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Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896.

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1. Das Paraffin wird in einem geräumigen Metall-
kessel auf mäßigem Feuer oder Dampf unter stetem Um-
rühren geschmolzen, alsdann der Kessel vom Feuer oder
Dampfbade heruntergenommen und so lange gerührt, bis
die Masse eben anfängt am Rande zu erstarren. Hierauf
werden ungefähr 6 Theile Petroleumäther, oder auch
Schwefelkohlenstoff beigegeben und bis zur vollständigen
Lösung gerührt. Diese Lösung bringt man nun in gut
schließbare Gefäße zur Aufbewahrung oder verwendet sie
unmittelbar nach ihrer Herstellung. Bei dieser und der nach-
folgenden Methode der Paraffinlösung empfiehlt es sich,
sich gegen Feuer zu schützen.

2. Man schneidet mittelst Messer das Paraffin in sehr
dünne Scheibchen und bringt diese in ein hermetisch ver-
schlossenes Gefäß, übergießt sie mit dem Fünffachen an
Schwefelkohlenstoff und läßt sie 2 bis 3 Tage stehen. In
dieser Zeit hat sich das Paraffin mit dem Schwefelkohlen-
stoffe innigst verbunden und ist zu einer dicken milchigen
Masse gelöst.

Von dem unter 1 und 2 gelösten Paraffin setzt man
der Streichfarbe zu wie folgt: 100 Theile Blanc fix, mit der
zu nuancirenden Farbe gemischt, werden mit 11 bis 15
Theilen durch Erweichen in Wasser erhaltener Leimgelatine
versetzt und tüchtig verarbeitet. Dann giebt man 12 bis 17
Theile des gelösten Paraffins dem vorher hergestellten
Farbenteig bei und etwa noch 12 Theile erweichtes Wachs,
wie solches in der Buntpapierfabrikation gewöhnlich ver-
wendet wird. Ist die Farbe zum Streichen noch zu dick, so
hilft man sich mit einem entsprechenden Zusatze von lau-
warmem Wasser, giebt das Ganze durch ein feines Haarsieb
und verarbeitet es.

3. Der zum Streichen fertigen Farbe kann man das
Paraffin, ohne vorheriges Lösungsmittel anzuwenden, bei-
geben, und zwar: Man schneidet das Paraffin in dünne
Scheiben, bringt dieselben mit dem Farbenbrei zusammen
und erwärmt bis auf 40 Grad C. unter fortwährendem Um-
rühren so lange, bis alles Paraffin mit der Farbe ver-
bunden ist.


1. Das Paraffin wird in einem geraͤumigen Metall-
kessel auf maͤßigem Feuer oder Dampf unter stetem Um-
ruͤhren geschmolzen, alsdann der Kessel vom Feuer oder
Dampfbade heruntergenommen und so lange geruͤhrt, bis
die Masse eben anfaͤngt am Rande zu erstarren. Hierauf
werden ungefaͤhr 6 Theile Petroleumaͤther, oder auch
Schwefelkohlenstoff beigegeben und bis zur vollstaͤndigen
Loͤsung geruͤhrt. Diese Loͤsung bringt man nun in gut
schließbare Gefaͤße zur Aufbewahrung oder verwendet sie
unmittelbar nach ihrer Herstellung. Bei dieser und der nach-
folgenden Methode der Paraffinloͤsung empfiehlt es sich,
sich gegen Feuer zu schuͤtzen.

2. Man schneidet mittelst Messer das Paraffin in sehr
duͤnne Scheibchen und bringt diese in ein hermetisch ver-
schlossenes Gefaͤß, uͤbergießt sie mit dem Fuͤnffachen an
Schwefelkohlenstoff und laͤßt sie 2 bis 3 Tage stehen. In
dieser Zeit hat sich das Paraffin mit dem Schwefelkohlen-
stoffe innigst verbunden und ist zu einer dicken milchigen
Masse geloͤst.

