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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825.

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Klapperschlange*) von selbst in den Rachen fallen,
wird von gültigen Augenzeugen versichert; ist aber keine
ausschließliche Eigenheit dieses Geschlechts, da man das
nähmliche auch an mehrern andern Schlangen der neuen
und alten Welt bemerkt haben will. - Die Klapper-
schlangen selbst werden häufigst von den Schweinen und
Raubvögeln verzehrt. Auch lassen sie sich überaus kirre
und zahm machen.

6. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia. Cal-
caria analia bina
.

1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts-
schlange, Anaconda
. (Fr. le devin.) B. scu-
tis
240. scutellis 60.

Merrem II. Heft tab. I.

In Ostindien, Africa und Brasilien. Wird nach
Adansons Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Soll
lebendigen Antilopen etc. die Rippen und andere Kno-
chen entzwey brechen, das Thier nachher mit einem
gallertartigen Geifer überziehen, und so hinter würgen.
Doch ist sie leicht kirre zu machen und wird, wie die
Brillenschlange, von den ostindischen Gauklern zu aller-
hand Kunststücken abgerichtet. - die Amaru-Schlange
in Süd-America, die von den Antis in Peru angebe-
tet ward, und auch auf 30 Fuß lang wird, scheint we-
nig von dieser verschieden. - Hingegen ist wohl die
auf Guinea so heilig verehrte so genannte Juda-
Schlange
von einer andern Gattung.

*) Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe sind, und
nicht auf Bäume kriechen können, so ist Mead's Vermuthung
eben nicht unwahrscheinlich, daß die ihnen so ganz ausschließlich
eigene sonderbare Klapper wohl dazu dienen könne, die dadurch
aufgeschreckten Vögel etc. zu sich herunter zu bringen. - (- so
wie nach der alten, wenigstens an sich nicht ungereimten Sage,
dem Cerasten seine so genannten Hörnchen auch dazu dienen sol-
len, kleine Vögel herbey zu ziehen. -) Auch hat wir ein sehr
zuverlässiger und genauer Beobachter, der Major Gardner,
der sich lange in Ost-Florida aufgehaltne, versichert, daß deßhalb
die dasigen jungen Indianer um Eichhörnchen zu fangen, den
rasselnden Ton der Klapperschlangen nachahmen.Ausführlicher habe ich davon in Voigt's neuen Magazin
gehandelt; I. B. 2. St. S. 37 u. f. "über die Zauberkraft der Klap-
perschlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift des Dr. Barton."Vergl. Home's Lectures on comparative Anatomy. p. 834.

Klapperschlange*) von selbst in den Rachen fallen,
wird von gültigen Augenzeugen versichert; ist aber keine
ausschließliche Eigenheit dieses Geschlechts, da man das
nähmliche auch an mehrern andern Schlangen der neuen
und alten Welt bemerkt haben will. – Die Klapper-
schlangen selbst werden häufigst von den Schweinen und
Raubvögeln verzehrt. Auch lassen sie sich überaus kirre
und zahm machen.

6. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia. Cal-
caria analia bina
.

1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts-
schlange, Anaconda
. (Fr. le devin.) B. scu-
tis
240. scutellis 60.

Merrem II. Heft tab. I.

In Ostindien, Africa und Brasilien. Wird nach
Adansons Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Soll
lebendigen Antilopen ꝛc. die Rippen und andere Kno-
chen entzwey brechen, das Thier nachher mit einem
gallertartigen Geifer überziehen, und so hinter würgen.
Doch ist sie leicht kirre zu machen und wird, wie die
Brillenschlange, von den ostindischen Gauklern zu aller-
hand Kunststücken abgerichtet. – die Amaru-Schlange
in Süd-America, die von den Antis in Peru angebe-
tet ward, und auch auf 30 Fuß lang wird, scheint we-
nig von dieser verschieden. – Hingegen ist wohl die
auf Guinea so heilig verehrte so genannte Juda-
Schlange
von einer andern Gattung.

*) Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe sind, und
nicht auf Bäume kriechen können, so ist Mead's Vermuthung
eben nicht unwahrscheinlich, daß die ihnen so ganz ausschließlich
eigene sonderbare Klapper wohl dazu dienen könne, die dadurch
aufgeschreckten Vögel ꝛc. zu sich herunter zu bringen. – (– so
wie nach der alten, wenigstens an sich nicht ungereimten Sage,
dem Cerasten seine so genannten Hörnchen auch dazu dienen sol-
len, kleine Vögel herbey zu ziehen. –) Auch hat wir ein sehr
zuverlässiger und genauer Beobachter, der Major Gardner,
der sich lange in Ost-Florida aufgehaltne, versichert, daß deßhalb
die dasigen jungen Indianer um Eichhörnchen zu fangen, den
rasselnden Ton der Klapperschlangen nachahmen.Ausführlicher habe ich davon in Voigt's neuen Magazin
gehandelt; I. B. 2. St. S. 37 u. f. „über die Zauberkraft der Klap-
perschlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift des Dr. Barton.“Vergl. Home's Lectures on comparative Anatomy. p. 834.
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[211/0233] Klapperschlange *) von selbst in den Rachen fallen, wird von gültigen Augenzeugen versichert; ist aber keine ausschließliche Eigenheit dieses Geschlechts, da man das nähmliche auch an mehrern andern Schlangen der neuen und alten Welt bemerkt haben will. – Die Klapper- schlangen selbst werden häufigst von den Schweinen und Raubvögeln verzehrt. Auch lassen sie sich überaus kirre und zahm machen. 6. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia. Cal- caria analia bina. 1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts- schlange, Anaconda. (Fr. le devin.) B. scu- tis 240. scutellis 60. Merrem II. Heft tab. I. In Ostindien, Africa und Brasilien. Wird nach Adansons Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Soll lebendigen Antilopen ꝛc. die Rippen und andere Kno- chen entzwey brechen, das Thier nachher mit einem gallertartigen Geifer überziehen, und so hinter würgen. Doch ist sie leicht kirre zu machen und wird, wie die Brillenschlange, von den ostindischen Gauklern zu aller- hand Kunststücken abgerichtet. – die Amaru-Schlange in Süd-America, die von den Antis in Peru angebe- tet ward, und auch auf 30 Fuß lang wird, scheint we- nig von dieser verschieden. – Hingegen ist wohl die auf Guinea so heilig verehrte so genannte Juda- Schlange von einer andern Gattung. *) Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe sind, und nicht auf Bäume kriechen können, so ist Mead's Vermuthung eben nicht unwahrscheinlich, daß die ihnen so ganz ausschließlich eigene sonderbare Klapper wohl dazu dienen könne, die dadurch aufgeschreckten Vögel ꝛc. zu sich herunter zu bringen. – (– so wie nach der alten, wenigstens an sich nicht ungereimten Sage, dem Cerasten seine so genannten Hörnchen auch dazu dienen sol- len, kleine Vögel herbey zu ziehen. –) Auch hat wir ein sehr zuverlässiger und genauer Beobachter, der Major Gardner, der sich lange in Ost-Florida aufgehaltne, versichert, daß deßhalb die dasigen jungen Indianer um Eichhörnchen zu fangen, den rasselnden Ton der Klapperschlangen nachahmen. Ausführlicher habe ich davon in Voigt's neuen Magazin gehandelt; I. B. 2. St. S. 37 u. f. „über die Zauberkraft der Klap- perschlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift des Dr. Barton.“ Vergl. Home's Lectures on comparative Anatomy. p. 834.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/233>, abgerufen am 30.04.2024.