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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Göttingen, 1814.

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I. BIMANVS.

1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum pro-
minulum. Dentibus aequaliter approxi-
mati; incisores inferiores erecti
.

1. Sapiens.

Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der Mensch
selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige
von den übrigen Thieren zu unterscheiden ist, ge-
hört vorzüglich sein aufrechter Gang (als wozu
sein ganzer Wuchs und Bildung besonders aber
seine beckenähnlichen Hüftknochen, das Verhältniß
seiner Schenkel zu den Armen und seine breiten
Fußsohlen, eingerichtet sind), dann der freyeste
Gebrauch zweyer vollkommenen Hände; fer-
ner sein prominirendes Kinn und die aufrechte
Stellung seiner untern Schneidezähne.

Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm
in der Blüthe des Lebens eigenen Form des Bu-
sens) noch ein Paar eigenthümliche Charaktere,
die dem männlichen und allen übrigen Thieren ab-
gehen, nähmlich einen periodischen Blutverlust
in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren; und
dann einen besondern Theil an den Sexual-Orga-
nen, dessen Mangel oder Zerstörung als ein kör-
perliches Kennzeichen der verletzten jungfräu-
lichen Integrität anzusehen und wenigstens in
der Form und Lage noch bey keinem andern weib-
lichen Thiere bemerkt ist.

Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen
betrifft, so hat er außer dem Begattungstriebe
wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunst-
triebe aber (§. 36.) schlechterdings gar nicht.

I. BIMANVS.

1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum pro-
minulum. Dentibus aequaliter approxi-
mati; incisores inferiores erecti
.

1. Sapiens.

Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der Mensch
selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige
von den übrigen Thieren zu unterscheiden ist, ge-
hört vorzüglich sein aufrechter Gang (als wozu
sein ganzer Wuchs und Bildung besonders aber
seine beckenähnlichen Hüftknochen, das Verhältniß
seiner Schenkel zu den Armen und seine breiten
Fußsohlen, eingerichtet sind), dann der freyeste
Gebrauch zweyer vollkommenen Hände; fer-
ner sein prominirendes Kinn und die aufrechte
Stellung seiner untern Schneidezähne.

Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm
in der Blüthe des Lebens eigenen Form des Bu-
sens) noch ein Paar eigenthümliche Charaktere,
die dem männlichen und allen übrigen Thieren ab-
gehen, nähmlich einen periodischen Blutverlust
in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren; und
dann einen besondern Theil an den Sexual-Orga-
nen, dessen Mangel oder Zerstörung als ein kör-
perliches Kennzeichen der verletzten jungfräu-
lichen Integrität anzusehen und wenigstens in
der Form und Lage noch bey keinem andern weib-
lichen Thiere bemerkt ist.

Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen
betrifft, so hat er außer dem Begattungstriebe
wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunst-
triebe aber (§. 36.) schlechterdings gar nicht.

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[65/0083] I. BIMANVS. 1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum pro- minulum. Dentibus aequaliter approxi- mati; incisores inferiores erecti. 1. Sapiens. Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der Mensch selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige von den übrigen Thieren zu unterscheiden ist, ge- hört vorzüglich sein aufrechter Gang (als wozu sein ganzer Wuchs und Bildung besonders aber seine beckenähnlichen Hüftknochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu den Armen und seine breiten Fußsohlen, eingerichtet sind), dann der freyeste Gebrauch zweyer vollkommenen Hände; fer- ner sein prominirendes Kinn und die aufrechte Stellung seiner untern Schneidezähne. Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm in der Blüthe des Lebens eigenen Form des Bu- sens) noch ein Paar eigenthümliche Charaktere, die dem männlichen und allen übrigen Thieren ab- gehen, nähmlich einen periodischen Blutverlust in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren; und dann einen besondern Theil an den Sexual-Orga- nen, dessen Mangel oder Zerstörung als ein kör- perliches Kennzeichen der verletzten jungfräu- lichen Integrität anzusehen und wenigstens in der Form und Lage noch bey keinem andern weib- lichen Thiere bemerkt ist. Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen betrifft, so hat er außer dem Begattungstriebe wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunst- triebe aber (§. 36.) schlechterdings gar nicht.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Göttingen, 1814, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1814/83>, abgerufen am 29.04.2024.