Daubenton glaubt, jene Hauptröhre ver-
trete die Stelle von den drey mittlern metacarpus
der Menschenhand, des Zeigefingers nemlich, des
Mittelfingers und des Goldfingers. Der große
Thiermaler Stubb's (der Vater) hingegen, rech-
net ihn in dem sogleich anzuführenden unschätzba-
ren und prachtvollen Werke nur für die zwey me-

***)

***) Hirschgeschlechte, (– und vielleicht bey allen wie-
derkauenden Thieren –) eine merkwürdige Ver-
änderung. Er besteht nemlich bey ungebohrnen
Thieren aus zwey besondern, aber dicht an einan-
der liegenden Röhrend die aber kurz nach der Ge-
burt zu dem sogenannten Canon zusammen wach-
sen. Die vormaligen Scheidewände zwischen jenen
beiden Röhren werden erst immer dünner, dann
durchlöchert, und schwinden endlich ganz und gar;
so daß bey den erwachsenen Thieren aus jenen Ge-
schlechtern inwendig eine gemeinschaftliche Mark-
höle, und von außen nur noch eine schwache Fur-
che zu erkennen ist, wo vordem die beiden Knochen
an einander gelegen hatten. s. fovgerovx de
bondaroy
in den Mém. de l'Acad. des Sc. de Paris
1772. P. II. pag. 502. sq. – und jo. bapt. Com.
a covolo
de metamorphosi duorum ossium pedis in
quadrupedibus aliqupt.
Bonon. 1765. gr. 4.Das Pferd hat im metacarpus und metatarsus
zwar auch nur eine einzige Hauptröhre, die oben
an den carpus oder tarsus und unten an dem Fessel-
knochen (das erste Glied des einzigen Fingers bey
diesem Thiere) eingelenkt ist; allein an den hin-
tern Rindern derselben liegen zwey unbewegliche
kleinere und fast grätenförmige Nebenröhren (les
os epineux du canon, les deux poinçons
) die aber,
da keine Finger für sie vorhanden sind, auch nicht
so weit herunter reichen.Hr. Daubenton glaubt, jene Hauptröhre ver-
trete die Stelle von den drey mittlern metacarpus
der Menschenhand, des Zeigefingers nemlich, des
Mittelfingers und des Goldfingers. Der große
Thiermaler Stubb's (der Vater) hingegen, rech-
net ihn in dem sogleich anzuführenden unschätzba-
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[402/0434] ***) ***) Hirschgeschlechte, (– und vielleicht bey allen wie- derkauenden Thieren –) eine merkwürdige Ver- änderung. Er besteht nemlich bey ungebohrnen Thieren aus zwey besondern, aber dicht an einan- der liegenden Röhrend die aber kurz nach der Ge- burt zu dem sogenannten Canon zusammen wach- sen. Die vormaligen Scheidewände zwischen jenen beiden Röhren werden erst immer dünner, dann durchlöchert, und schwinden endlich ganz und gar; so daß bey den erwachsenen Thieren aus jenen Ge- schlechtern inwendig eine gemeinschaftliche Mark- höle, und von außen nur noch eine schwache Fur- che zu erkennen ist, wo vordem die beiden Knochen an einander gelegen hatten. s. fovgerovx de bondaroy in den Mém. de l'Acad. des Sc. de Paris 1772. P. II. pag. 502. sq. – und jo. bapt. Com. a covolo de metamorphosi duorum ossium pedis in quadrupedibus aliqupt. Bonon. 1765. gr. 4. Das Pferd hat im metacarpus und metatarsus zwar auch nur eine einzige Hauptröhre, die oben an den carpus oder tarsus und unten an dem Fessel- knochen (das erste Glied des einzigen Fingers bey diesem Thiere) eingelenkt ist; allein an den hin- tern Rindern derselben liegen zwey unbewegliche kleinere und fast grätenförmige Nebenröhren (les os epineux du canon, les deux poinçons) die aber, da keine Finger für sie vorhanden sind, auch nicht so weit herunter reichen. Hr. Daubenton glaubt, jene Hauptröhre ver- trete die Stelle von den drey mittlern metacarpus der Menschenhand, des Zeigefingers nemlich, des Mittelfingers und des Goldfingers. Der große Thiermaler Stubb's (der Vater) hingegen, rech- net ihn in dem sogleich anzuführenden unschätzba- ren und prachtvollen Werke nur für die zwey me-

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/434>, abgerufen am 02.05.2024.