Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

Dieses überaus sonderbare microscopische Thier-
chen findet sich in stehenden Wassern und man-
cherley Infusionen, schwimmt überaus behende,
verändert dabey fast alle Augenblicke seine Ge-
stalt; soll Jahre lang im Trocknen für todt
liegen können, und doch nachher in jedem Tropfen
Wasser wieder aufleben etc. Der dunkle Körper
in seinem Vorderleibe, den so viele Naturfor-
scher seiner willkürlichen Bewegung ungeachtet
fürs Herz gehalten haben, ist, wie ich mich
genau überzeugt zu haben glaube, ein zum
Speisecanal gehöriges Organ, und kein Herz.

84. Vibrio. Corpus liberum, teres,
elongatum.

1. +. Aceti. der Essigaal. V. subrigidus, cauda
longiore tenuiore acuminata: mucrone re-
tractili ad basin prominente.

Goeze im Naturforscher XVIII. tab. 3.
fig. 12. u. f.

Dieser im Essig. Eine verwandte Gattung in
altem Buchbinderkleister*).

85. Thalia. Corpus liberum, oblon-
gum, gelatinosum, diaphanum. Tu-
bus alimentarius distinctus. Tenta-
cula nulla.

1. Lingulata. Th. corpore oblongo, depresso,
antice in apicem acutum desinente.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 30.

*) Auch diese sind also Thiergattungen die erst lange
nach der ersten allgemeinen Schöpfung gleichsam
nacherschaffen worden. Denn sie finden sich so
viel bekannt bloß im Essig und Kleister, und
beydes sind späte Kunstproducte des cultivirten
Menschengeschlechts.

Dieses überaus sonderbare microscopische Thier-
chen findet sich in stehenden Wassern und man-
cherley Infusionen, schwimmt überaus behende,
verändert dabey fast alle Augenblicke seine Ge-
stalt; soll Jahre lang im Trocknen für todt
liegen können, und doch nachher in jedem Tropfen
Wasser wieder aufleben ꝛc. Der dunkle Körper
in seinem Vorderleibe, den so viele Naturfor-
scher seiner willkürlichen Bewegung ungeachtet
fürs Herz gehalten haben, ist, wie ich mich
genau überzeugt zu haben glaube, ein zum
Speisecanal gehöriges Organ, und kein Herz.

84. Vibrio. Corpus liberum, teres,
elongatum.

1. †. Aceti. der Essigaal. V. subrigidus, cauda
longiore tenuiore acuminata: mucrone re-
tractili ad basin prominente.

Goeze im Naturforscher XVIII. tab. 3.
fig. 12. u. f.

Dieser im Essig. Eine verwandte Gattung in
altem Buchbinderkleister*).

85. Thalia. Corpus liberum, oblon-
gum, gelatinosum, diaphanum. Tu-
bus alimentarius distinctus. Tenta-
cula nulla.

1. Lingulata. Th. corpore oblongo, depresso,
antice in apicem acutum desinente.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 30.

