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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 4. Zürich, 1742.

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Echo
Wort Trill eine leichtsinnige Metze bedeutet. Al-
so habe ich allem Aergerniß vorbiegen wollen.
16. Jch habe die Lücken, wo die verworffenen
Vocalen ihren Sitz haben, mit Sternchen aus-
gefüllet, in Hofnung, daß diese Sternchen den
Nahmen nicht verdunkeln, sondern erleuchten wer-
den. Damit habe ich zugleich zu verstehen ge-
ben wollen, daß dieser durchlauchtige Nahme
meines Helden eben so wol verdiente, unter die
Sternen versetzt zu werden, als die beyden Bären.
17. Jch muß zwar bekennen, daß sich in dem
Texte statt der Sternen wider meinen Willen nur
blosse Alltagsstriche eingeschlichen haben: Und
mein Tadler hat den wahren Grund von diesem
Fehler im ersten Mal errathen, weil nämlich die
Sterne etwas rar gewesen sind.
Man mußte
aus Mangel Kalks mit Leim mauren.
18. Nichtsdestoweniger, weil alles was neu
und seltsam ist, die Verwunderung erwecken kan,
so habe ich nicht ohne Grund erachtet, daß diese
neue Art den Trillerischen Nahmen zu schreiben
statt eines Nota bene meine Leser auf diesen be-
liebten und belobten Nahmen aufmerksam machen
werde. Pulchrum est digito monstrari & di-
cier HIC EST!
19. Jch könnte noch hinzusetzen, daß ich den
Geist derjenigen von meinen Lesern, die sich ger-
ne an der Auflösung nicht allzu verworrener Räth-
sel, und an der Entzieferung nicht so gar verstek-
ter Logogriphen belustigen, um etwas angenehm
habe beschäftigen wollen, doch so daß sie ohne vieles
Kopfbrechen das Geheimniß entdecken könnten.
20. End-
Echo
Wort Trill eine leichtſinnige Metze bedeutet. Al-
ſo habe ich allem Aergerniß vorbiegen wollen.
16. Jch habe die Luͤcken, wo die verworffenen
Vocalen ihren Sitz haben, mit Sternchen aus-
gefuͤllet, in Hofnung, daß dieſe Sternchen den
Nahmen nicht verdunkeln, ſondern erleuchten wer-
den. Damit habe ich zugleich zu verſtehen ge-
ben wollen, daß dieſer durchlauchtige Nahme
meines Helden eben ſo wol verdiente, unter die
Sternen verſetzt zu werden, als die beyden Baͤren.
17. Jch muß zwar bekennen, daß ſich in dem
Texte ſtatt der Sternen wider meinen Willen nur
bloſſe Alltagsſtriche eingeſchlichen haben: Und
mein Tadler hat den wahren Grund von dieſem
Fehler im erſten Mal errathen, weil naͤmlich die
Sterne etwas rar geweſen ſind.
Man mußte
aus Mangel Kalks mit Leim mauren.
18. Nichtsdeſtoweniger, weil alles was neu
und ſeltſam iſt, die Verwunderung erwecken kan,
ſo habe ich nicht ohne Grund erachtet, daß dieſe
neue Art den Trilleriſchen Nahmen zu ſchreiben
ſtatt eines Nota bene meine Leſer auf dieſen be-
liebten und belobten Nahmen aufmerkſam machen
werde. Pulchrum eſt digito monſtrari & di-
cier HIC EST!
19. Jch koͤnnte noch hinzuſetzen, daß ich den
Geiſt derjenigen von meinen Leſern, die ſich ger-
ne an der Aufloͤſung nicht allzu verworrener Raͤth-
ſel, und an der Entzieferung nicht ſo gar verſtek-
ter Logogriphen beluſtigen, um etwas angenehm
habe beſchaͤftigen wollen, doch ſo daß ſie ohne vieles
Kopfbrechen das Geheimniß entdecken koͤnnten.
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[58/0060] Echo Wort Trill eine leichtſinnige Metze bedeutet. Al- ſo habe ich allem Aergerniß vorbiegen wollen. 16. Jch habe die Luͤcken, wo die verworffenen Vocalen ihren Sitz haben, mit Sternchen aus- gefuͤllet, in Hofnung, daß dieſe Sternchen den Nahmen nicht verdunkeln, ſondern erleuchten wer- den. Damit habe ich zugleich zu verſtehen ge- ben wollen, daß dieſer durchlauchtige Nahme meines Helden eben ſo wol verdiente, unter die Sternen verſetzt zu werden, als die beyden Baͤren. 17. Jch muß zwar bekennen, daß ſich in dem Texte ſtatt der Sternen wider meinen Willen nur bloſſe Alltagsſtriche eingeſchlichen haben: Und mein Tadler hat den wahren Grund von dieſem Fehler im erſten Mal errathen, weil naͤmlich die Sterne etwas rar geweſen ſind. Man mußte aus Mangel Kalks mit Leim mauren. 18. Nichtsdeſtoweniger, weil alles was neu und ſeltſam iſt, die Verwunderung erwecken kan, ſo habe ich nicht ohne Grund erachtet, daß dieſe neue Art den Trilleriſchen Nahmen zu ſchreiben ſtatt eines Nota bene meine Leſer auf dieſen be- liebten und belobten Nahmen aufmerkſam machen werde. Pulchrum eſt digito monſtrari & di- cier HIC EST! 19. Jch koͤnnte noch hinzuſetzen, daß ich den Geiſt derjenigen von meinen Leſern, die ſich ger- ne an der Aufloͤſung nicht allzu verworrener Raͤth- ſel, und an der Entzieferung nicht ſo gar verſtek- ter Logogriphen beluſtigen, um etwas angenehm habe beſchaͤftigen wollen, doch ſo daß ſie ohne vieles Kopfbrechen das Geheimniß entdecken koͤnnten. 20. End-

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 4. Zürich, 1742, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung04_1742/60>, abgerufen am 30.04.2024.