Von dem unter 1 und 2 geloͤsten Paraffin setzt man
der Streichfarbe zu wie folgt: 100 Theile Blanc fix, mit der
zu nuancirenden Farbe gemischt, werden mit 11 bis 15
Theilen durch Erweichen in Wasser erhaltener Leimgelatine
versetzt und tuͤchtig verarbeitet. Dann giebt man 12 bis 17
Theile des geloͤsten Paraffins dem vorher hergestellten
Farbenteig bei und etwa noch 12 Theile erweichtes Wachs,
wie solches in der Buntpapierfabrikation gewoͤhnlich ver-
wendet wird. Ist die Farbe zum Streichen noch zu dick, so
hilft man sich mit einem entsprechenden Zusatze von lau-
warmem Wasser, giebt das Ganze durch ein feines Haarsieb
und verarbeitet es.

3. Der zum Streichen fertigen Farbe kann man das
Paraffin, ohne vorheriges Loͤsungsmittel anzuwenden, bei-
geben, und zwar: Man schneidet das Paraffin in duͤnne
Scheiben, bringt dieselben mit dem Farbenbrei zusammen
und erwaͤrmt bis auf 40 Grad C. unter fortwaͤhrendem Um-
ruͤhren so lange, bis alles Paraffin mit der Farbe ver-
bunden ist.


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[137/0146] 1. Das Paraffin wird in einem geraͤumigen Metall- kessel auf maͤßigem Feuer oder Dampf unter stetem Um- ruͤhren geschmolzen, alsdann der Kessel vom Feuer oder Dampfbade heruntergenommen und so lange geruͤhrt, bis die Masse eben anfaͤngt am Rande zu erstarren. Hierauf werden ungefaͤhr 6 Theile Petroleumaͤther, oder auch Schwefelkohlenstoff beigegeben und bis zur vollstaͤndigen Loͤsung geruͤhrt. Diese Loͤsung bringt man nun in gut schließbare Gefaͤße zur Aufbewahrung oder verwendet sie unmittelbar nach ihrer Herstellung. Bei dieser und der nach- folgenden Methode der Paraffinloͤsung empfiehlt es sich, sich gegen Feuer zu schuͤtzen. 2. Man schneidet mittelst Messer das Paraffin in sehr duͤnne Scheibchen und bringt diese in ein hermetisch ver- schlossenes Gefaͤß, uͤbergießt sie mit dem Fuͤnffachen an Schwefelkohlenstoff und laͤßt sie 2 bis 3 Tage stehen. In dieser Zeit hat sich das Paraffin mit dem Schwefelkohlen- stoffe innigst verbunden und ist zu einer dicken milchigen Masse geloͤst. Von dem unter 1 und 2 geloͤsten Paraffin setzt man der Streichfarbe zu wie folgt: 100 Theile Blanc fix, mit der zu nuancirenden Farbe gemischt, werden mit 11 bis 15 Theilen durch Erweichen in Wasser erhaltener Leimgelatine versetzt und tuͤchtig verarbeitet. Dann giebt man 12 bis 17 Theile des geloͤsten Paraffins dem vorher hergestellten Farbenteig bei und etwa noch 12 Theile erweichtes Wachs, wie solches in der Buntpapierfabrikation gewoͤhnlich ver- wendet wird. Ist die Farbe zum Streichen noch zu dick, so hilft man sich mit einem entsprechenden Zusatze von lau- warmem Wasser, giebt das Ganze durch ein feines Haarsieb und verarbeitet es. 3. Der zum Streichen fertigen Farbe kann man das Paraffin, ohne vorheriges Loͤsungsmittel anzuwenden, bei- geben, und zwar: Man schneidet das Paraffin in duͤnne Scheiben, bringt dieselben mit dem Farbenbrei zusammen und erwaͤrmt bis auf 40 Grad C. unter fortwaͤhrendem Um- ruͤhren so lange, bis alles Paraffin mit der Farbe ver- bunden ist.

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Zitationshilfe: Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896/146>, abgerufen am 29.04.2024.