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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795.

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in das übrige zelligte Gewebe des Körpers ergos-
sen hatte. - Die Nervenbündel und Nervenfäden
sind in den obenangeführten einfachen und zusam-
mengesetzten Nervenknoten nach einer verschiedenen
Ordnung vertheilt; denn in den einfachen laufen
dieselben alle zugleich durch die Axe desselben hin-
durch, zum Theil aber weichen sie auch von diesem
Wege ab, und laufen nach den Seitentheilen zu,
und von dieser Richtung der Nervenfäden hängt
auch die jeder dieser beyden Arten von Nervenkno-
ten eigene Gestalt ab.

Zum 362. §.

Unter den Entdeckungen, womit in den neue-
ren Zeiten die Physiologie bereichert worden ist,
gehört unstreitig die genauere Kenntniß des Ma-
gensafts, die vorzüglich durch die Versuche des be-
rühmten Spallanzani a) in ein helles Licht gesetzt
worden ist.

Die brechenerregende Kraft der eingeschluck-
ten atmosphärischen Luft hat Hr. Gosse durch Be-
obachtungen an seinem eigenen Körper bestätigt b),
wovon uns Hr. Senebier folgendes erzählt: Herr
Gosse hatte in seiner Kindheit das Vermögen er-
langt Luft zu schlucken: Eines Tages, da ihm
übel, und er ein saures Aufstoßen empfand, ge-
rieth er auf den Einfall Luft zu verschlucken, die-
se verschluckte Luft machte, daß er sich erbrach,
worauf er wieder besser wurde. Dieses Mittels
hat er sich also bey verderbtem Magen immer be-
dient; Luft ist für ihn ein sichers Brechmittel,
das seine Wirkung thut, ohne ihm Uebelseyn,
oder Entkräftung zu verursachen, und das ihm

in das übrige zelligte Gewebe des Körpers ergos-
sen hatte. – Die Nervenbündel und Nervenfäden
sind in den obenangeführten einfachen und zusam-
mengesetzten Nervenknoten nach einer verschiedenen
Ordnung vertheilt; denn in den einfachen laufen
dieselben alle zugleich durch die Axe desselben hin-
durch, zum Theil aber weichen sie auch von diesem
Wege ab, und laufen nach den Seitentheilen zu,
und von dieser Richtung der Nervenfäden hängt
auch die jeder dieser beyden Arten von Nervenkno-
ten eigene Gestalt ab.

Zum 362. §.

Unter den Entdeckungen, womit in den neue-
ren Zeiten die Physiologie bereichert worden ist,
gehört unstreitig die genauere Kenntniß des Ma-
gensafts, die vorzüglich durch die Versuche des be-
rühmten Spallanzani a) in ein helles Licht gesetzt
worden ist.

Die brechenerregende Kraft der eingeschluck-
ten atmosphärischen Luft hat Hr. Gosse durch Be-
obachtungen an seinem eigenen Körper bestätigt b),
wovon uns Hr. Senebier folgendes erzählt: Herr
Gosse hatte in seiner Kindheit das Vermögen er-
langt Luft zu schlucken: Eines Tages, da ihm
übel, und er ein saures Aufstoßen empfand, ge-
rieth er auf den Einfall Luft zu verschlucken, die-
se verschluckte Luft machte, daß er sich erbrach,
worauf er wieder besser wurde. Dieses Mittels
hat er sich also bey verderbtem Magen immer be-
dient; Luft ist für ihn ein sichers Brechmittel,
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[396/0412] in das übrige zelligte Gewebe des Körpers ergos- sen hatte. – Die Nervenbündel und Nervenfäden sind in den obenangeführten einfachen und zusam- mengesetzten Nervenknoten nach einer verschiedenen Ordnung vertheilt; denn in den einfachen laufen dieselben alle zugleich durch die Axe desselben hin- durch, zum Theil aber weichen sie auch von diesem Wege ab, und laufen nach den Seitentheilen zu, und von dieser Richtung der Nervenfäden hängt auch die jeder dieser beyden Arten von Nervenkno- ten eigene Gestalt ab. Zum 362. §. Unter den Entdeckungen, womit in den neue- ren Zeiten die Physiologie bereichert worden ist, gehört unstreitig die genauere Kenntniß des Ma- gensafts, die vorzüglich durch die Versuche des be- rühmten Spallanzani a) in ein helles Licht gesetzt worden ist. Die brechenerregende Kraft der eingeschluck- ten atmosphärischen Luft hat Hr. Gosse durch Be- obachtungen an seinem eigenen Körper bestätigt b), wovon uns Hr. Senebier folgendes erzählt: Herr Gosse hatte in seiner Kindheit das Vermögen er- langt Luft zu schlucken: Eines Tages, da ihm übel, und er ein saures Aufstoßen empfand, ge- rieth er auf den Einfall Luft zu verschlucken, die- se verschluckte Luft machte, daß er sich erbrach, worauf er wieder besser wurde. Dieses Mittels hat er sich also bey verderbtem Magen immer be- dient; Luft ist für ihn ein sichers Brechmittel, das seine Wirkung thut, ohne ihm Uebelseyn, oder Entkräftung zu verursachen, und das ihm

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/412>, abgerufen am 27.04.2024.