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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789.

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in sofern ihre Membranen von der Gewalt des
einströmenden Blutes ausgedehnt werden d), aber
sogleich darauf ihren vorigen Durchmesser wieder
erlangen; von eben dieser Gewalt rührt auch die
schlängelnde Bewegung her, die man an größern
in mannigfaltigen Krümmungen fortlaufenden,
und durch ein lockeres Zellgewebe befestigten Ar-
terien zuweilen beobachtet.

Daß aber die Arterien im gesunden Zustan-
de, so lange das Herz seiner Verrichtung vorstehen
kann, ein Vermögen besitzen, sich in einen en-
gern Raum zusammenzuziehen, kommt mir nicht
wahrscheinlich vor: ein anderes ist in dem kran-
ken Zustande, wenn das Herz mangelt, oder ver-
knöchert ist, wo alsdann die Arterien die Stelle
des Herzens vertreten, und das Blut mittelst ih-
rer Lebenskraft forttreiben müssen.

a) Arthaud Diss. sur la dilation des arteres. Par.
1771. 8.

Jadelot Mem. sur la cause de la pulsation des
arteres. Nancy
. 1771. 8.

§. 126.

Da aber die Kraft des Herzens nicht auf die
kleinsten Endungen der Arterien und Venen sich
erstrecken kann, wie einige berühmte Physiologen,
besonders Whytt, dafürhalten, so schreiben sie
den Forttrieb des Blutes in diesen entlegenen
Gegenden gewissen Schwingungen dieser Gefäße
zu; und aus eben diesen zitternden Bewegungen
erklären sie auf eine nicht ganz unbefriedigende
Weise die Natur der Entzündung.

in sofern ihre Membranen von der Gewalt des
einströmenden Blutes ausgedehnt werden d), aber
sogleich darauf ihren vorigen Durchmesser wieder
erlangen; von eben dieser Gewalt rührt auch die
schlängelnde Bewegung her, die man an größern
in mannigfaltigen Krümmungen fortlaufenden,
und durch ein lockeres Zellgewebe befestigten Ar-
terien zuweilen beobachtet.

Daß aber die Arterien im gesunden Zustan-
de, so lange das Herz seiner Verrichtung vorstehen
kann, ein Vermögen besitzen, sich in einen en-
gern Raum zusammenzuziehen, kommt mir nicht
wahrscheinlich vor: ein anderes ist in dem kran-
ken Zustande, wenn das Herz mangelt, oder ver-
knöchert ist, wo alsdann die Arterien die Stelle
des Herzens vertreten, und das Blut mittelst ih-
rer Lebenskraft forttreiben müssen.

a) Arthaud Diss. sur la dilation des arteres. Par.
1771. 8.

Jadelot Mem. sur la cause de la pulsation des
arteres. Nancy
. 1771. 8.

§. 126.

Da aber die Kraft des Herzens nicht auf die
kleinsten Endungen der Arterien und Venen sich
erstrecken kann, wie einige berühmte Physiologen,
besonders Whytt, dafürhalten, so schreiben sie
den Forttrieb des Blutes in diesen entlegenen
Gegenden gewissen Schwingungen dieser Gefäße
zu; und aus eben diesen zitternden Bewegungen
erklären sie auf eine nicht ganz unbefriedigende
Weise die Natur der Entzündung.

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[76/0096] in sofern ihre Membranen von der Gewalt des einströmenden Blutes ausgedehnt werden d), aber sogleich darauf ihren vorigen Durchmesser wieder erlangen; von eben dieser Gewalt rührt auch die schlängelnde Bewegung her, die man an größern in mannigfaltigen Krümmungen fortlaufenden, und durch ein lockeres Zellgewebe befestigten Ar- terien zuweilen beobachtet. Daß aber die Arterien im gesunden Zustan- de, so lange das Herz seiner Verrichtung vorstehen kann, ein Vermögen besitzen, sich in einen en- gern Raum zusammenzuziehen, kommt mir nicht wahrscheinlich vor: ein anderes ist in dem kran- ken Zustande, wenn das Herz mangelt, oder ver- knöchert ist, wo alsdann die Arterien die Stelle des Herzens vertreten, und das Blut mittelst ih- rer Lebenskraft forttreiben müssen. a) Arthaud Diss. sur la dilation des arteres. Par. 1771. 8. Jadelot Mem. sur la cause de la pulsation des arteres. Nancy. 1771. 8. §. 126. Da aber die Kraft des Herzens nicht auf die kleinsten Endungen der Arterien und Venen sich erstrecken kann, wie einige berühmte Physiologen, besonders Whytt, dafürhalten, so schreiben sie den Forttrieb des Blutes in diesen entlegenen Gegenden gewissen Schwingungen dieser Gefäße zu; und aus eben diesen zitternden Bewegungen erklären sie auf eine nicht ganz unbefriedigende Weise die Natur der Entzündung.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/96>, abgerufen am 30.04.2024.