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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807.

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sicut numi besser befolgt, und sich also durch
diese sonderbare Umstempelung nicht irre führen
lassen. - Und warum auch ich für meine Person
es hierin lieber beym Alten lasse, als mich an
jene Nachahmer anschließe, dafür habe ich
folgende Gründe:

1) Hoffentlich weiß doch ein jeder, sei-
ner Sprache kundige, deutsche Naturforscher
(- und wer es nicht weiß, der kann es aus
Adelung's Wörterbuche lernen-), was die
erste und Fundamentalbedeutung des Wortes
Geschlecht ist:

"Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat-
tungen der Dinge."

Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des
Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindes-
beinen an, selbst aus des seiner Sprache höchst
kundigen Luther's Bibel-Uebersetzung lernen.

Dem zu Folge wissen wir also in Anwen-
dung auf Methodologie in der Naturgeschichte:

Die Gattungen schafft die Natur: der Sy-
stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaft-
lichen Aehnlichkeiten unter Geschlechter.

2) Eben so ausgemacht und bekannt ist
aber auch, daß hingegen das Wort Gattung

sicut numi besser befolgt, und sich also durch
diese sonderbare Umstempelung nicht irre führen
lassen. – Und warum auch ich für meine Person
es hierin lieber beym Alten lasse, als mich an
jene Nachahmer anschließe, dafür habe ich
folgende Gründe:

1) Hoffentlich weiß doch ein jeder, sei-
ner Sprache kundige, deutsche Naturforscher
(– und wer es nicht weiß, der kann es aus
Adelung's Wörterbuche lernen–), was die
erste und Fundamentalbedeutung des Wortes
Geschlecht ist:

„Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat-
tungen der Dinge.“

Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des
Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindes-
beinen an, selbst aus des seiner Sprache höchst
kundigen Luther's Bibel-Uebersetzung lernen.

Dem zu Folge wissen wir also in Anwen-
dung auf Methodologie in der Naturgeschichte:

Die Gattungen schafft die Natur: der Sy-
stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaft-
lichen Aehnlichkeiten unter Geschlechter.

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[VII/0011] sicut numi besser befolgt, und sich also durch diese sonderbare Umstempelung nicht irre führen lassen. – Und warum auch ich für meine Person es hierin lieber beym Alten lasse, als mich an jene Nachahmer anschließe, dafür habe ich folgende Gründe: 1) Hoffentlich weiß doch ein jeder, sei- ner Sprache kundige, deutsche Naturforscher (– und wer es nicht weiß, der kann es aus Adelung's Wörterbuche lernen–), was die erste und Fundamentalbedeutung des Wortes Geschlecht ist: „Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat- tungen der Dinge.“ Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindes- beinen an, selbst aus des seiner Sprache höchst kundigen Luther's Bibel-Uebersetzung lernen. Dem zu Folge wissen wir also in Anwen- dung auf Methodologie in der Naturgeschichte: Die Gattungen schafft die Natur: der Sy- stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaft- lichen Aehnlichkeiten unter Geschlechter. 2) Eben so ausgemacht und bekannt ist aber auch, daß hingegen das Wort Gattung

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807/11>, abgerufen am 28.04.2024.