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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807.

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derlichen Aufwand von übernatürlichen
(hyperphysischen) Anstalten*), als durch
die, allen Gesetzen einer philosophischen Na-
turforschung zuwiderlaufende unnütze Verviel-
fältigung der natürlichen [physischen]**)
Kräfte, und durch die unübersehliche Menge
von zwecklosen Schöpfungen aller der
zahllosen präformirten Keime, die nur nicht
zu ihrer Entwickelung gelangen konnten, aller
präjudizlosen Urtheilskraft widerstehen müßte,
wenn sie auch nicht durch die überwiegenden
gegenseitigen Erfahrungsgründe wider-
legt würde.

Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der aller-
berühmtesten und allereifrigsten Verfechter der Evo-
lutionshypothese, sollen die präformirten Keime
bey der Mutter vorräthig liegen, und während der
Befruchtung durch die Kraft des hinzukommenden
männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Ent-
wickelung angetrieben werden. Was man Empfäng-
niß nennt, sey folglich nichts als das Erwachen
des schlaftrunkenen Keimes durch den Reitz des
auf ihn wirkenden männlichen Samens.

Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken-
den Kraft.

Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum Sprechen
bloß ihrem Vater; - Bätzen, die sich kurz
hintereinander mit mehreren männlichen Hunden
belaufen haben, werfen oft Junge, die diesen ver-
schiedenen Vätern ähneln; - zweyerley Men-
schenrassen, z. B. Negern und Weiße, zeugen
mit einander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich
Mulatten; - und wenn nun vollends ungleiche

*) s. Kant a. a. O. S. 372.
**) Physische Kräfte überhaupt - im Gegensatz jener
hyperphysischen Anstalten.

derlichen Aufwand von übernatürlichen
(hyperphysischen) Anstalten*), als durch
die, allen Gesetzen einer philosophischen Na-
turforschung zuwiderlaufende unnütze Verviel-
fältigung der natürlichen [physischen]**)
Kräfte, und durch die unübersehliche Menge
von zwecklosen Schöpfungen aller der
zahllosen präformirten Keime, die nur nicht
zu ihrer Entwickelung gelangen konnten, aller
präjudizlosen Urtheilskraft widerstehen müßte,
wenn sie auch nicht durch die überwiegenden
gegenseitigen Erfahrungsgründe wider-
legt würde.

Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der aller-
berühmtesten und allereifrigsten Verfechter der Evo-
lutionshypothese, sollen die präformirten Keime
bey der Mutter vorräthig liegen, und während der
Befruchtung durch die Kraft des hinzukommenden
männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Ent-
wickelung angetrieben werden. Was man Empfäng-
niß nennt, sey folglich nichts als das Erwachen
des schlaftrunkenen Keimes durch den Reitz des
auf ihn wirkenden männlichen Samens.

Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken-
den Kraft.

Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum Sprechen
bloß ihrem Vater; – Bätzen, die sich kurz
hintereinander mit mehreren männlichen Hunden
belaufen haben, werfen oft Junge, die diesen ver-
schiedenen Vätern ähneln; – zweyerley Men-
schenrassen, z. B. Negern und Weiße, zeugen
mit einander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich
Mulatten; – und wenn nun vollends ungleiche

*) s. Kant a. a. O. S. 372.
**) Physische Kräfte überhaupt – im Gegensatz jener
hyperphysischen Anstalten.
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[14/0038] derlichen Aufwand von übernatürlichen (hyperphysischen) Anstalten *), als durch die, allen Gesetzen einer philosophischen Na- turforschung zuwiderlaufende unnütze Verviel- fältigung der natürlichen [physischen] **) Kräfte, und durch die unübersehliche Menge von zwecklosen Schöpfungen aller der zahllosen präformirten Keime, die nur nicht zu ihrer Entwickelung gelangen konnten, aller präjudizlosen Urtheilskraft widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die überwiegenden gegenseitigen Erfahrungsgründe wider- legt würde. Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der aller- berühmtesten und allereifrigsten Verfechter der Evo- lutionshypothese, sollen die präformirten Keime bey der Mutter vorräthig liegen, und während der Befruchtung durch die Kraft des hinzukommenden männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Ent- wickelung angetrieben werden. Was man Empfäng- niß nennt, sey folglich nichts als das Erwachen des schlaftrunkenen Keimes durch den Reitz des auf ihn wirkenden männlichen Samens. Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken- den Kraft. Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem Vater; – Bätzen, die sich kurz hintereinander mit mehreren männlichen Hunden belaufen haben, werfen oft Junge, die diesen ver- schiedenen Vätern ähneln; – zweyerley Men- schenrassen, z. B. Negern und Weiße, zeugen mit einander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich Mulatten; – und wenn nun vollends ungleiche *) s. Kant a. a. O. S. 372. **) Physische Kräfte überhaupt – im Gegensatz jener hyperphysischen Anstalten.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807/38>, abgerufen am 28.04.2024.