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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830.

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in der organisirten Schöpfung sichert die Thiere und
die Pflanzen bei tausend Gefahren, wo ihr Körper
verletzt wird: und ist folglich auch, nebst der Ernäh-
rung überhaupt, einer der größten Vorzüge, wo-
durch die Maschinen aus der Hand des Schöpfers
bei weitem über die größten Kunstwerke der Men-
schen erhoben werden, als welchen ihre Verfertiger
keine Kraft mittheilen können, ihre Triebfedern und
Räder, wenn sie verbogen, verstümmelt und abge-
nutzt würden, von selbst wieder herzustellen: eine
Kraft, die hingegen der Schöpfer jedem Thier und
jeder Pflanze - nur in verschiedenem Maße -
beigelegt hat.

Viele organisirte Körper verlieren zu bestimmten
Zeiten gewisse Theile ihres Körpers von freien
Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt wer-
den; wohin das Abwerfen der Geweihe, das Mau-
sern der Vögel, die Häutung der Schlangen, der
Raupen, das Schälen der Krebse, das Entblättern
der Gewächse u. s. w. gehört. Man könnte dies
die gewöhnliche Reproduction nennen.

Die andere hingegen ist die außerordent-
liche
, von der hier eigentlich die Rede ist, da
nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den Thie-
ren, Wunden, Beinbrüche etc. geheilt, oder gar
durch Unfall verstümmelte und verlorene Theile wie-
der ersetzt werden. Der Mensch und die ihm zu-
nächst verwandten Thiere besitzen eine freilich sehr
eingeschränkte Reproductionskraft: die hingegen bei
vielen kaltblütigen Thieren, besonders bei den Was-
ser-Molchen, Krebsen, Land-Schnecken, Regen-
würmern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm-
Polypen etc. von einer ausnehmenden Stärke und
Vollkommenheit ist.

in der organisirten Schöpfung sichert die Thiere und
die Pflanzen bei tausend Gefahren, wo ihr Körper
verletzt wird: und ist folglich auch, nebst der Ernäh-
rung überhaupt, einer der größten Vorzüge, wo-
durch die Maschinen aus der Hand des Schöpfers
bei weitem über die größten Kunstwerke der Men-
schen erhoben werden, als welchen ihre Verfertiger
keine Kraft mittheilen können, ihre Triebfedern und
Räder, wenn sie verbogen, verstümmelt und abge-
nutzt würden, von selbst wieder herzustellen: eine
Kraft, die hingegen der Schöpfer jedem Thier und
jeder Pflanze – nur in verschiedenem Maße –
beigelegt hat.

Viele organisirte Körper verlieren zu bestimmten
Zeiten gewisse Theile ihres Körpers von freien
Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt wer-
den; wohin das Abwerfen der Geweihe, das Mau-
sern der Vögel, die Häutung der Schlangen, der
Raupen, das Schälen der Krebse, das Entblättern
der Gewächse u. s. w. gehört. Man könnte dies
die gewöhnliche Reproduction nennen.

Die andere hingegen ist die außerordent-
liche
, von der hier eigentlich die Rede ist, da
nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den Thie-
ren, Wunden, Beinbrüche ꝛc. geheilt, oder gar
durch Unfall verstümmelte und verlorene Theile wie-
der ersetzt werden. Der Mensch und die ihm zu-
nächst verwandten Thiere besitzen eine freilich sehr
eingeschränkte Reproductionskraft: die hingegen bei
vielen kaltblütigen Thieren, besonders bei den Was-
ser-Molchen, Krebsen, Land-Schnecken, Regen-
würmern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm-
Polypen ꝛc. von einer ausnehmenden Stärke und
Vollkommenheit ist.

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[26/0044] in der organisirten Schöpfung sichert die Thiere und die Pflanzen bei tausend Gefahren, wo ihr Körper verletzt wird: und ist folglich auch, nebst der Ernäh- rung überhaupt, einer der größten Vorzüge, wo- durch die Maschinen aus der Hand des Schöpfers bei weitem über die größten Kunstwerke der Men- schen erhoben werden, als welchen ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen können, ihre Triebfedern und Räder, wenn sie verbogen, verstümmelt und abge- nutzt würden, von selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hingegen der Schöpfer jedem Thier und jeder Pflanze – nur in verschiedenem Maße – beigelegt hat. Viele organisirte Körper verlieren zu bestimmten Zeiten gewisse Theile ihres Körpers von freien Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt wer- den; wohin das Abwerfen der Geweihe, das Mau- sern der Vögel, die Häutung der Schlangen, der Raupen, das Schälen der Krebse, das Entblättern der Gewächse u. s. w. gehört. Man könnte dies die gewöhnliche Reproduction nennen. Die andere hingegen ist die außerordent- liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den Thie- ren, Wunden, Beinbrüche ꝛc. geheilt, oder gar durch Unfall verstümmelte und verlorene Theile wie- der ersetzt werden. Der Mensch und die ihm zu- nächst verwandten Thiere besitzen eine freilich sehr eingeschränkte Reproductionskraft: die hingegen bei vielen kaltblütigen Thieren, besonders bei den Was- ser-Molchen, Krebsen, Land-Schnecken, Regen- würmern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm- Polypen ꝛc. von einer ausnehmenden Stärke und Vollkommenheit ist.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830/44>, abgerufen am 26.04.2024.