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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825.

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alte fadenartige Gewächs am einen Ende zu
einem kuglichen Knöpfchen anschwillt, das nach-
her abfällt und wieder zu einem solchen Faden
ausgetrieben und umgebildet wird (- Abbild.
nat. hist. Gegenst. tab. 49. -); oder durch
Sprossen wie die Arm-Polypen und viele Ge-
wächse u. s. w.

2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande sich
fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer Zwitter
beiderley Geschlechtstheile an seinem Leibe, und
muß vorher, wenn es Thier ist, die bey sich ha-
benden weiblichen Eyerchen mit männlichem Sa-
men - und wenn es Pflanze ist, seine weiblichen
Samenkörner mit männlichem Blumenstaub -
befruchten, ehe sich ein Junges daraus bilden
kann. Dieß ist der Fall bey den mehresten
Gewächsen, und im Thierreich, wie es scheint, bey
manchen Muscheln.

3) Ebenfalls beide Geschlechter, wie bey den Herm-
aphroditen der vorigen Classe, in einem Indi-
viduo verknüpft; doch daß keines sich selbst zu
befruchten im Stande ist, sondern immer ihrer
zweye sich zusammen paaren und wechselseitig ein-
ander befruchten und befruchtet werden müssen.
Diese sonderbare Einrichtung findet sich nur bey
wenigen Thieren; beym Regenwurm, bey manchen
Land-Schnecken*) etc.

4) Die beiden Geschlechter in separaten Indivi-
duis, von denen das eine die weiblichen Theile
oder Eyer, das andere den männlichen befruchten-
den Saft enthält. So alle rothblütige und viele

*) Swammerdam biblia naturae p. 157. tab. 8. fig. 6.

alte fadenartige Gewächs am einen Ende zu
einem kuglichen Knöpfchen anschwillt, das nach-
her abfällt und wieder zu einem solchen Faden
ausgetrieben und umgebildet wird (– Abbild.
nat. hist. Gegenst. tab. 49. –); oder durch
Sprossen wie die Arm-Polypen und viele Ge-
wächse u. s. w.

2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande sich
fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer Zwitter
beiderley Geschlechtstheile an seinem Leibe, und
muß vorher, wenn es Thier ist, die bey sich ha-
benden weiblichen Eyerchen mit männlichem Sa-
men – und wenn es Pflanze ist, seine weiblichen
Samenkörner mit männlichem Blumenstaub –
befruchten, ehe sich ein Junges daraus bilden
kann. Dieß ist der Fall bey den mehresten
Gewächsen, und im Thierreich, wie es scheint, bey
manchen Muscheln.

3) Ebenfalls beide Geschlechter, wie bey den Herm-
aphroditen der vorigen Classe, in einem Indi-
viduo verknüpft; doch daß keines sich selbst zu
befruchten im Stande ist, sondern immer ihrer
zweye sich zusammen paaren und wechselseitig ein-
ander befruchten und befruchtet werden müssen.
Diese sonderbare Einrichtung findet sich nur bey
wenigen Thieren; beym Regenwurm, bey manchen
Land-Schnecken*) ꝛc.

4) Die beiden Geschlechter in separaten Indivi-
duis, von denen das eine die weiblichen Theile
oder Eyer, das andere den männlichen befruchten-
den Saft enthält. So alle rothblütige und viele

*) Swammerdam biblia naturae p. 157. tab. 8. fig. 6.
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[28/0050] alte fadenartige Gewächs am einen Ende zu einem kuglichen Knöpfchen anschwillt, das nach- her abfällt und wieder zu einem solchen Faden ausgetrieben und umgebildet wird (– Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 49. –); oder durch Sprossen wie die Arm-Polypen und viele Ge- wächse u. s. w. 2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande sich fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer Zwitter beiderley Geschlechtstheile an seinem Leibe, und muß vorher, wenn es Thier ist, die bey sich ha- benden weiblichen Eyerchen mit männlichem Sa- men – und wenn es Pflanze ist, seine weiblichen Samenkörner mit männlichem Blumenstaub – befruchten, ehe sich ein Junges daraus bilden kann. Dieß ist der Fall bey den mehresten Gewächsen, und im Thierreich, wie es scheint, bey manchen Muscheln. 3) Ebenfalls beide Geschlechter, wie bey den Herm- aphroditen der vorigen Classe, in einem Indi- viduo verknüpft; doch daß keines sich selbst zu befruchten im Stande ist, sondern immer ihrer zweye sich zusammen paaren und wechselseitig ein- ander befruchten und befruchtet werden müssen. Diese sonderbare Einrichtung findet sich nur bey wenigen Thieren; beym Regenwurm, bey manchen Land-Schnecken *) ꝛc. 4) Die beiden Geschlechter in separaten Indivi- duis, von denen das eine die weiblichen Theile oder Eyer, das andere den männlichen befruchten- den Saft enthält. So alle rothblütige und viele *) Swammerdam biblia naturae p. 157. tab. 8. fig. 6.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/50>, abgerufen am 26.04.2024.