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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

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alle, welche zu ähnlicher Arbeit Gelegenheit haben
möchten, ebenfalls dazu ermuntert 2) . Dieser
Erinnerung eingedenk, habe ich auch, als ich im
vorigen Winter (1775) Gelegenheit hatte, Affen
von mehrern Geschlechtern zu seciren, vor allem
meine Aufmerksamkeit auf die Gehirne derselben
gerichtet. Ich will hier die Beschreibung von dem
Gehirne eines Pavians, des Mandril, beyfügen.
Bey dem großen Hinterhauptsloche abgeschnitten,
und aus dem Schädel herausgenommen, wog es
drey Unzen und eine Drachme; das ganze übrige
Cadaver des Affen aber acht und ein halbes Pfund.
Die Hauptstücke, in denen die Basis desselben von
der Struktur des menschlichen abweicht, sind fol-
gende: die vordem Gehirnlappen sind fast ganz
verwachsen. Das Hirnlein ist im Verhältniß des
Gehirns ziemlich groß, und größer als in der
Pygmie. Die Varolsche Brücke ist durch gar
keine Spalte von dem verlängerten Rückenmarke
abgesondert, sondern läuft immer ununterbrochen
mit demselben hinab. Von den Pyramidalkörpern
und den ovalen Erhabenheiten ist, wie bey der
Pygmie, auch nicht eine Spur vorhanden. Das
Rückenmark selbst ist weit dicker als in dem Men-
schen oder der Pygmie. Das zweyte Nervenpaar,
das in eine große Masse zusammen verwachsen ist,
theilt sich wieder bey dem Eintritte in die Augen-
höhlen. Das Wundernetz ist nicht vorhanden."

1) S. Sam. Collins comparative anatomy.
Hallers Physiol. Th. 4. opp. minor. Th. 3.

2) Haller Physiol. Th. 5. S. 529.
S. de gen. hum. nat. var. Ausg. 1. S. 32. 33.

alle, welche zu ähnlicher Arbeit Gelegenheit haben
möchten, ebenfalls dazu ermuntert 2) . Dieser
Erinnerung eingedenk, habe ich auch, als ich im
vorigen Winter (1775) Gelegenheit hatte, Affen
von mehrern Geschlechtern zu seciren, vor allem
meine Aufmerksamkeit auf die Gehirne derselben
gerichtet. Ich will hier die Beschreibung von dem
Gehirne eines Pavians, des Mandril, beyfügen.
Bey dem großen Hinterhauptsloche abgeschnitten,
und aus dem Schädel herausgenommen, wog es
drey Unzen und eine Drachme; das ganze übrige
Cadaver des Affen aber acht und ein halbes Pfund.
Die Hauptstücke, in denen die Basis desselben von
der Struktur des menschlichen abweicht, sind fol-
gende: die vordem Gehirnlappen sind fast ganz
verwachsen. Das Hirnlein ist im Verhältniß des
Gehirns ziemlich groß, und größer als in der
Pygmie. Die Varolsche Brücke ist durch gar
keine Spalte von dem verlängerten Rückenmarke
abgesondert, sondern läuft immer ununterbrochen
mit demselben hinab. Von den Pyramidalkörpern
und den ovalen Erhabenheiten ist, wie bey der
Pygmie, auch nicht eine Spur vorhanden. Das
Rückenmark selbst ist weit dicker als in dem Men-
schen oder der Pygmie. Das zweyte Nervenpaar,
das in eine große Masse zusammen verwachsen ist,
theilt sich wieder bey dem Eintritte in die Augen-
höhlen. Das Wundernetz ist nicht vorhanden.“

1) S. Sam. Collins comparative anatomy.
Hallers Physiol. Th. 4. opp. minor. Th. 3.

2) Haller Physiol. Th. 5. S. 529.
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[251/0285] alle, welche zu ähnlicher Arbeit Gelegenheit haben möchten, ebenfalls dazu ermuntert 2) . Dieser Erinnerung eingedenk, habe ich auch, als ich im vorigen Winter (1775) Gelegenheit hatte, Affen von mehrern Geschlechtern zu seciren, vor allem meine Aufmerksamkeit auf die Gehirne derselben gerichtet. Ich will hier die Beschreibung von dem Gehirne eines Pavians, des Mandril, beyfügen. Bey dem großen Hinterhauptsloche abgeschnitten, und aus dem Schädel herausgenommen, wog es drey Unzen und eine Drachme; das ganze übrige Cadaver des Affen aber acht und ein halbes Pfund. Die Hauptstücke, in denen die Basis desselben von der Struktur des menschlichen abweicht, sind fol- gende: die vordem Gehirnlappen sind fast ganz verwachsen. Das Hirnlein ist im Verhältniß des Gehirns ziemlich groß, und größer als in der Pygmie. Die Varolsche Brücke ist durch gar keine Spalte von dem verlängerten Rückenmarke abgesondert, sondern läuft immer ununterbrochen mit demselben hinab. Von den Pyramidalkörpern und den ovalen Erhabenheiten ist, wie bey der Pygmie, auch nicht eine Spur vorhanden. Das Rückenmark selbst ist weit dicker als in dem Men- schen oder der Pygmie. Das zweyte Nervenpaar, das in eine große Masse zusammen verwachsen ist, theilt sich wieder bey dem Eintritte in die Augen- höhlen. Das Wundernetz ist nicht vorhanden.“ 1) S. Sam. Collins comparative anatomy. Hallers Physiol. Th. 4. opp. minor. Th. 3. 2) Haller Physiol. Th. 5. S. 529. S. de gen. hum. nat. var. Ausg. 1. S. 32. 33.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/285>, abgerufen am 29.04.2024.