*) Auch diese sind also Thiergattungen die erst lange
nach der ersten allgemeinen Schöpfung gleichsam
nacherschaffen worden. Denn sie finden sich so
viel bekannt bloß im Essig und Kleister, und
beydes sind späte Kunstproducte des cultivirten
Menschengeschlechts.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000030">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0511" xml:id="pb487_0001" n="487"/>
            <p rendition="#l1em">Dieses überaus sonderbare microscopische Thier-<lb type="inWord"/>
chen findet sich in stehenden Wassern und man-<lb type="inWord"/>
cherley Infusionen, schwimmt überaus                             behende,<lb/>
verändert dabey fast alle Augenblicke seine Ge-<lb type="inWord"/>
stalt; soll Jahre lang im Trocknen für todt<lb/>
liegen                             können, und doch nachher in jedem Tropfen<lb/>
Wasser wieder aufleben                             &#xA75B;c. Der dunkle Körper<lb/>
in seinem Vorderleibe, den so viele                             Naturfor-<lb/>
scher seiner willkürlichen Bewegung                             ungeachtet<lb/>
fürs Herz gehalten haben, ist, wie ich mich<lb/>
genau                             überzeugt zu haben glaube, ein zum<lb/>
Speisecanal gehöriges Organ, und                             kein Herz.</p>
            <p rendition="#indent-1">84. <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Vibrio</hi></hi></hi>. <hi rendition="#aq">Corpus                             liberum, teres,<lb/>
elongatum.</hi></p>
            <p rendition="#indent-2">1. &#x2020;. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Aceti.</hi></hi> der Essigaal. <hi rendition="#aq">V. subrigidus,                             cauda<lb/>
longiore tenuiore acuminata: mucrone re-<lb/>
tractili ad basin prominente.</hi></p>
            <p rendition="#l2em">Goeze im Naturforscher XVIII. <hi rendition="#aq">tab.</hi> 3.<lb/><hi rendition="#aq">fig.</hi> 12. u. f.</p>
            <p rendition="#l1em">Dieser im Essig. Eine verwandte Gattung in<lb/>
altem                             Buchbinderkleister<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Auch diese sind                             also Thiergattungen die erst lange<lb/>
nach der ersten allgemeinen                             Schöpfung gleichsam<lb/>
nacherschaffen worden. Denn sie finden sich                             so<lb/>
viel bekannt bloß im Essig und Kleister, und<lb/>
beydes sind                             späte Kunstproducte des                             cultivirten<lb/>
Menschengeschlechts.</p></note>.</p>
            <p rendition="#indent-1">85. <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Thalia</hi></hi></hi>. <hi rendition="#aq">Corpus                             liberum, oblon-<lb/>
gum, gelatinosum, diaphanum. Tu-<lb type="inWord"/>
bus alimentarius distinctus. Tenta-<lb/>
cula nulla.</hi></p>
            <p rendition="#indent-2">1. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Lingulata.</hi></hi> <hi rendition="#aq">Th. corpore oblongo,                             depresso,<lb/>
antice in apicem acutum desinente.</hi></p>
            <p rendition="#l2em"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Abbild. n. h.                             Gegenst.</hi></hi><hi rendition="#aq">tab.</hi> 30.</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[487/0511] Dieses überaus sonderbare microscopische Thier- chen findet sich in stehenden Wassern und man- cherley Infusionen, schwimmt überaus behende, verändert dabey fast alle Augenblicke seine Ge- stalt; soll Jahre lang im Trocknen für todt liegen können, und doch nachher in jedem Tropfen Wasser wieder aufleben ꝛc. Der dunkle Körper in seinem Vorderleibe, den so viele Naturfor- scher seiner willkürlichen Bewegung ungeachtet fürs Herz gehalten haben, ist, wie ich mich genau überzeugt zu haben glaube, ein zum Speisecanal gehöriges Organ, und kein Herz. 84. Vibrio. Corpus liberum, teres, elongatum. 1. †. Aceti. der Essigaal. V. subrigidus, cauda longiore tenuiore acuminata: mucrone re- tractili ad basin prominente. Goeze im Naturforscher XVIII. tab. 3. fig. 12. u. f. Dieser im Essig. Eine verwandte Gattung in altem Buchbinderkleister *). 85. Thalia. Corpus liberum, oblon- gum, gelatinosum, diaphanum. Tu- bus alimentarius distinctus. Tenta- cula nulla. 1. Lingulata. Th. corpore oblongo, depresso, antice in apicem acutum desinente. Abbild. n. h. Gegenst. tab. 30. *) Auch diese sind also Thiergattungen die erst lange nach der ersten allgemeinen Schöpfung gleichsam nacherschaffen worden. Denn sie finden sich so viel bekannt bloß im Essig und Kleister, und beydes sind späte Kunstproducte des cultivirten Menschengeschlechts.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807/511
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807/511>, abgerufen am 03.05.2024.