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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830.

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2. Bernstein, Agtstein. Succinum, electrum,
lyncurium, glessum Tacit.
(Fr. succin, ambre
jaune, carabe.
Engl. amber).

Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe; und vom
durchsichtigen bis ins völlig Undurchsichtige; selten was-
serhell, meist ölklar*), theils Glasglanz, theils Wachs-
glanz; muscheliger Bruch; theils in besonderer Gestalt
als birnförmige oder kugelichte Tropfen. Läßt sich dre-
hen, poliren etc. Gewicht eines durchsichtigen weingel-
ben = 1083. Ist vermuthlich als Folge einer der
frühern Erdrevolutionen aus Baumharz entstanden;
hält nicht selten fremde Körper eingeschlossen; zumal
Wald-Insecten etc.**). Fundort vorzüglichst Samland
in Ostpreußen; theils in Flözen von bituminösem
Holz+) und Braunkohle; theils am Seestrande.

3. Erdöl, Bergöl, Steinöl. Petroleum.
Bitume liquide. (Engl. fossil tar).

Mehr oder weniger flüssig; theils nämlich vollkom-
men tropfbar (so die Naphtha); theils hingegen sehr
zähe, wie ein verdickter Theer (so der Bergtheer,
Maltha); eben so verschieden in Farbe und Durchsich-
tigkeit; jenes z. B. von mancherlei gelber Farbe; dieser
hingegen bis ins Schwarzbraune (der echte Barbados-
Theer grünlich-braun); jenes durchsichtig; dieser hinge-
gen kaum in dünnen Faden durchscheinend. Mittel-
Gewicht = 0,850. Starkriechend. Gehalt des Persi-
schen (nach Thomson) = 82,2 Kohlenstoff, 14,8
Wasserstoff. Fundort, zumal die Naphtha auf den

*) Hingegen ist der oft damit verwechselte Copal immer wasser-
hell, nie ölklar; fließt in Tropfen wenn er angebrannt wird, was
der Bernstein nicht thut; dagegen springen brennende Stückchen
von diesem in die Höhe, wenn man sie fallen läßt, was hinwiederum
nicht mit dem Copal geschieht.
**) vergl. G. C. Berendt's Insecten im Bernstein. Is H.
Danzig 1830. 4.
+) Zwischen diesem findet sich zuweilen, aber sehr selten, eine
bis jetzt ebenfalls ganz unbekannte mandelförmige Samenkapsel des
ehemaligen Bernsteinbaumes.

2. Bernstein, Agtstein. Succinum, electrum,
lyncurium, glessum Tacit.
(Fr. succin, ambre
jaune, carabé.
Engl. amber).

Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe; und vom
durchsichtigen bis ins völlig Undurchsichtige; selten was-
serhell, meist ölklar*), theils Glasglanz, theils Wachs-
glanz; muscheliger Bruch; theils in besonderer Gestalt
als birnförmige oder kugelichte Tropfen. Läßt sich dre-
hen, poliren ꝛc. Gewicht eines durchsichtigen weingel-
ben = 1083. Ist vermuthlich als Folge einer der
frühern Erdrevolutionen aus Baumharz entstanden;
hält nicht selten fremde Körper eingeschlossen; zumal
Wald-Insecten ꝛc.**). Fundort vorzüglichst Samland
in Ostpreußen; theils in Flözen von bituminösem
Holz†) und Braunkohle; theils am Seestrande.

3. Erdöl, Bergöl, Steinöl. Petroleum.
Bitume liquide. (Engl. fossil tar).

Mehr oder weniger flüssig; theils nämlich vollkom-
men tropfbar (so die Naphtha); theils hingegen sehr
zähe, wie ein verdickter Theer (so der Bergtheer,
Maltha); eben so verschieden in Farbe und Durchsich-
tigkeit; jenes z. B. von mancherlei gelber Farbe; dieser
hingegen bis ins Schwarzbraune (der echte Barbados-
Theer grünlich-braun); jenes durchsichtig; dieser hinge-
gen kaum in dünnen Faden durchscheinend. Mittel-
Gewicht = 0,850. Starkriechend. Gehalt des Persi-
schen (nach Thomson) = 82,2 Kohlenstoff, 14,8
Wasserstoff. Fundort, zumal die Naphtha auf den

*) Hingegen ist der oft damit verwechselte Copal immer wasser-
hell, nie ölklar; fließt in Tropfen wenn er angebrannt wird, was
der Bernstein nicht thut; dagegen springen brennende Stückchen
von diesem in die Höhe, wenn man sie fallen läßt, was hinwiederum
nicht mit dem Copal geschieht.
**) vergl. G. C. Berendt's Insecten im Bernstein. Is H.
Danzig 1830. 4.
†) Zwischen diesem findet sich zuweilen, aber sehr selten, eine
bis jetzt ebenfalls ganz unbekannte mandelförmige Samenkapsel des
ehemaligen Bernsteinbaumes.
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[558/0576] 2. Bernstein, Agtstein. Succinum, electrum, lyncurium, glessum Tacit. (Fr. succin, ambre jaune, carabé. Engl. amber). Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe; und vom durchsichtigen bis ins völlig Undurchsichtige; selten was- serhell, meist ölklar *), theils Glasglanz, theils Wachs- glanz; muscheliger Bruch; theils in besonderer Gestalt als birnförmige oder kugelichte Tropfen. Läßt sich dre- hen, poliren ꝛc. Gewicht eines durchsichtigen weingel- ben = 1083. Ist vermuthlich als Folge einer der frühern Erdrevolutionen aus Baumharz entstanden; hält nicht selten fremde Körper eingeschlossen; zumal Wald-Insecten ꝛc. **). Fundort vorzüglichst Samland in Ostpreußen; theils in Flözen von bituminösem Holz †) und Braunkohle; theils am Seestrande. 3. Erdöl, Bergöl, Steinöl. Petroleum. Bitume liquide. (Engl. fossil tar). Mehr oder weniger flüssig; theils nämlich vollkom- men tropfbar (so die Naphtha); theils hingegen sehr zähe, wie ein verdickter Theer (so der Bergtheer, Maltha); eben so verschieden in Farbe und Durchsich- tigkeit; jenes z. B. von mancherlei gelber Farbe; dieser hingegen bis ins Schwarzbraune (der echte Barbados- Theer grünlich-braun); jenes durchsichtig; dieser hinge- gen kaum in dünnen Faden durchscheinend. Mittel- Gewicht = 0,850. Starkriechend. Gehalt des Persi- schen (nach Thomson) = 82,2 Kohlenstoff, 14,8 Wasserstoff. Fundort, zumal die Naphtha auf den *) Hingegen ist der oft damit verwechselte Copal immer wasser- hell, nie ölklar; fließt in Tropfen wenn er angebrannt wird, was der Bernstein nicht thut; dagegen springen brennende Stückchen von diesem in die Höhe, wenn man sie fallen läßt, was hinwiederum nicht mit dem Copal geschieht. **) vergl. G. C. Berendt's Insecten im Bernstein. Is H. Danzig 1830. 4. †) Zwischen diesem findet sich zuweilen, aber sehr selten, eine bis jetzt ebenfalls ganz unbekannte mandelförmige Samenkapsel des ehemaligen Bernsteinbaumes.

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  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830/576>, abgerufen am 26.04.2024.