Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742.

Bild:
<< vorherige Seite

zur III. Gottsch. Dichtk.
barten Cantons n, belehret und versichert wor-
den: daß die gantze Schweitz den zürcherischen
Kunstrichtern in ihren Lehrsätzen und Urtheilen
eben nicht beypflichte, vielweniger dieselben da-
zu bevollmächtiget habe, allem deutschen Witze
Hohn zu sprechen. o Jch will doch, weil man
mir in Zürich das Exempel dazu gegeben hat,
einmal auch als ein Mathanasius thun p, und

Stel-
Wenn alle diejenigen, die Gottscheds reinen Geschmack
in der Poesie und der Critick mit gutem Hertzen verehren,
und den Zürcherischen Kunstrichtern in ihren Lehrsätzen und
Urtheilen eben nicht beypflichten, sich eben dadurch des Ti-
tels wackerer und gelehrter Männer würdig machen, so
sind derselben so viel in der Schweitz, daß man schwerlich
wird errathen können, welche und wie viel eigentlich hier
gemeint seyn.
n Aus benachbarten Cantons) Solche sind Bern,
Schafhausen, und Zug.
o Allem deutschen Witze Hohn zu sprechen) Diese
Ausdrückung ist mit der oben angemerckten, auf den ver-
derbten Geschmack der Deutschen schmählen,
gantz gleich-
gültig: daher bin ich auf die Muthmassung gefallen, es
müsse hier anstatt Witz, Unwitz gelesen werden: Aller-
massen ich versichern kan, daß diese Zürchischen Kunstrich-
ter eben so wenig von der gantzen Schweitz bevollmächtiget
worden, dem deutschen Unwitze Hohn zu sprechen.
p Als ein Mathanasius thun) Es wollen einige für
Mathanasius, Mataiologus lesen; denen ich aber nicht
beypflichten kan; ungeachtet jedermann weiß, daß Matha-
nasius es sich bey seinen Anzügen nicht vollkommen so einen
Ernst seyn lassen, als der Leipzigische Mathanasius bey den
seinigen.
H 2

zur III. Gottſch. Dichtk.
barten Cantons n, belehret und verſichert wor-
den: daß die gantze Schweitz den zuͤrcheriſchen
Kunſtrichtern in ihren Lehrſaͤtzen und Urtheilen
eben nicht beypflichte, vielweniger dieſelben da-
zu bevollmaͤchtiget habe, allem deutſchen Witze
Hohn zu ſprechen. o Jch will doch, weil man
mir in Zuͤrich das Exempel dazu gegeben hat,
einmal auch als ein Mathanaſius thun p, und

