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Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807.

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§. 306.

So ist er geräumige) genug, um zu-
förderst die sämmtlichen Eingeweide der Brust,
und dann auch zum Theil einige im Unterleibe,
zumahl Leber, Milz und Nieren zu fassen: -

e) Die Weite des menschlichen Thorax variirt doch
sehr nach der Verschiedenheit des Alters und Ge-
schlechts. - Bey ungebohrnen Leibesfrüchten
und jungen Kindern ist er nach Verhältniß un-
gleich weiter und mehr hochgewölbt als beym er-
wachsenen Menschen. Der Grund liegt wohl
größtentheils in den besondern Wegen des Blut-
laufs nach der Leibesfrucht, und der davon abhän-
genden ansehnlichen Größe der Leber bey derselben.Beym weiblichen Geschlecht ist er auch im
erreichten Wachsthum etwas schmahler, und vorn
wo die Brüste aufsitzen flacher als beym männ-
lichen (Th I. §. 115.)Auch scheint einige National-Verschiedenheit
in der Weite und Wölbung des Thorax statt zu
finden. Sömmerring fand die knöcherne Brust
bey drey männlichen Mohren groß, geräumiger
und gewölbter als beym Europäer. (über die kör-
perliche Verschiedenheit des Negers vom Europäer
S. 31.) - Eben so wird von genauen Beobach-
tern die Brust der schönen Tschirkassier be-
schrieben. (s. Dr. Schober's memorabilia Rus-
sico
-Asiatica in Müller's Samml. Russischer
Geschichte VII. B. S. 130.) - Und so ward auch
schon bey den Griechen eine prächtig gewölbte
Brust an männlichen Figuren für eine allgemeine
Eigenschaft der Schönheit gehalten (Winkel-
mann's Gesch. der K. S. 183. der Dresdn. Ausg.)Eine unförmlich hohe Brust, wobey besonders
dos Brustbein sehr schräg zu liegen kommt, mit
seinem untern Ende hervorgetrieben wird etc. fin-
det sich zumahl häufig bey atrophischen, rhachiti-
schen u. a. Kindern die unverhältnismäßig große
Lebern haben.
§. 306.

So ist er geräumige) genug, um zu-
förderst die sämmtlichen Eingeweide der Brust,
und dann auch zum Theil einige im Unterleibe,
zumahl Leber, Milz und Nieren zu fassen: –

e) Die Weite des menschlichen Thorax variirt doch
sehr nach der Verschiedenheit des Alters und Ge-
schlechts. – Bey ungebohrnen Leibesfrüchten
und jungen Kindern ist er nach Verhältniß un-
gleich weiter und mehr hochgewölbt als beym er-
wachsenen Menschen. Der Grund liegt wohl
größtentheils in den besondern Wegen des Blut-
laufs nach der Leibesfrucht, und der davon abhän-
genden ansehnlichen Größe der Leber bey derselben.Beym weiblichen Geschlecht ist er auch im
erreichten Wachsthum etwas schmahler, und vorn
wo die Brüste aufsitzen flacher als beym männ-
lichen (Th I. §. 115.)Auch scheint einige National-Verschiedenheit
in der Weite und Wölbung des Thorax statt zu
finden. Sömmerring fand die knöcherne Brust
bey drey männlichen Mohren groß, geräumiger
und gewölbter als beym Europäer. (über die kör-
perliche Verschiedenheit des Negers vom Europäer
S. 31.) – Eben so wird von genauen Beobach-
tern die Brust der schönen Tschirkassier be-
schrieben. (s. Dr. Schober's memorabilia Rus-
sico
-Asiatica in Müller's Samml. Russischer
Geschichte VII. B. S. 130.) – Und so ward auch
schon bey den Griechen eine prächtig gewölbte
Brust an männlichen Figuren für eine allgemeine
Eigenschaft der Schönheit gehalten (Winkel-
mann's Gesch. der K. S. 183. der Dresdn. Ausg.)Eine unförmlich hohe Brust, wobey besonders
dos Brustbein sehr schräg zu liegen kommt, mit
seinem untern Ende hervorgetrieben wird ꝛc. fin-
det sich zumahl häufig bey atrophischen, rhachiti-
schen u. a. Kindern die unverhältnismäßig große
Lebern haben.
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[373/0399] §. 306. So ist er geräumig e) genug, um zu- förderst die sämmtlichen Eingeweide der Brust, und dann auch zum Theil einige im Unterleibe, zumahl Leber, Milz und Nieren zu fassen: – e) Die Weite des menschlichen Thorax variirt doch sehr nach der Verschiedenheit des Alters und Ge- schlechts. – Bey ungebohrnen Leibesfrüchten und jungen Kindern ist er nach Verhältniß un- gleich weiter und mehr hochgewölbt als beym er- wachsenen Menschen. Der Grund liegt wohl größtentheils in den besondern Wegen des Blut- laufs nach der Leibesfrucht, und der davon abhän- genden ansehnlichen Größe der Leber bey derselben. Beym weiblichen Geschlecht ist er auch im erreichten Wachsthum etwas schmahler, und vorn wo die Brüste aufsitzen flacher als beym männ- lichen (Th I. §. 115.) Auch scheint einige National-Verschiedenheit in der Weite und Wölbung des Thorax statt zu finden. Sömmerring fand die knöcherne Brust bey drey männlichen Mohren groß, geräumiger und gewölbter als beym Europäer. (über die kör- perliche Verschiedenheit des Negers vom Europäer S. 31.) – Eben so wird von genauen Beobach- tern die Brust der schönen Tschirkassier be- schrieben. (s. Dr. Schober's memorabilia Rus- sico-Asiatica in Müller's Samml. Russischer Geschichte VII. B. S. 130.) – Und so ward auch schon bey den Griechen eine prächtig gewölbte Brust an männlichen Figuren für eine allgemeine Eigenschaft der Schönheit gehalten (Winkel- mann's Gesch. der K. S. 183. der Dresdn. Ausg.) Eine unförmlich hohe Brust, wobey besonders dos Brustbein sehr schräg zu liegen kommt, mit seinem untern Ende hervorgetrieben wird ꝛc. fin- det sich zumahl häufig bey atrophischen, rhachiti- schen u. a. Kindern die unverhältnismäßig große Lebern haben.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1807/399>, abgerufen am 26.04.2024.