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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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I. Die Schutzwaffen.
der dreieckige Schild den Mann nur sehr unzureichend. Erst als der
Reiterschild zum "petit ecu" zusammenschrumpfte und damit für den
Fussstreiter vollkommen unbrauchbar wurde, wird eine Verschiedenheit
in der Bewaffnung insofern wahrnehmbar, als der letztere den alten,
längeren Dreieckschild, welchen der Reiter abgelegt hatte, fernerhin
beibehielt. (Fig. 185, 186.)

Um 1300 hatte die Harnischerzeugung wieder einen erheblichen
Fortschritt gemacht, dadurch verlor der Reiterschild abermals an Be-
deutung; er wird nun zu einer kleinen, dreieckigen Tartsche (petit
ecu) mit geradlinigen Rändern, die wenig mehr als die halbe Brust und

[Abbildung] Fig. 187.

Reiterschild aus dem Frauenkloster Seedorf im
Kanton Uri, wahrscheinlich von einem Angehörigen der Familie von
Briens. Erste Hälfte des 13. Jahrhunderts.

die linke Schulter deckt. Der Name Tartsche, welcher um die
genannte Zeit zum erstenmale auftritt, leitet sich von dem arabischen
darake ab, wovon das italienische targa stammt, womit ursprüng-
lich der kleine Rundschild bezeichnet wurde. (Fig. 187.)

Vom Ende des 13. Jahrhunderts, von etwa 1274 bis 1348 an
begegnen wir in der kriegerischen Ausrüstung französischer und bur-

I. Die Schutzwaffen.
der dreieckige Schild den Mann nur sehr unzureichend. Erst als der
Reiterschild zum „petit écu“ zusammenschrumpfte und damit für den
Fuſsstreiter vollkommen unbrauchbar wurde, wird eine Verschiedenheit
in der Bewaffnung insofern wahrnehmbar, als der letztere den alten,
längeren Dreieckschild, welchen der Reiter abgelegt hatte, fernerhin
beibehielt. (Fig. 185, 186.)

Um 1300 hatte die Harnischerzeugung wieder einen erheblichen
Fortschritt gemacht, dadurch verlor der Reiterschild abermals an Be-
deutung; er wird nun zu einer kleinen, dreieckigen Tartsche (petit
écu) mit geradlinigen Rändern, die wenig mehr als die halbe Brust und

[Abbildung] Fig. 187.

Reiterschild aus dem Frauenkloster Seedorf im
Kanton Uri, wahrscheinlich von einem Angehörigen der Familie von
Briens. Erste Hälfte des 13. Jahrhunderts.

die linke Schulter deckt. Der Name Tartsche, welcher um die
genannte Zeit zum erstenmale auftritt, leitet sich von dem arabischen
dárake ab, wovon das italienische targa stammt, womit ursprüng-
lich der kleine Rundschild bezeichnet wurde. (Fig. 187.)

Vom Ende des 13. Jahrhunderts, von etwa 1274 bis 1348 an
begegnen wir in der kriegerischen Ausrüstung französischer und bur-

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[176/0194] I. Die Schutzwaffen. der dreieckige Schild den Mann nur sehr unzureichend. Erst als der Reiterschild zum „petit écu“ zusammenschrumpfte und damit für den Fuſsstreiter vollkommen unbrauchbar wurde, wird eine Verschiedenheit in der Bewaffnung insofern wahrnehmbar, als der letztere den alten, längeren Dreieckschild, welchen der Reiter abgelegt hatte, fernerhin beibehielt. (Fig. 185, 186.) Um 1300 hatte die Harnischerzeugung wieder einen erheblichen Fortschritt gemacht, dadurch verlor der Reiterschild abermals an Be- deutung; er wird nun zu einer kleinen, dreieckigen Tartsche (petit écu) mit geradlinigen Rändern, die wenig mehr als die halbe Brust und [Abbildung Fig. 187. Reiterschild aus dem Frauenkloster Seedorf im Kanton Uri, wahrscheinlich von einem Angehörigen der Familie von Briens. Erste Hälfte des 13. Jahrhunderts.] die linke Schulter deckt. Der Name Tartsche, welcher um die genannte Zeit zum erstenmale auftritt, leitet sich von dem arabischen dárake ab, wovon das italienische targa stammt, womit ursprüng- lich der kleine Rundschild bezeichnet wurde. (Fig. 187.) Vom Ende des 13. Jahrhunderts, von etwa 1274 bis 1348 an begegnen wir in der kriegerischen Ausrüstung französischer und bur-

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/194>, abgerufen am 29.04.2024.