Stel-
Wenn alle diejenigen, die Gottſcheds reinen Geſchmack
in der Poeſie und der Critick mit gutem Hertzen verehren,
und den Zuͤrcheriſchen Kunſtrichtern in ihren Lehrſaͤtzen und
Urtheilen eben nicht beypflichten, ſich eben dadurch des Ti-
tels wackerer und gelehrter Maͤnner wuͤrdig machen, ſo
ſind derſelben ſo viel in der Schweitz, daß man ſchwerlich
wird errathen koͤnnen, welche und wie viel eigentlich hier
gemeint ſeyn.
n Aus benachbarten Cantons) Solche ſind Bern,
Schafhauſen, und Zug.
o Allem deutſchen Witze Hohn zu ſprechen) Dieſe
Ausdruͤckung iſt mit der oben angemerckten, auf den ver-
derbten Geſchmack der Deutſchen ſchmaͤhlen,
gantz gleich-
guͤltig: daher bin ich auf die Muthmaſſung gefallen, es
muͤſſe hier anſtatt Witz, Unwitz geleſen werden: Aller-
maſſen ich verſichern kan, daß dieſe Zuͤrchiſchen Kunſtrich-
ter eben ſo wenig von der gantzen Schweitz bevollmaͤchtiget
worden, dem deutſchen Unwitze Hohn zu ſprechen.
p Als ein Mathanaſius thun) Es wollen einige fuͤr
Mathanaſius, Mataiologus leſen; denen ich aber nicht
beypflichten kan; ungeachtet jedermann weiß, daß Matha-
naſius es ſich bey ſeinen Anzuͤgen nicht vollkommen ſo einen
Ernſt ſeyn laſſen, als der Leipzigiſche Mathanaſius bey den
ſeinigen.
H 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0115" n="115"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">zur <hi rendition="#aq">III.</hi> Gott&#x017F;ch. Dichtk.</hi></fw><lb/>
barten Cantons <note place="foot" n="n"><hi rendition="#fr">Aus benachbarten Cantons)</hi> Solche &#x017F;ind Bern,<lb/>
Schafhau&#x017F;en, und Zug.</note>, belehret und ver&#x017F;ichert wor-<lb/>
den: daß die gantze Schweitz den zu&#x0364;rcheri&#x017F;chen<lb/>
Kun&#x017F;trichtern in ihren Lehr&#x017F;a&#x0364;tzen und Urtheilen<lb/>
eben nicht beypflichte, vielweniger die&#x017F;elben da-<lb/>
zu bevollma&#x0364;chtiget habe, allem deut&#x017F;chen Witze<lb/>
Hohn zu &#x017F;prechen. <note place="foot" n="o"><hi rendition="#fr">Allem deut&#x017F;chen Witze Hohn zu &#x017F;prechen)</hi> Die&#x017F;e<lb/>
Ausdru&#x0364;ckung i&#x017F;t mit der oben angemerckten, <hi rendition="#fr">auf den ver-<lb/>
derbten Ge&#x017F;chmack der Deut&#x017F;chen &#x017F;chma&#x0364;hlen,</hi> gantz gleich-<lb/>
gu&#x0364;ltig: daher bin ich auf die Muthma&#x017F;&#x017F;ung gefallen, es<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e hier an&#x017F;tatt <hi rendition="#fr">Witz, Unwitz</hi> gele&#x017F;en werden: Aller-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en ich ver&#x017F;ichern kan, daß die&#x017F;e Zu&#x0364;rchi&#x017F;chen Kun&#x017F;trich-<lb/>
ter eben &#x017F;o wenig von der gantzen Schweitz bevollma&#x0364;chtiget<lb/>
worden, dem deut&#x017F;chen Unwitze Hohn zu &#x017F;prechen.</note> Jch will doch, weil man<lb/>
mir in Zu&#x0364;rich das Exempel dazu gegeben hat,<lb/>
einmal auch als ein Mathana&#x017F;ius thun <note place="foot" n="p"><hi rendition="#fr">Als ein Mathana&#x017F;ius thun)</hi> Es wollen einige fu&#x0364;r<lb/>
M<hi rendition="#fr">athana&#x017F;ius, Mataiologus</hi> le&#x017F;en; denen ich aber nicht<lb/>
beypflichten kan; ungeachtet jedermann weiß, daß Matha-<lb/>
na&#x017F;ius es &#x017F;ich bey &#x017F;einen Anzu&#x0364;gen nicht vollkommen &#x017F;o einen<lb/>
Ern&#x017F;t &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en, als der Leipzigi&#x017F;che Mathana&#x017F;ius bey den<lb/>
&#x017F;einigen.</note>, und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Stel-</fw><lb/><note xml:id="f46" prev="#f45" place="foot" n="m">Wenn alle diejenigen, die Gott&#x017F;cheds reinen Ge&#x017F;chmack<lb/>
in der Poe&#x017F;ie und der Critick mit gutem Hertzen verehren,<lb/>
und den Zu&#x0364;rcheri&#x017F;chen Kun&#x017F;trichtern in ihren Lehr&#x017F;a&#x0364;tzen und<lb/>
Urtheilen eben nicht beypflichten, &#x017F;ich eben dadurch des Ti-<lb/>
tels <hi rendition="#fr">wackerer</hi> und <hi rendition="#fr">gelehrter</hi> Ma&#x0364;nner wu&#x0364;rdig machen, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ind der&#x017F;elben &#x017F;o viel in der Schweitz, daß man &#x017F;chwerlich<lb/>
wird errathen ko&#x0364;nnen, welche und wie viel eigentlich hier<lb/>
gemeint &#x017F;eyn.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0115] zur III. Gottſch. Dichtk. barten Cantons n, belehret und verſichert wor- den: daß die gantze Schweitz den zuͤrcheriſchen Kunſtrichtern in ihren Lehrſaͤtzen und Urtheilen eben nicht beypflichte, vielweniger dieſelben da- zu bevollmaͤchtiget habe, allem deutſchen Witze Hohn zu ſprechen. o Jch will doch, weil man mir in Zuͤrich das Exempel dazu gegeben hat, einmal auch als ein Mathanaſius thun p, und Stel- m n Aus benachbarten Cantons) Solche ſind Bern, Schafhauſen, und Zug. o Allem deutſchen Witze Hohn zu ſprechen) Dieſe Ausdruͤckung iſt mit der oben angemerckten, auf den ver- derbten Geſchmack der Deutſchen ſchmaͤhlen, gantz gleich- guͤltig: daher bin ich auf die Muthmaſſung gefallen, es muͤſſe hier anſtatt Witz, Unwitz geleſen werden: Aller- maſſen ich verſichern kan, daß dieſe Zuͤrchiſchen Kunſtrich- ter eben ſo wenig von der gantzen Schweitz bevollmaͤchtiget worden, dem deutſchen Unwitze Hohn zu ſprechen. p Als ein Mathanaſius thun) Es wollen einige fuͤr Mathanaſius, Mataiologus leſen; denen ich aber nicht beypflichten kan; ungeachtet jedermann weiß, daß Matha- naſius es ſich bey ſeinen Anzuͤgen nicht vollkommen ſo einen Ernſt ſeyn laſſen, als der Leipzigiſche Mathanaſius bey den ſeinigen. m Wenn alle diejenigen, die Gottſcheds reinen Geſchmack in der Poeſie und der Critick mit gutem Hertzen verehren, und den Zuͤrcheriſchen Kunſtrichtern in ihren Lehrſaͤtzen und Urtheilen eben nicht beypflichten, ſich eben dadurch des Ti- tels wackerer und gelehrter Maͤnner wuͤrdig machen, ſo ſind derſelben ſo viel in der Schweitz, daß man ſchwerlich wird errathen koͤnnen, welche und wie viel eigentlich hier gemeint ſeyn. H 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung06_1742
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung06_1742/115
Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung06_1742/115>, abgerufen am 07.05.2024.